Bewertung
Snoop Dogg

Malice 'N Wonderland

Snoop Dogg, wie Calvin Broadus von sich selbst und dem Rest der Welt liebevoll genannt wird, ist selbst einer Person wie mir, deren engster Kontakt mit der Rap-Welt aus einer halbjährigen Eminem-Phase im 13. Lebensjahr bestand, so halbwegs ein Begriff – sei es wegen seines ungemein coolen "Huggy Bear"-Auftritts im "Starsky & Hutch"-Film oder einfach weil er all das, was mir an den anderen Gestalten seiner Branche so verhasst ist, so übertrieben zur Schau stellt, dass es fast schon wieder kultig ist. Zeit, über den (musikalischen) Schatten zu springen und sich sein neues Album "Malice 'N Wonderland" mit dem schon äußerst vielversprechend hässlichen Cover zu Gemüte zu führen...

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West Coast, G-Funk, Gangsta Rap – Begriffe, die man mit dem "Doggfather" verbindet und die er angeblich auf seinem neuesten Werk wieder mehr berücksichtigen wollte. Nach einem netten, von seinem Sohn gesprochenen Intro startet das Ding auch recht imposant: Ohne Eile und souverän rappt sich Snoop durch "I Wanna Rock", Stärkung für sein Ego gibt's dabei ständig von den mehrstimmigen "Snoop Dogg"-Rufen, die ihn den ganzen Song über begleiten.

Auch das unterkühlte "2 Minute Warning" und die erste Duett-Nummer "1800" mit einem grölenden Lil Jon hinterlassen noch Eindruck und vor allem Wohlwollen in meinen so unerfahrenen Ohren – das groovt, bleibt hängen und hat einen schön fiesen Unterton. Sogar die ersten Zweifel und "Stöhnendes, heulendes R'n'B-Chick versucht die Tonleiter zu erklimmen"-Befürchtungen, die beim weiblichen Gaststar Jazmine Sullivan auftauchen, lösen sich rasch auf: Nix da, die Dame hat Soul in der Stimme und bildet mit ihrem rauchig-angenehmen Refrain einen interessanten Kontrast zum stets selbstsicheren Gerappe des Doggfathers.

Aber dann – dann geht es rasch bergab mit dem Wohlwollen und Erstaunen: Mit viel zu vielen Gaststars und viel zu vielen Spielereien wird Nummer für Nummer in die so angesagte, aber zum Gähnen langweilige Dancefloor-R'n'B-Kerbe gehauen: "Gangsta Luv" featuring The-Dream klingt wenigstens noch harmlos, während mir bei "Pronto" featuring Soulja Boy fast schon wieder das Abendessen hochkommt. Selbst die Außerirdischen-Melodie, die im Hintergrund vor sich hinsäuselt, und der inbrünstig herbeigesehnte Part von Snoop Dogg können dieses furchtbare Lied und diesen furchtbaren Soulja Boy kein Stückchen besser machen.

"That's Tha Homie" gerät mit seinem sich ständig wiederholenden "Would you say my name"-Refrain auf Dauer etwas eintönig, frisst sich dafür aber umso heftiger seinen Weg durch die Gehörgänge – immerhin ist es amüsant, Snoop beim "Philosophieren" über sich selbst und seine Homies zuzuhören. Nach dem relativ unspektakulären "Upside Down" kommt mit Unterstützung von Kokane endlich wieder eine Nummer, die aus dem ganzen Gepansche heraussticht: "Secrets" klingt herrlich altmodisch und trashig und könnte glatt vom Soundtrack eines Gangsterfilms aus den 80ern stammen. Was den Song ebenfalls sympathisch macht, ist die Tatsache, dass man dem Duettpartner nicht sofort wieder das Maul stopfen möchte, sobald er zu singen beginnt.

"Pimpin Ain't EZ" ist dann der nächste Griff ins Klo – ein großer Name wie der von R. Kelly garantiert noch lange keinen Hit, denn manchmal versteckt sich hinter einem großen Namen eben doch bloß eine weitere Schnarchnase. Weiterskippen bringt nur teilweise Besserung: Die zweite Nummer mit The-Dream ("Luv Drunk") bekommt nur durch den guten alten Snoop etwas Charakter – "You know who I am / I'm the motherfucking dogg" sagt er mit hypnotischer Stimme und hat alleine mit diesem Satz schon alle außer Gefecht gesetzt.

Möglicherweise ist die abschließende Nummer "Special" mit Brandy und Pharrell ein 1A-Soft-R'n'B-Song – für meine Ohren klingt es leider nur nach einem weiteren Kampf der Schnarchnasen, bei dem bloß herumgeeiert wird. Ach, und dann kommt noch ein wahnsinnig spannendes Outro, in dem Snoop seine Frau zu einem Ausflug einlädt, weil ja jetzt die Platte fertig ist.

Fazit

Selbst für jemanden wie mich riecht der Großteil auf "Malice 'N Wonderland" ganz stark nach Füllmaterial und Belanglosigkeit, Verständnis für Rap hin oder her. Normalerweise sollten Gaststars und Duettpartner für etwas Abwechslung und Schwung sorgen – hier wirkt aber alles gezwungen und aufgesetzt, am besten ist der "Doggfather" einfach, wenn er alleine und ohne große Mittel rappt. Wenigstens die Reihenfolge der Songs hätte man noch anders einteilen können – auf ein paar tatsächlich starke Nummern folgt fast nur noch Durchschnittsware, was den anfänglich guten Gesamteindruck natürlich gehörig dämpft.

Anspieltipps

2 Minute Warning

1800

Different Languages

Secrets

Artistpage

SnoopDogg.com

Tracks

1.Intro
2.I Wanna Rock
3.2 Minute Warning
4.1800featuring Lil Jon
5.Different Languagesfeaturing Jazmine Sullivan
6.Gangsta Luvfeaturing The-Dream
7.Prontofeaturing Soulja Boy Tell 'Em
8.That's tha Homie
9.Upside Downfeaturing Nipsey Hussle & Problem
10.Secretsfeaturing Kokane
11.Pimpin Ain't EZfeaturing R. Kelly
12.Luv Drunkfeaturing The-Dream
13.Specialfeaturing Brandy & Pharrell
14.Outro

Stephanie Stummer - myFanbase
20.01.2010

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