Bewertung
Killers, The

Sam's Town

Als Brandon Flowers 2006 verkündete das neue Album seiner Band The Killers sei "eines der besten, der letzten 20 Jahre", war die Empörung groß. Ob das der Grund war, warum jenes Album später mit gemischten Kritiken angenommen wurde und es sogar auf Platz eins der Liste der unterbewertesten Alben der Dekade, veröffentlicht im Rolling Stones, geschafft hat, lässt sich nicht wirklich sagen.

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© Island Records

Der Opener, "Sam's Town", gleicht einem Feuerwerk. Er baut von Anfang an Spannung auf, die sich immer weiter steigert, bis sie im wundervoll mit Geigen unterlegten "I see London, I see Sam's Town"-Teil gipfelt, den man, beim wiederholten Hören sehnsüchtig erwartet. Einzig allein die Art und Weise wie der Song ausklingt, ist nicht so gut gelungen, aber das verzeiht man den vier Jungs aus Vegas gerne, da man so die Aufregung ablegt, mit der man das folgende Lied, "Enterlude", nicht genießen könnte.

"Enterlude" ist eine Art nachgeschobener, kurzer Willkommensgruß. Brandon Flowers' Stimme ist gut zu verstehen, vor allem da er nur vom Klavier begleitet wird. Das Lied ist ruhig und positiv und man hat sich schon entspannt zurückgelehnt, da wird man vom Anfangsriff von "When You Were Young" schon aufgefordert, jetzt gefälligst mitzutanzen. "When You Were Young" ist ein Muntermach-Song, der stundenlang laufen kann, ohne dass man genug von ihm hat. Hier will man einfach nur den Alltagstress vergessen, mittanzen und auf jeden Fall laut mitsingen. Die Lyrics sind, im Gegensatz zu denen des restlichen Albums, nicht kryptisch.

"Bling (Confessions Of A King)" ist stark von Synthies geprägt. Am Anfang hat der Hörer schon fast das Gefühl auf der Anklagebank zu sitzen, Brandon Flowers' Stimme nach zu urteilen. Mit gutem Rhythmus und einer Melodie, die sich ins Gehirn brennt, bewaffnet, geht es dann weiter. Gegen Ende wird die Musik zugänglicher, wenn man in den "higher and higher"-Part gelenkt wird. Dann verstummen fast alle, bis auf eine unauffällige Akustikgitarre und der Leadsinger, der dem Song noch mal die letzte versüßende Note gibt.

"For Reasons Unknown" ist wiederum ein Lied bei dem man einfach nur mitsingen möchte. Einfach wird es da einem mit eingängigen Songtext und unanspruchsvoller Musik gemacht.

"Read My Mind" war die dritte Singleauskopplung des Albums. Thema ist wie so oft die Liebe. Der Anfang ist ruhig und unspektakulär. Es sind die Refrains und die Bridge, die diesen Song so besonders machen.

Als Nächstes folgt einer der besten Killers-Songs überhaupt. "Uncle Jonny" ist ungewohnt rockig. Das Lied ist eines der vielen Beweise dafür, dass Killers-Songtexte zwar sehr ungewöhnlich sind, sich aber dennoch hervorragend zum Mitsingen eignen, da sie einem stark in Erinnerung bleiben. Gesungen wird mit (gewollt) gedehnter Stimme, deren Aussprache manchmal überrascht. Wenn man das Lied schon kennt, fiebert man schon auf halber Strecke dem gesprochenen Part "Hey, Jonny, I've got faith in you man, I mean it it's gonna be all right." entgegen.

"Bones" schreckt am Anfang ab und macht nicht unbedingt Lust auf mehr, aber sobald die Gitarre einsetzt, nimmt das Lied einen gefangen. Einmal mehr kommt einem Brandon Flowers wie ein trotziges kleines Spielkind vor, wenn er z.B. sagt "But I don't really like you...".

Wenn man den Anfang von "My List" hört, gerät man, auch wenn man das Lied schon kennt, stark in Versuchung, einfach zum nächsten Lied weiterzuschalten. Der Beginn ist zu träge und schleppend. Sich dort durchzubeißen, wird nicht belohnt: Kaum Melodien mit Wiedererkennungswert, die einem selbst nach mehrmaligen Hören nicht bekannt vorkommen wollen.

"The River Is Wild" wirkt von Anfang an überladen. Das Lied hat großes Potential, das leider nicht ausgenutzt wird. Es klingt immer wieder so, als ob Brandon Flowers mehr schlecht als recht durch dieses Lied hastet und dabei die Qualitäten, die seine Stimme zu bieten hat, einbüßt. Aber wenn man darüber hinwegsehen kann (und das sollte man), offenbart sich einem ein richtig gutes Lied.

Das Geklimper bei "Why Do I Keep Counting?" klingt sehr fehl am Platz, aber ab da geht es aufwärts und das Lied entwickelt sich, dank seines Refrains, zu den größten Ohrwürmern, die die Killers je hervorgebracht haben.

"Exitlude" bildet den Abschluss. Die Melodie von "Enterlude" wird aufgegriffen: hier wird sie allerdings ausgeschmückt und andere Instrumente werden auch miteinbezogen. Natürlich darf der (fast) allgegenwärtige Männerchor auch hier nicht fehlen, der uns, höflich wie er ist, mitteilt, dass er hofft, dass es uns gefallen hat. Ob die Killers damit zu dick aufgetragen habe und auf ihrer Schleimspur ausgerutscht sind, muss jeder für sich selbst entscheiden; musikalisch gesehen, das ist man ihnen schuldig, ist der Abschluss gelungen. Er lässt das Album schön und geruhsam ausklingen.

Fazit

"Sam's Town" zeigt, dass die Killers sich (positiv) weiterentwickelt haben. Das Album überzeugt größtenteils, abgesehen vom leicht schwächelnden letzten Drittel. Aber selbst jenen Liedern kann man Melodien abgewinnen, die es wert sind, diese Lieder auch zu hören.

Anspieltipps

Sam's Town

Bling (Confessions Of A King)

Uncle Jonny

Artistpage

The-Killers.de

Tracks

1.Sam's Town
2.Enterlude
3.When You Were Young
4.Bling (Confession of a King)
5.For Reasons Unknown
6.Read My Mind
7.Uncle Jonny
8.Bones
9.My List
10.This River Is Wild
11.Why Do I Keep Counting?
12.Exitlude

Ameli H. - myFanbase
22.01.2010

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