Regen EP

Dass sich das Mitgliederkarrussel Blumfeld über fast zwei Dekaden munter drehte, macht am Ende des Tages eines deutlich: Jochen Distelmeyers Ausstieg aus der Band in voller Fahrt hätte womöglich frühzeitig ihr Aus bedeutet, war er nicht nur Stimme, sondern auch Gesicht der Hamburger. Stattdessen folgte auf Distelmeyers Pläne ein klarer Schnitt, die Band trennte sich. Doch siebzehn Jahre, ob Ehe oder Interessengemeinschaft - oder von beidem ein bisschen - sind nicht leicht zu vergessen. So überrascht es nicht, dass es Distelmeyer zurück auf Deutschlands Bühnen zieht. Die "Regen EP" bietet Anlass und zudem guten Grund dafür. Textlich durchaus hochkarätig, wenn auch nicht so schwer im Magen liegend wie vor allem die ersten Blumfeld-Werke, beispielsweise "Ich-Maschine" und "L'Etat Et Moi", mit denen sich ob ihrer kritischen Komplexität die breite Masse oft schwer tat. Wer damals mit Blumfeld in Berührung kam ohne Zugang zu ihnen finden, dem gibt Distelmeyer mit dieser EP eine zweite Chance - oder sich selbst, eine neue Zielgruppe zu gewinnen. Dass Blumfeld-Freunde von früher ihm bis auf Weiteres recht bedingungslos nachfolgen werden, darüber wird kein Kopfzerbrechen nötig sein.

Das Comeback des Distelmeyer, was hält es bereit? Der Neugierige wie der Altbekannte bekommt schönsten Pop mit "Lass Uns Liebe Sein", ein wenig Melancholie in "Regen" und das eigentlich bemerkenswerteste Stück auf der EP "Bleiben Oder Gehen", das von zarter Traurigkeit in jedem Moment getragen wird. Und dann ist da noch dieses zunächst etwas eigentümlich anmutende, aber zunehmend ans Herz gehende Harry Nilsson-Cover, das erstaunt, verwundert, berührt.

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