Bewertung
Ringo Starr

Y Not

"Y Not", dachte sich der der lustigste aller Beatles und nahm mit Hilfe seiner Freunde ein neues, unsägliches Studioalbum auf. Den Produzentenposten besetzte er schlicht mit sich selbst, die Freunde, die er zu sich ins Studio rief, sind so illustre Gestalten wie Ben Harper, Joss Stone oder gar der gute alte Paul McCartney. Das hilft aber alles nix – mit "Y Not" hebt Ringo das Fremdschämen auf eine völlig neue Stufe.

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Man will das ja eigentlich gar nicht – man will Ringo am liebsten ganz anders in Erinnerung behalten, als lebende Legende, der mit den Beatles Musikgeschichte geschrieben hat, als gemütlicher Tollpatsch, der auf die Tonleiter nicht weit hinaufkraxeln kann und gerade deswegen Songs wie "Yellow Submarine" zu so einmaligen Stücken gemacht hat. Man denkt auch gerne als Interpret von klassischen, harmlosen Oldies wie "It Don't Come Easy" oder "Photograph" an ihn. Aber Ringo als ein sich schrecklich anbiedernder, zweifelhaft reimender Altmusiker, der in dem Versuch, modern zu klingen, in die Peinlichkeit abrutscht? Das tut so weh, dass man am liebsten so tun möchte, als hätte man es nie gehört.

Egal, in welche Rolle Ringo nun schlüpft, es geht einfach nicht gut: Entweder wirkt sie wie in "Fill In The Blanks" oder "Y Not" als hipper, funkiger Entertainer total aufgesetzt oder man stempelt ihn mit Aussagen wie "everyone wins in the end" oder "today is the best day of our life" als naiver, blauäugiger Alt-Hippie ab. Ein Song namens "Peace Dream" und ein schreiend kitschiges Duett mit Paul McCartney ("Walk With You") verstärken diesen Eindruck nur noch. Auch wenn sein Weltverbesserungsdrang und seine Friedensbemühungen sympathisch sind, so empfindet man letztendlich nur noch Mitleid für den guten Ringo – oder eben Scham, wenn ein "Everyone Wins" fast schon in Schlager-Gefilde abdriftet.

Hin und wieder gelingt es ihm aber doch noch, die Kurve zu kratzen: Wenn er beispielsweise im fetzigen, ganz und gar nicht wehmütigen "The Other Side Of Liverpool" seinen Jugenderinnerungen nachhängt. Auch im entspannten, jazzigen "Can't Do It Wrong" macht Ringo endlich vieles richtig und scheint seine Balance gefunden zu haben. Die richtige Duettpartnerin findet er hingegen in Joss Stone: Diese heizt ihm im abschließenden "Who's Your Daddy" so richtig ein – und man hört ihm auch an, dass er bei ihrer ungestümen, frechen Art selbst mehr lockerlassen kann.

Aus der Krise kann ihn die Nummer mit Joss Stone jedoch nicht mehr retten – zu oft gruselt es einen beim Hörern, zu oft möchte man weiterschalten, weil man sich bei den viel zu üppig und übertrieben instrumentierten Songs vor Scham am liebsten irgendwo verstecken möchte.

Fazit

Ringo Starr mag vielleicht seinen Spaß bei den Aufnahmen zu "Y Not" gehabt haben – dem Hörer bleibt dieser allerdings versagt. Stattdessen schämt man sich für aufgesetzte Fröhlichkeit, naive Friedensbotschaften und Schlager-mäßige Kitschmelodien – die wenigen Lichtblicke, die es gibt, können auch nichts mehr geradebiegen. Legen wir lieber "Octupus's Garden" auf und vergessen das Ganze...

Anspieltipps

Can't Do It Wrong

Who's Your Daddy

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RingoStarr.com

Tracks

1.Fill In The Blanksfeaturing Joe Walsh
2.Peace Dreamfeaturing Paul McCartney am Bass
3.The Other Side Of Liverpool
4.Walk With YouDuet mit Paul McCartney
5.Time
6.Everyone Wins
7.Mystery Of The Night
8.Can't Do It Wrong
9.Y Not
10.Who's Your Daddyfeaturing Joss Stone

Stephanie Stummer - myFanbase
06.03.2010

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