Bewertung
ef

Mourning Golden Morning

Etwas treffend zu beschreiben, das keinerlei Worte braucht, um tief zu berühren und lebendige Bilder vors innere Auge zu führen, scheint nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Frank Zappa sagte einst: "Writing about music is like dancing about architecture." Und selbst wenn diese Aussage in Zeiten von Waldorfpädagogik ein wenig überholt scheinen mag, trifft sie zumindest auf die unergründlichen Klangwelten des Post-Rocks im Kern durchaus zu. So lässt sich auch das neue Album "Mourning Golden Morning" der schwedischen Band ef nur wahrlich schwer in Worte fassen.

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Denn die Musik der drei Post-Rocker aus der Singer/Songwriter-Nation Europas dreht sich einzig und allein um sich selbst. Nicht um Gesang, Lyrics, persönliche oder politische Statements, sondern einfach nur um Musik. Um das Zusammen- und Gegenspiel einer Vielzahl ganz unterschiedlicher Instrumente, die mal treibend, mal schleppend, mal tosend, mal schwelgend, aber stets völlig losgelöst von auferlegten Zwängen aneinander vorbei- oder sich entgegen schlängeln.

Aber Moment, fragt sich der aufmerksame Hörer, was ist denn mit diesen zwei betörenden Stimmen, die einen in "Sons of Ghosts" urplötzlich anspringen und nicht mehr loslassen? Nun, die lenken durch ihre elysische Anmut völlig von den gesungenen Textzeilen ab und fügen sich auf diese Weise in die Musik, wie schon der lautmalerische Gesang Jónsis in Sigur Rós, also schlichtweg wie zwei weitere, wenn auch ganz besondere Musikinstrumente, ein.

So bietet das Album einem Rezensenten wie mir keinerlei Geschichte, die man wiedererzählen könnte, keine Refrains zum Mitsingen, keine Textzeilen zum Preisen oder Zerreißen, nicht einmal ein Albumcover oder Songtitel, die man zu ergründen versuchen könnte, da diese schlicht und ergreifend zu kryptisch sind... sondern lediglich sieben kleine Songwunder, die voller Überraschungen stecken und wohl bei jedem Hörer andere Assoziationen hervorrufen, so dass sich selbst das Aufkommen von bestimmten Stimmungen nicht wirklich bekunden lässt.

Sicherlich könnte man das ein oder andere Gitarrenriff hervorheben, von Ausbrüchen, Breaks und unerwarteten Tempowechseln berichten oder auch Parallelen zu Kollegen ziehen. Doch wie so oft im Post-Rock ist auch hier das Ganze so viel mehr als nur die Summe seiner Teile, so dass eine derartige Betrachtung dem Album ohnehin nicht einmal annähernd gerecht werden könnte. Ringend nach Vergleichen, Metaphern, sonstigen Mitteln, eben jenes "Ganze" zu Papier zu bringen, sitze ich nun also hier, etwas verloren, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, und lausche. Und wünsche mir sehnlichst, "Longing for Colors" würde niemals aufhören. Und stelle beim Versuch dies zu erklären einmal mehr fest: Manche Dinge sprechen einfach besser für sich selbst.

Fazit

Ef-fektvoll inszenierter Post-Rock zum Augenschließen und Genießen.

Anspieltipps

Sons of Ghosts

Longing for Colors

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efMusic.nu

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Tracks

1.Escapade #1
2.Sons of Ghosts
3.K-141 Kypck
4.Longing for Colors
5.Fyra
6.401 Lwa
7.Alp Lugens and Beyond

Paulina Banaszek - myFanbase
01.04.2010

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