Bewertung
Dashboard Confessional

Alter The Ending

Entgegen zahlreicher andersartiger Meinungen: Nach gut einem Jahrzehnt empfindet Chris Carrabba sich und seine Songs als genauso aufrichtig und authentisch wie in seinen ersten Tagen, als es nur ihn gab und seine Gitarre; im Herzen ein Indie. Für Carrabba, Stimme und Gesicht – beiderlei engelsgleich - von Dashboard Confessional, zählt die Motivation, Musik zu machen viel mehr als das, was hinterher Zählbares dabei rauskommt: verkaufte Alben und Tickets beispielsweise. Wichtig seien die Beweggründe. Und was er mit seiner Musik tatsächlich bewegen kann, sieht man ja. Seine drei Bandkollegen John Lefler, Mike Marsh sowie Scott Schoenbeck und er touren sich seit Jahren weltweit Hände und Stimmbänder wund. Alben werfen sie in regelmäßigen Abständen auf den Markt – und wieso? Weil sie nicht anders können.

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"Ich habe die Musik schon immer als etwas betrachtet, was einem dabei hilft, sich besser in der Welt zu fühlen", gibt Chris Carrabba zu Protokoll und gewährt damit wie mit seinen Liedern Einblick in sein Innerstes. Und das ist genau das, was die etlichen Anhänger von Dashboard Confessional an ihren Jungs zu schätzen wissen: Sie sprechen sich selbst aus der Seele und gleichzeitig ihren Fans. Die bedanken sich mit beinahe beispielloser Textsicherheit und Loyalität. Beides blieb sogar durch die öffentliche Meinung, Dashboard Confessional habe sich auf den letzten zwei bis drei Alben bei allen Bemühungen nach Rock zu klingen zu sehr in die Richtung seichten Pops entwickelt, weitgehend unberührt. Das Gros der Fans favorisiert, ja, glorifiziert zweifelsohne die ersten Alben "Swiss Army Romance" (2000) und "Places You Have Come To Fear The Most" (2001), die sich so lupenrein dem Herzschmerz verschrieben hatten, dass man im entstandenen Tränenmeer drohte zu ertrinken. Größtes Gefühlskino, dessen Drehbücher – aus Carrabbas Feder stammend – in seinem Van geschrieben wurden und manchmal vom Auf, meist jedoch vom Ab des Lebens zu berichten wussten.

Eine traurige Seele, die wie in guten, alten Zeiten Trost in den Songs von Dashboard Confessional sucht, findet ihn auf dem schon sechsten Studioalbum "Alter The Ending" nur bedingt. Denn was die instrumentale Verpackung betrifft, setzt das Quartett größtenteils auf Elemente des Rock. Eine Singer-/Songwriter-Perle à "Even Now" findet man auf "Alter The Ending" aber auch kein zweites Mal; einzig "Hell On The Throat" ist ähnlich träumerisch, zerbrechlich. So gern Chris Carrabba seine einmal mehr herzzerreißenden Texte und anrührenden, tragenden Melodien ins temporeiche Rockröckchen stecken möchte: Insgeheim wird er wissen, seine Fans lieben es reduziert. Deswegen vielleicht die sechs Akustik-Bonustracks, die der Tracklist angeschlossen sind. Und deswegen vielleicht auch die Special Edition, auf der gleich alle neuen Songs noch mal akustisch eingespielt wurden. Denn ein Weniger an Band – stattdessen ein Mehr an Chris' glasklarer Stimme zur Gitarre – ist gleichbedeutend mit einem Weniger trockener Augenwinkel. In der Regel gilt: Wer nach Dashboard Confessional greift, hat in weiser Voraussicht bereits nach Taschentüchern gegriffen; ein stattlicher Vorrat liegt parat. Der natürliche Feind des Liebeskummers hört demnach auf den Namen Chris Carrabba. Doch Halt, auch für die Stunden der Schwerelosigkeit, dem Zauber zu zweit – die dem großen Drama meist vorausgehen – gibt es musikalische Begleiterscheinungen aus dem Hause Dashboard: "The Motions" beispielsweise ("Oh, if this is chemical, then I am not ashamed to be owned by the impulses. Since I ran my hands over you, nothing else will ever do to cool me down."). Tja, Chris Carrabba ist nichts menschliches fremd. Und auch, wenn es auf dem gesamten Globus sicherlich hunderttausende junge Damen gäbe, die ihrem singenden Trostpflaster ebenfalls eines sein wollen würden: Nach eigenen Angaben gedieh sein neuestes Werk auf verbranntem Boden; er selbst sprach davon, dass sein Leben gänzlich aus den Fugen geraten war, was er mit "Alter The Ending" aufarbeitet und in gewissem Rahmen zu einer Art Neuanfang erhoben hatte.

Fazit

Seine Fans werden ihn überallhin begleiten. Das ist man sich schließlich schuldig - nach all den gemeinsamen Jahren. Und so werden seine Fans es dem schönen Mann mit der schönen Stimme verzeihen, dass die rockig anmutenden Songs des neuen Albums zwar schnell ins Ohr gehen, selbiges aber auch vergleichbar schnell wieder verlassen. Als diskographischer Meilenstein wird "Alter The Ending" vermutlich nicht in die Bandgeschichte eingehen. Aber solange Songwriter-Genie Chris Carrabba in der Musik noch immer seinen Zufluchtsort sieht, sein Allheilmittel, wird er weiter schreiben, weiter singen und weiter spielen - ob mit oder ohne Band, immer jedenfalls ist ihm die Unterstützung seiner ergebenen Fanbase sicher, die wiederum in logischer Konsequenz die Taschentuchindustrie in Arbeit hält.

Anspieltipps

Belle Of The Boulevard

Blame It On The Changes

Even Now

Hell On The Throat

The Motions (Acoustic)

Water And Bridges (Acoustic)

Artistpage

DashboardConfessional.com

Tracks

1.Get Me Right
2.Until Morning
3.Everybody Learns From Disaster
4.Belle Of The Boulevard
5.I Know About You
6.Alter The Ending
7.Blame It On The Changes
8.Even Now
9.The Motions
10.No News Is Bad News
11.Water And Bridges
12.Hell On The Throat
13.Until Morning (Acoustic)
14.Belle Of The Boulevard (Acoustic)
15.I Know About You (Acoustic)
16.The Motions (Acoustic)
17.Water And Bridges (Acoustic)
18.Even Now (Acoustic) Video

Aljana Pellny - myFanbase
13.04.2010

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