Gary Go
Ja, der Gary Go. Wie, kennt ihr nicht? Gary Go dürfte man gerne als eine neue Pop-Sensation aus dem Vereinigten Königreich anpreisen. Der Kerl mit der schwarzen Brille war schon als Supporting Act für Take That und Amy Macdonald zu sehen und schaffte es mit seinem wenig innovativ betitelten Debütalbum "Gary Go" auf Platz 3 der amerikanischen iTunes-Pop-Charts. Doch Vorsicht: Unkreativer Albumtitel heißt noch lange nicht unkreatives Album.
Richtig gute Songtexte sucht man in der Popmusik manchmal vergebens. Die soeben genannte Amy zum Beispiel nutzt einen Refrain ohne Rücksicht auf Verluste acht Mal in einem rund dreiminütigen Song. Jetzt sollen aber keine Vergleiche aufgestellt werden. Es geht um Gary Go und nur um ihn. Der britische Newcomer hat das geschafft, was viele seiner Landeskollegen vergeblich versucht haben: Er hat in Nullkommanix den Sprung über den großen Teich geschafft. Völlig zu Recht, denn Gary Gos Debüt kann sich hören lassen: Man wird im wahrsten Sinne mit "Open Arms" begrüßt, einem kraftvollen und gleichzeitig erstaunlich tiefgründigen Song – ja, das macht Lust auf mehr.
Und so hört man weiter rein: Der zweite Song, "So So", schaltet einen Gang runter und enthüllt noch mehr überraschende Tiefgründigkeit und lyrische Melancholie. "I'm finding it hard to fill in the pros of my reasons / For living this when it's too late to be late", heißt es da, dann setzen die Drums plötzlich aus, ein Augenblick der Schwebe entsteht, nur um dann mit voller Wucht von tragischen Geigen unterbrochen zu werden. An dieses zwiespältige Gefühl leichten Schwermuts knüpft "Engines" problemlos an, genauso wie "Wonderful", Gary Gos erste Single, die es in Deutschland sogar auf Platz 40 der Charts schaffte. Darin besingt Gary Go den wundervollen Wert eines jeden Einzelnen, auch einem selbst.
Mit "Life Gets In The Way" liefert Gary Go poppige Durchschnittsware ab, "Brooklyn" hingegen setzt seine Stimme wunderbar in Szene, da hier zunächst ausschließlich das Klavier benutzt wird. Auch hier schimmert wieder ein bisschen Seelenschmerz durch ("I look in my crystal ball / And see nothing"), doch dann ertönen Trompeten und Geigen, und irgendwie ist dann doch wieder alles schön. Fast schon rockig wird es plötzlich in "Refuse To Lose", das durch seine etwas düstere Atmosphäre und den zackigen Refrain aus dem Rest heraussticht. Doch mit "Honest" und "Heart and Soul" kehrt Gary Go wieder zum Altbewährten zurück und bewegt sich wieder auf diesem bezaubernden Grat zwischen Melancholie und Glückseligkeit.
Den Eindruck bestätigen auch die zwei Schlusslichter: Die traurige Songzeile "I don't wanna fall asleep / Cause I don't wanna wake up here again" leitet "Speak" ein, doch dann schwenkt Gary um und er singt plötzlich "Give it some time / Give yourself hope / Or I'll give you mine / Cause I don't need it anymore" – ein Paradoxon aus Verzweiflung und Hoffnung. "Black and White" zeigt am Ende aber, dass schließlich doch letzteres überwiegt: die Hoffnung.
Fazit
Tieftraurig und doch irgendwie voller Freude: Gary Go nimmt den Hörer mit auf eine gefühlvolle Reise, bietet dabei teilweise wunderschönen Pop und vor allem gedankenvolle Lyrics. Von dem Briten mit der Brille wird hoffentlich noch einiges zu hören sein, also kann man sich das obligatorische Wortspiel am Ende eigentlich nicht verkneifen und kann nur sagen: Go Gary!
Anspieltipps
Open Arms
So So
Heart and Soul
Speak
Artistpage
Tracks
1. | Open Arms | |||
2. | So So | |||
3. | Engines | |||
4. | Wonderful | |||
5. | Life Gets In The Way | |||
6. | Brooklyn | |||
7. | Refuse To Lose | |||
8. | Honest | |||
9. | Heart and Soul | |||
10. | Speak | |||
11. | Black and White |
Maria Gruber - myFanbase
14.04.2010
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 06.11.2009Genre: Pop
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