Bewertung
Paul Weller

Wake Up The Nation

"We're gonna wake up the nation", fordert uns der "Modfather" Paul Weller auf dem rund zwanzigsten Album seiner Karriere auf und zeigt uns gleich, wie das am besten geht: Mit 16 Songs, die zumeist nicht länger als zweieinhalb Minuten dauern und auch so klingen – sie sind voller Tempo, stilistisch vielfältig und wirken spontan aus dem Ärmel geschüttelt.

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Das war auch Sinn der Sache, als sich Paul Weller mit seinem Kollegen und Freund Simon Dine ins Studio begab: Einen urbanen, schnörkellosen Sound wollten sie erzeugen, akustische Instrumente und alles, was mit Folk oder Ähnlichem zu tun hatte, bekam Studioverbot. Als Gastmusiker holten sie sich unter anderem Kevin Shields von My Bloody Valentine und sogar Bruce Foxton, der schon in Wellers legendärer erster Band The Jam Bass gespielt hatte, an Bord.

Das Rebellische seiner Jugendzeit scheint noch immer in Weller zu stecken: Obwohl schon angegraut (natürlich stilecht angegraut, so wie es sich für einen echten Mod gehört), legt er noch immer viel Energie und Enthusiasmus an den Tag, wenn es darum geht, die Gesellschaft aufzuwecken. "Get ya face out the Facebook and turn off your phone", ist wohl die am meisten zitierte Zeile seines Albums, aber nur eine Aussage von vielen des sich allgemein recht kritisch gebenden Künstlers.

Musikalisch hat der Modfather ebenfalls noch einiges zu sagen: Die 16 Songs oder manchmal nur Songskizzen sind stilistisch breit gefächert und vereinen die unterschiedlichsten Aspekte Wellers Musik. "Wake Up The Nation" und "Fast Car/Slow Traffic" erinnern mit ihrem rotzigen, draufgängerischen Auftreten stark an The Jam, "Find The Torch, Burn The Plans" ist eine nette Vorzeige-Hymne, "Aim High" überzeugt mit unwiderstehlichem Groove und das schräge "7 & 3 Ist The Strikers Name" lebt von seinem beunruhigendem Unterton, um nur einige Beispiele aus der Palette zu nennen.

Um die vielen Eindrücke etwas aufzulockern, werden zwei Instrumentalstücke, das soundtrackmäßige "In Amsterdam" sowie das treibende "Whatever Next" eingestreut. Zu den üblichen Zwei-Minuten-Songs bietet aber auch "Trees" mit seinen vier Minuten Spielzeit eine willkommene Abwechslung: In Erinnerung an einen Besuch im Altersheim bei seinem inzwischen verstorbenen Vater hat Weller eine Art musikalische Collage über die Vergänglichkeit des Lebens angefertigt - je nach Stilrichtung wie Ragtime, Polka oder Punk gibt es eine kleine Geschichte zu erzählen.

Fazit

Langweilig wird einem mit "Wake Up The Nation" so schnell sicher nicht – Paul Weller überzeugt nach wie vor als souveräner, aber nicht eingefahrener Musiker, der diese "kompromisslose" Art des Musizierens sicher selbst auch als befreiend empfunden hat. Wie so oft könnten aber eben diese Ideenfülle und die hohe Anzahl der Songs den guten Eindruck trüben: Trotz der eh so kurzen Spieldauer der einzelnen Tracks hätte es sicher nicht geschadet, ein paar Stücke weniger auf die Platte zu packen – wir wollen ja bloß aufgeweckt und nicht komplett überrumpelt werden.

Anspieltipps

Wake Up The Nation

Fast Car/Slow Traffic

In Amsterdam

Find The Torch, Burn The Plans

Aim High

Trees

Artistpage

PaulWeller.com

Tracks

1.Moonshine
2.Wake Up The Nation
3.No Tears To Cry
4.Fast Car/Slow Traffic
5.Andromeda
6.In Amsterdam
7.She Speaks
8.Find The Torch, Burn The Plans
9.Aim High
10.Trees
11.Grasp & Still Connect
12.Whatever Next
13.7 & 3 Is The Strikers Name
14.Up The Dosage
15.Pieces Of Dream
16.Two Fat Ladies

Stephanie Stummer - myFanbase
01.05.2010

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