Pläne für die Zukunft

Zwischen "Das Herz ist ein Sammler" und "Pläne für die Zukunft" liegen nicht nur viele, viele Monate, sondern auch vieles, das die Band durchleben musste – und stärker gemacht hat. Zuerst verließ Bassist Raphael Dwinger die Band zu Gunsten seiner Schauspielkarriere (ein Ersatz konnte bis jetzt nur für Liveauftritte gefunden werden) und das andauernde Touren machte es unmöglich, das "schwierige" zweite Album zeitnah zu veröffentlichen. Einen Vorteil hatte es aber doch: An den Songs konnte besser gefeilt werden. Im Vorprogramm von nationalen (Sportfreunde Stiller) und internationalen (Dúne, The Rifles) Größen konnten sie einige Lieder schon antesten. So ist es auch kein Wunder, dass einem das halbe Album beim ersten Anhören absolut bekannt vorkommt. Und dennoch bietet "Pläne für die Zukunft" unzählige Überraschungen.

Fertig, Los! haben sich verändert, das ist klar. Die Verwandlung schlägt sich auch nieder in der Covergestaltung und im Booklet. Hier wurden mit Pastellfarben gespielt und zerstückelte Schwarz-weiß-Aufnahmen der Band, die von Jungdesignern eingekleidet wurde und so alles in allem viel erwachsener wirkt. Die neue Richtung, die dieses Albumartwork andeutet, schlägt sich aber nicht in jedem Song nieder.

"Ein neuer Gott" bildet den Anfang dieser schweren Geburt von Album. Man merkt, dass etwas anderes ist – das "Oooh", das den Song untermalt, hätte man sich zwar sparen können, macht aber klar, das aus den Soundspielereien, die bei Fertig, Los! schon immer da waren, richtige Soundeffekte geworden sind. Der Opener thematisiert als wohl einzige Aufnahme auf diesem Album keine Emotionen, hier werden Themen wie Kult und Religion, vielleicht auch Szene angesprochen.

"Wenn du mich brauchst" ist das erste Highlight des Albums – es ist eingängig und ansprechend (fast jeder Song der CD lässt das Gefühl erwachen, man wäre direkt angesprochen), animiert zum Tanzen und das Herz zieht sich ab und zu schon mal zusammen. Eine große Stärke liegt im Lyrischen. Fertig, Los! versuchen sich nicht an intellektuellen Satzgebilden, benutzen ihre Sprache lieber deutlich – und gerne auch mal kreativ und ironisch: "Wenn du mich brauchst… schick ein Fax oder ruf mich an".

Danach folgt der Namensgeber für das Album, der den Nagel auf den Kopf trifft. Auch wenn der Song von einer Beziehung kurz vor dem Aus handelt, lässt er sich gut auf andere Situationen übertragen – vielleicht auch auf die Aufnahmen des Albums: "Lass den Dingen doch ihren Lauf."

"Komm schon" ist erstaunend erfrischend. Klingt der Text beim ersten Hören vielleicht noch lächerlich und Die-Ärzte-ulkig, prägt er sich schnell ein und lädt zum ausgelassenen Tanzen ein. Dafür schieben die Drei dann auch das mit kräftigen Synthies untermalte "Augen zu" hinterher, dessen Text so brutal ehrlich ist, dass er gar nicht anders kann, als einen innerlich zu berühren.

"Elektrisches Licht" ist ein Vorgeschmack auf das, was Fertig, Los! im Bereich Electro und 80er noch so alles drauf haben. Der Text ist vielleicht etwas kryptisch, aber wer hat schon die ganzen Hits der Neuen Deutschen Welle so richtig verstanden? Eben.

Der Text zu "Der Moment" ist dafür umso klarer in seiner Sprache. Philipp lässt eine Beziehung Revue passieren, die einem irgendwie bekannt vorkommt.

Wütender Töne schlägt "Die Anderen" an, vielen schon bekannt von der März Ausgabe des Musikexpress, wo es auf der beiliegenden CD schon einen kleinen Vorgeschmack auf ein Album bot, dass sich um einiges von seinem Vorgänger weiter weg entwickelt hat.

Fazit

Es ist ein Album, auf das es sich gelohnt hat, so lange zu warten. Dafür kann man es umso länger hören! Es ist ein Album zum Feiern, Traurigsein, Verliebtsein. "Pläne für die Zukunft" ist das beste Album, das Fertig, Los! zu diesem Zeitpunkt einspielen konnten – und das ist schon mal eine ganze Menge.

Anspieltipps

Wenn du mich brauchst

Pläne für die Zukunft

Komm schon

Die Anderen

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