Übers Meer

Auch für sein Solo-Album hat er keine eigenen Songs geschrieben oder schreiben lassen, sondern sich bereits veröffentlichten Liedern bedient. Dabei ist er aber einen großen Schritt in die Vergangenheit gegangen und hat sich Bekanntem und Unbekannten aus den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gewidmet. Dazu hat er sowohl bis heute bekannte deutschsprachige Lieder wie "Irgendwo auf der Welt" als auch nahezu verschollene Werke wie "Ich bin ja nur eine Laune von dir" zusammen gesucht und unter der tollen Klavierbegleitung von Christoph Israel mit viel Gefühl ein Album kreiert, das weit mehr ist, als ein bloßer Blick zurück.

Knapp 45 Minuten voller Melancholie, Sehnsucht, aber auch Lebensfreude und Liebe hat das Album zu bieten. Es schlägt nie große Töne an, sondern gibt die Arrangements mit viel Gefühl wieder, das durch den Titel des Albums und das CD-Cover kaum besser zum Ausdruck gebracht werden. Hinzu kommt Max Raabes eindringliche Stimme, die jedem Ton eine Bedeutung gibt. In jedem Moment scheint er die richtige Akzentuierung zu finden, um den Inhalt der Lieder nicht nur durch den Text auf den Punkt genau darzubieten. Diese Kombination aus Lied, Klavierbegleitung und zärtlich-gefühlvollem Gesang vermittelt ein rundum wohliges Gefühl und lässt einen in diese Welt eintauchen, die man kulturell unbedingt wertschätzen sollte. Als Musik-Laie, wie man es als von Popkultur geprägter junger Mensch in der Regel ist, taucht man in ein ganz neues Genre ein, von dem man sonst nur durch die "Comedian Harmonists" hört. Entsprechend sagen einen die Namen der Komponisten und Textdichter wie Fritz Rotter, Walter Jurmann oder Walter Riesch leider nichts, doch man bekommt schnell das Gefühl, dass viel Wahres dran ist, wenn diese als Legenden bezeichnet werden. Max Raabe liefert mit dem Album auf jeden Fall einen guten Grund, sich genauer mit der Zeit und der Musik von damals zu beschäftigen.

Obwohl der Grundstil der 15 Songs durch Sologesang und Klavierbegleitung Einseitigkeit vermuten lässt, besticht das Album durch eine unglaubliche Vielfalt und Kurzweiligkeit, mit denen man sich von Lied zu Lied in eine Wohlklangwelt voller Melancholie träumt. Max Raabe schafft es mit seinen Interpretationen und seiner unnachahmlichen Stimme die Texte und Melodien so gefällig miteinander zu verknüpfen, dass man am Ende der CD sofort wieder zum Anfang schalten will, um alles erneut zu genießen. Es geht einem eh nicht mehr so schnell aus dem Ohr. Die Texte sprühen vor Wortgewandtheit und sind sowohl traumhafte Liebeslieder (zum Beispiel "Ninon") als auch amüsante Geschichten über die Liebe (zum Beispiel "Sag Ich Blau, Sagt Sie Grün"), die in jeder Bar für musikalische Unterhaltung gesorgt haben müssen und es auch heute noch könnten. Allein deshalb ist es auch unumgänglich gewesen, die Erschaffer dieser wunderbaren Lieder gebührend im Booklet aufzulisten. Zumal genügend Anreize geliefert werden, sie vielleicht auch über dieses Album hinaus zu recherchieren und weitere dieser Kostbarkeiten zu suchen, die es zweifelsohne gibt, aber nicht so einfach zu finden sind, wie der neueste 0815-Computer-Mix einer Britney Spears.

Fazit

Max Raabe und sein Pianist Christoph Israel bieten mit "Übers Meer" einen intensiven und sehr gefühlvollen Ausflug in die deutschsprachige Kultur Ende der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre und offenbaren dabei, welch große, teilweise fast vergessene musikalische Schätze damals entstanden sind.

Anspieltipps

Weißt Du Was Du Kannst

Ninon

Ein Lied Geht Um Die Welt

Sag Ich Blau, Sagt Sie Grün

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MaxRaabe.de

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