Recovery
Ladies and Gentlemen, uns steht das vermutlich größte musikalische Comeback des Jahres bevor. Eminem ist wieder da. Ich meine, so richtig. "Relapse" (bzw. "Relapse: Refill") ist zwar gerade mal ein Jahr alt, enttäuschte aber doch auf langfristige Sicht. Sein neues Album setzt aber auf alte Stärken und so ist "Recovery" vermutlich das beste seiner Karriere geworden.
Hinter jedem Kritikpunkt von "Relapse" kann man nun mit einem Grünstift einen Haken setzen. Der bekannteste Rapper der Welt hat seine Hausaufgaben gemacht - im besonderen Maße, muss man sagen. Dabei hat Mr. Mathers eine sehr harte Zeit hinter sich. Einer seiner besten Freunde, Proof (D12), verstarb und Eminem musste seine Pillenabhängigkeit überstehen.
"Recovery" hört sich wie ein Tagebuch aus dieser Zeit an. Sowohl die Lyrics als auch die Musik sind düster und ernst. Ganz anders als früher lassen sich keine lustigen "Without Me"-Songs auf dem Album finden. Dennoch gibt "Recovery" Hoffnung und Selbstvertrauen. Es gibt Kraft und hinterlässt ein gutes Gefühl.
Musikalisch ist das Album ein Genre-Meilenstein. Dr. Dre und die anderen Mitwirkenden haben hier unglaublich starke Beats produziert, Eminem rappt aggressiver und emotionaler denn je und auch seine Gesangsleistung ist nun mittlerweile mehr als tauglich. Zudem bietet "Recovery" einen bunt gemischten Zirkus an Samples und Gaststars, die das Album abwechslungsreich mitgestalten. Da wäre zum Beispiel das toll gesungene Featuring von Kobe auf dem überzeugenden Track "Talkin' 2 Myself", der mit seinem kräftig produzierten Livebandsound zu den besten des Albums gehört. Der nächste Kracher lässt nicht lange auf sich warten. Während P!nk beginnt, mit ihrer kratzigen Stimme "Won't Back Down" anzuheizen, bahnt sich im Hintergrund ein mächtig groovender Beat an, der sich mit verzerrten Gitarren, pochenden Drums und einer Menge Energie seinen Weg durch die Gehörgänge schaufelt. Dazu rappt Eminem in unvergleichbarer Art und Weise seine oft deftigen Reime. Als ich von der Combo Eminem/P!nk gelesen habe, habe ich alles erwartet, aber nicht so einen Mördertrack.
Ganz großes Kino ist das melancholische "Going Through Changes", das mit einem Sample des Black-Sabbath/Ozzy-Osbourne-Klassikers "Changes" auffährt. Der Text des Stücks geht unter die Haut und ist einer der persönlichsten Eminems nun schon sieben Alben umfassenden Karriere. Die Zeilen der letzten Strophe über Ems Tochter und den verstorbenen Freund Proof sind rührend, wunderschön! Folgten auf den früheren Alben auf Hits eher Lückenfüller, fängt Eminem auf "Recovery" erst richtig an. Hier schickt er direkt die mutige Powerballade "Not Afraid", mit intensiven Lyrics, einem toll gesungenen Refrain und einer Menge Herz hinterher. Die Single ging in den USA steil auf die Eins und zählt zu den ganz großen Nummern in diesem Jahr.
Das Eminem vor keiner Idee Angst hat, beweist sein Track mit Lil Wayne, der einfach mal Haddaways "What Is Love" im Refrain sampelt. Das amüsiert im ersten Moment, wächst aber mit der Zeit immer mehr, und letztlich entpuppt sich "No Love" als ganz starkes Stück. Etwas ruhiger macht es das chillige "Space Bound" mit R.E.M.-Sample und musikalischer Leichtigkeit. Auch das wieder energischere, aber ebenso eingängige "Cinderella Man" kann völlig überzeugen. Es lohnt sich kaum, Songs besonders hervorzuheben, da nahezu jeder Track ein Genuss ist.
Trotzdem gibt es zum Abschluss des Albums noch zwei Stücke, die es in sich haben. Zum einen die gefühlvolle Ballade "Love The Way You Lie" featuring Rihanna. Die Sängerin ergänzt sich prima mit Eminems Rap-Parts. Das hat ganz großes Singlepotential! Zum anderen ist da noch die von Synthiebeats und Eminems ungewöhnlichem Gesang getragene Powernummer "You're Never Over", die der Rapper aus Detroit seinem bereits angesprochenen verstorbenen Freund Proof widmet.
Fazit
Eminem legt mit "Recovery" das vermutlich beste Album seiner Karriere vor. Das Album könnte die Konkurrenz erstarren lassen. Eminem befreit sich von jeglicher Last und lässt dabei keine Idee, keinen Einfall aus und wird belohnt. Wenn Eminem clever ist, hört er mit diesem Meisterwerk auf, denn besser kann er nicht mehr werden.
Anspieltipps
Won't Back Down
Going Through Changes
Not Afraid
No Love
25 To Life
Love The Way You Lie
You're Never Over
Tracks
1. | Cold Wind Blows | |||
2. | Talkin' 2 Myself | featuring Kobe | ||
3. | On Fire | |||
4. | Won't Back Down | featuring P!nk | ||
5. | W.T.P. | |||
6. | Going Through Changes | |||
7. | Not Afraid | |||
8. | Seduction | |||
9. | No Love | featuring Lil Wayne | ||
10. | Space Bound | |||
11. | Cinderella Man | |||
12. | 25 to Life | |||
13. | So Bad | |||
14. | Almost Famous | |||
15. | Love the Way You Lie | featuring Rihanna | ||
16. | You're Never Over | |||
17. | Untitled (Hidden Track) |
Christian Finck - myFanbase
23.06.2010
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 21.06.2010Veröffentlichungsdatum (DE): 21.06.2010
Genre: Rap & HipHop
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