Bewertung
My Chemical Romance

Three Cheers For Sweet Revenge

Spiel mir das Lied vom Tod: "Check In To Hotel Bella Muerte" (Auszug aus "The Jetset Life Is Gonna Kill You")

Foto: My Chemical Romance - "Three Cheers For Sweet Revenge" - Copyright: Warner Music Group
My Chemical Romance - "Three Cheers For Sweet Revenge"
© Warner Music Group

Kritiker haben seit dem Erscheinen von My Chemical Romances Album "Three Cheers For Sweet Revenge" unterschiedliche Meinungen in welchen Musikzweig die Band nun gehöre. Von Punk über Alternative Rock zu Emo alles ist dabei. Fakt ist: laute manchmal schmutzige Gitarren, eingängige Melodien, eine heulend-flehende Stimme und ein Sinn fürs Morbide machen das Grundrezept von "Three Cheers For Sweet Revenge" aus und scheint die richtige Mischung für ein Konzeptalbum mit dem Thema "Tod" zu sein.

Angefangen wird mit einer Geschichtsstunde. Erzählt wird von einem Mädchen. Ist sie tot? Wahrscheinlich. Hat sie jemand, besser gesagt einen Jungen, zurückgelassen? Ebenfalls wahrscheinlich, und wenn Gerard Way dieses Klagelied so gefühlvoll hervorbringt, kann man nur annehmen, dass er der Hinterbliebene ist. Vom Sinne her also eher ein Abschiedslied. Sollte man so was nicht eher ans Ende eines Albums stellen? Dagegen spricht, dass uns noch weitere Lieder, die sich thematisch in dem im Bereich Tod bewegen, begegnen werden und dass "Helena" einfach alle Opener-Funktionen erfüllt. Wer hat nach diesem Song nicht Lust auf mehr?

Weiter geht's mit einem thematischen Stopp bei Teenager-Schwangerschaft in "Give 'Em Hell, Kid". Die Strophen hier sind klasse, während das Hörvergnügen beim Refrain immer ein bisschen ablässt. "To The End" ist noch energischer als die Vorgänger. Eine Hommage, Nacherzählung von der Kurzgeschichte "A Rose For Emily" geschrieben von William Faulkner. Einmal beim Durchhören bei diesem Lied angekommen, lässt es einem nicht mehr los: Die Energie ist einfach nur mitreißend und die Repeat-Taste führt einen stark in Versuchung.

Dann, in Erwartung weiterer Herzschmerz-Lieder, folgt das im Vergleich zu "To The End" hellere, ja fast unbekümmerte "You Know What They Do To Guys Like Us In Prison", das sich dann aber doch steigert und von den Leiden des Gerard Ways verkündet, der, man bedenke den Titel, nun in einem Gefängnis gelandet ist.

"I'm Not Okay (I Promise)" sticht durch seine Einzigartigkeit hervor. Hier wird keine düstere Stimmung verbreitet, viel mehr belebt einen die ironisch/sarkastische Botschaft dieses Songs, den man als eine Art Abrechnung sehen könnte und ausnahmsweise weichen My Chemical Romance vom Thema des Konzeptalbums ab.

"The Ghost Of You" ist die einzige Ballade auf "Three Cheers For Sweet Revenge". Wieder lässt der Frontsänger uns mit ihm leiden, wobei er dieses Mal stellenweise leider zu weinerlich klingt. Von dort geht es nahtlos in "The Jetset Life Is Gonna Kill You" über. Und wieder wird gejammert und gezetert, aber wie immer: mit Stil. Was ruhig anfängt, entpuppt sich schon bald als einer der griffigsten Lieder dieses Albums.

So überwältigt und hingerissen von der ersten Hälfte des Albums, kann man nicht anders als sich bei "Interlude" den Kopf zu kratzen und sich zu fragen, warum My Chemical Romance dieses Lied nicht einfach gestrichen haben. Nur 57 Sekunden und komplett überflüssig.

Bei "Thank You For The Venom" schlägt das Gitarrenherz wieder höher. Die Komposition geht nicht so schnell aus dem Kopf und die Energie ist einfach mitreißend. Dann pfeift uns der Henker das Lied vom Tod, um von der ganzen Bagage im rasanten Tempo abgelöst zu werden. Gipfeln tut das ganze im "She Won't Stop Me Put It Down" -Part. Mit "It's Not A Fashion Statement, It's A (Fucking) Deathwish" beweisen MCR mal wieder ihren Faible für lange Titelnamen. Macht nichts, wir mögen sie trotzdem noch (oder gerade deswegen). Nichts hält einen davon ab, das Ganze mit zu summen, singen oder gleich mit zu schreien.

Endspurt. Wer weiß, was sich MCR gedacht haben. Vielleicht war es, "Wir sollten das Tempo drosseln, um mehr Spannung zu erzeugen." Klingt gut in der Theorie, funktioniert auch in der Praxis. Der einzige Nachteil: Ihr haltet das nicht durch, Jungs. Ihr seid nun mal für eingängige, energiereiche Mit-Sing-Songs geboren. Das Endergebnis lässt sich aber durchaus blicken, und man wird schon darauf vorbereitet, dass nur noch ein Lied uns vom bitteren Abschied trennt, da Gerard Way uns "I Miss You" entgegen schmettert.

Der Abschied ist allerdings alles andere als sentimental. Höchstens noch roher als die Lieder vorher, bis sich das Lied einem mehr und mehr erschließt. "And never again, and never again / They gave us two shots to the back of the head / And we're all dead not" Dieses Lied ist DER Höhepunkt des Albums und lässt einen in dem starken Verlangen nach mehr zurück.

Fazit

My Chemical Romance mögen nicht die wichtigste Band dieser Zeit sein, sind sie ja nun mal keine Pioniere ihrer Art. Mit diesem Album haben sie aber bewiesen, dass sie das Zeug haben, sich ziemlich lange im Show-Business zu halten. "Three Cheers For Sweet Revenge" hat die Latte sehr hoch für das darauf folgende Album gelegt.

Anspieltipps

Helena

To The End

Thank You For The Venom

I Never Told You What I Do For A Living

Artistpage

MyChemicalRomance.com

Tracks

1.Helena
2.Give 'Em Hell, Kid
3.To The End
4.You Know What They Do to Guys Like Us in Prison
5.I'm Not Okay (I Promise)
6.The Ghost of You
7.The Jetset Life Is Gonna Kill You
8.Interlude
9.Thank You for the Venom
10.Hang 'Em High
11.It's Not a Fashion Statement, It's a Deathwish
12.Cemetery Drive
13.I Never Told You What I Do for a Living

Ameli H. - myFanbase
11.07.2010

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