Bewertung
Roots, The

How I Got Over

The Roots sind zurück mit ihrem neuen Album. Eine der zuverlässigsten Bands des Hip-Hop liefert auf "How I Got Over" eine verkürzte Lehrstunde (45 Minuten Spielzeit) vom Feinsten ab. Nach "Recovery" von Eminem habe ich mit dem neunten Studioalben von The Roots einen zweiten Meilenstein des Genres in diesem Jahr gefunden.

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The Roots veröffentlichen schon seit vielen Jahren tolle Alben, die hin und wieder auch grandiose Singles ("The Seed 2.0", "Birthday Girl") abwerfen. Sogar einen Grammy konnten sich die Jungs um Mastermind Black Thought schon in ihr Regal stellen. Schuld daran sind ihre gekonnt gewitzten Hip-Hop-Stücke mit tollen Gastinterpreten. Die Instrumentals werden dabei, anders als im Genre üblich, von der Band selbst eingespielt und bekommen so einen unvergleichlichen Sound. Die Musik nur auf den Hip-Hop zu reduzieren, wäre schlichtweg falsch. The Roots leben von vielen Jazz-, Soul- und Funkeinflüssen, die oftmals durch die verschiedenen Gastsänger und Musiker in den Sound getragen werden. Ein weiterer Unterschied zu vielen Hip-Hop-Künstlern sind die intelligenten und durchdachten Texte, die zwar nicht frei von sexuellem Inhalt sind, aber immer eine Botschaft mit sich bringen, die in der Regel gesellschafts- oder politkritisch ist.

"How I Got Over" ist ein abwechslungsreiches und oft auch überraschendes Album. Beispielsweise wurde der Indie-Hit "Dear God" von den Monsters Of Folk mit The Roots neu eingespielt und bekommt so eine völlig neue Note. Das Stück gehört zwar nicht zu den besten des Albums, kann aber dennoch mit seiner kreativen Umgestaltung gefallen. Wirklich grandios ist der Song "Radio Daze" mit starken Einzelmomenten ("Some feeling the pitch, some feeling the bite - They ain't ready to talk, they're ready to fight"), die sich in ein harmonisches Gesamtbild fügen. "Now Or Never" setzt das Niveau nahtlos fort und man fragt sich, warum das letzte Album "Rising Down" nur so wenige dieser Momente enthielt.

Der Titeltrack "How I Got Over" vermittelt einen einzigartigen Feel-Good-Vibe, der nicht vom anspruchsvollen Text ablenkt. Der Refrain ist sehr eingängig und setzt sich schnell fest. Man kommt nicht daran vorbei, den Song mehrmals am Stück zu hören. Auch der lässige Flow von "The Day" geht sofort ins Blut über. Das ist wirklich ein magischer Hip-Hop-Sound abseits von allem Gangster- und Prollgehabe.

Ein absoluter Glücksfall des Albums ist das Featuring der begnadeten Joanna Newsom auf dem ohnehin schon genialen "Right On". Das Stück ist melancholisch und lässig zugleich, nachdenklich aber niemals depressiv. Die Atmosphäre des Stücks gehört zu den besten Momenten von "How I Got Over". Einen Großteil trägt das überragende und abwechslungsreiche Drumspiel von Quest dazu bei. Ein toller Genuss für die Ohren! Auch John Legend wollte auf dem neuen Album mitwirken. Herausgekommen ist mit "The Fire" ein Track, der es ganz sicher auf die Bestenlisten des Jahres schaffen wird. Das Klangbild ist, wie auf dem ganzen Album, sehr stimmig und homogen.

Fazit

"How I Got Over" gehört zu den besten Alben des ersten Halbjahres 2010. Ein grandioses Hip-Hop-Werk mit ganz wenigen Schwächen gegen Ende. Jetzt aber bitte noch einen Cocktail und das Album noch mal abspielen. So kann man die warmen Sommerabende mit den Poeten des Hip-Hop genießen. Well Done!

Anspieltipps

Right On

How I Got Over

The Fire

Radio Daze

Artistpage

TheRoots.com

Tracks

1.A Peace of Lightfeaturing Amber Coffman, Angel Deradoorian, Haley Dekle
2.Walk Alonefeaturing Truck North, P.O.R.N., Dice Raw
3.Dear God 2.0featuring Monsters of Folk
4.Radio Dazefeaturing Blu, P.O.R.N., Dice Raw
5.Now or Neverfeaturing Phonte, Dice Raw
6.How I Got Overfeaturing Dice Raw
7.DIllaTUDE: The Flight of Titus
8.The Dayfeaturing Phonte, Patty Crash
9.Right Onfeaturing Joanna Newsom, STS
10.Doin' It Again
11.The Firefeaturing John Legend
12.Tunnel Vision
13.Web 20/20featuring Peedi Peedi, Truck North
14.Hustlafeaturing STS

Christian Finck - myFanbase
14.07.2010

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