Beyond the Gate
"Beyond The Gate" ist, nach "The Exodus Of Autonomy", die zweite Veröffentlichung der aus North Carolina stammenden Death-Metal-Band Wretched. Die Platte wurde als Konzeptalbum angelegt und erzählt die Geschichte eines Alchemisten namens Sylvester Alédoe, der ein magisches Tor öffnet, mit der Absicht, Shamballa zu erreichen. Einen Ort voller Friede, Freude und Eierkuchen. Doch dieses Tor stellt sich als ähnlich zuverlässig heraus wie die Deutsche Bahn und der Weltenbummler landet im Reich Uraitahn. Jener Ort wird von einem Miasma, einem üblen, giftigen Dunst durchzogen und schon ist die Kacke am Dampfen.
Im Prinzip die Reise eines Metalfans, der im Zug gen Wacken pilgert, einschläft und sich plötzlich bei The Dome wiederfindet… Aber zurück zur Geschichte: Während sein Köper in diesem Tor gefangen gehalten wird, ist seine Seele dazu verbannt, an diesem verseuchten Ort zu verharren. Nun muss er sich mit den Wächtern von Uraitahn zusammenschließen, um zurück in seine Heimat Xzorian zu kommen, wo er einen Talisman finden muss und nun vor der Qual der Wahl steht. Entweder er überlässt den Wächtern den Talisman oder er macht damit Uraitahn dem Erdboden gleich.
"Birthing Sloth" eröffnet die CD und macht dem Hörer von Beginn an kompromisslos deutlich, dass die Reise des Sylvester Alédoe keinesfalls ein Sonntagsausflug auf den Ponyhof zu sein scheint. Blastbeats, Breaks und irrwitzige Gitarren reihen sich in Scharen aneinander, um den keifenden und grölenden Gesang zu untermalen. Zeit zum Durchatmen gibt dann ein grooviges, von melodisch singenden Gitarren getragenes Intermezzo. Dann geht's erneut voll auf die Zwölf. Ein kurzes, an Iron Maiden erinnerndes, zweistimmiges Solo peitscht den Hörer weiter bis der Song überraschend in "Chan Chan" von Buena Vista Social Club endet. Was für ein furioser Start! Weiter mit The "Deed Of Elturiel". Ein Song, bei dem die eingeschlagene Marschroute gnadenlos weitergeführt wird. Donnernd und schleppend wälzt sich "In The Marrow" nahtlos zu "A Still Mantra". Hier brechen erneut alle Dämme. Im Chorus finden sich schöne, melodische Gitarrenspuren wieder, die dem Song keinesfalls die Brutalität rauben, sondern wunderbar die tiefen Vocals ergänzen und sich in die Gesamtstruktur eingliedern.
"Cimmerian Shamballa" ist nach "Birthing Sloth" und "The Deed Of Elturiel" eine weitere Uptempo-Nummer, in der Wretched es verstehen, mit ihren Gitarren und dem Schlagzeug markante, kurze Akzente zu setzen, die anfangs zwar irritieren, nach mehreren Durchgängen allerdings nicht mehr wegzudenken sind. Nun folgt ein aus drei Liedern bestehendes, ca. zwölfminütiges Instrumental, das es in sich hat. Begonnen wird mit dem vom University of South Carolina Symphony Orchestra gespielten "On The Horizon". Hier wird eine kontinuierliche musikalische Spannung aufgebaut, die sich dann in "Abberation – Part I" entlädt. Anfangs noch etwas verhalten, geht es mit Blastbeats sowie schöner Gitarrenmelodie weiter in einen Akustikteil mit indischem Gesang und einer Sitar im Hintergrund. "Beyond The Gate – Part II" beginnt mit einer Variation des vorhergegangenen Riffs und nahezu identischen Drums, wodurch ein nahtloser Übergang zwischen den beiden Liedern geschaffen wird und somit kein Verlust der Atmosphäre entsteht. Das macht Sinn, das ist großes Kino! Danach folgt ein cleanes Gitarrenspiel, das, immer wieder akzentuiert durch elektrische Gitarren und Schlagzeug, den Zuhörer zum Höhepunkt des Stückes treibt, bis das Hauptthema bekannt aus "Abberation – Part I" erneut aufgegriffen wird. Zum Abschluss dieser grandiosen Trilogie werden nochmals ruhige Töne angestimmt und eine Violine geleitet den Hörer zum Ende.
Und kaum fängt man an sich dabei zu ertappen, wie man langsam, getragen von den wunderschönen Melodien in eine andere Welt gleitet, holen einen "My Carrion" und "The Guardians Of Uraitahn" gnadenlos auf den schwermetallischen Boden der Tatsachen zurück. Mit selber Wucht und Intensität wie schon "Birthing Sloth", "The Deed Of Elturiel" und "Cimmerian Shamballa" wird alles zu Kleinholz verarbeitet. "The Talisman" zeichnet sich durch atemberaubende Breakdowns aus, die dem Song einen unglaublichen Groove verleihen, und endet in einem wunderschönen Zusammenspiel aus E-Gitarre und Cello. Vermutlich würden die Mannen von Six Feet Under ihrem Frontmann Chris Barnes jede seiner Dreadlocks einzeln ausreißen, um mal wieder so einen Song aufnehmen dürften. Mit "Eternal Translucence" folgt ein weiteres Instrumental und gleichzeitig das Outro der Platte, das "Beyond The Gate" rund zum Abschluss bringt.
Fazit
"Beyond The Gate" ist ein Death-Metal-Album, das durch seine Komplexität und den hohen technischen Anspruch besticht. Das mag sicherlich nicht jedermanns Sache sein. Wer allerdings nach dem ersten Hören nicht den Mut verliert und sich schulterzuckend Altbewährtem zuwendet, wird mit einem klasse Album belohnt, das sich bei jedem Durchgang mehr öffnet. "Beyond The Gate" bietet, nicht zuletzt durch die druckvolle Produktion, genug um jederzeit Neues zu entdecken. Von wegen Nomen est omen! Was Wretched aus der CD-Presse gelassen haben, ist alles andere als bemitleidenswert und erbärmlich. Mitleid muss man lediglich mit den vielen Genrekollegen haben, die sich künftig auch an dieser noch relativ unbekannten Band messen lassen müssen.
Anspieltipps
alles
Artistpage
Tracks
1. | Birthing Sloth | |||
2. | The Deed of Elturiel | |||
3. | In The Marrow | |||
4. | A Still Mantra | |||
5. | Cimmerian Shamballa | |||
6. | On The Horizon | |||
7. | Abberation – Part I | |||
8. | Beyond The Gate – Part II | |||
9. | My Carrion | |||
10. | The Guardians of Uraitahn | |||
11. | The Talisman | |||
12. | Eternal Translucence |
Benjamin Bohn - myFanbase
05.08.2010
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 13.07.2010Veröffentlichungsdatum (DE): 06.08.2010
Genre: Metal
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Aktuelle Kommentare
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