Shore to Shore
Ja, Norman Palm. Was dieser junge Mann in den vergangenen Jahren geschafft hat, könnte man durchaus als einen erfolgreichen Aufstieg bezeichnen. Während er 2008 noch für unseren Soundcheck Rede und Antwort stand und gerade dabei war, mit seinem Debütalbum "Songs" die Musikwelt von sich zu überzeugen, so wird sein Nachfolger "Shore to Shore" jetzt schon weitaus höher gehandelt. Musikkenner haben von Norman nun schon was gehört und dürfen sich zu Recht auf eine neue Platte mit interessanten Liedern freuen.
Es ist schön zu sehen, wenn Künstler, denen man Erfolg wünscht, diesen dann tatsächlich auch haben. So ist es zum Beispiel mit dem sympathischen Norman Palm. Der Berliner und Teilzeitbewohner von Mexico City beweist mit "Shore to Shore", dass er sich weiterentwickeln kann und schlägt teilweise eine völlig andere Richtung ein als das, was man bisher von ihm kannte. War "Songs" noch sehr stark geprägt von der simplen Kombination Gitarre plus Stimme, so experimentiert Palm auf seinem zweiten Album mit elektrischen Klängen, mit Rhodes, mit mehr Percussion, mit neuen Begleitstimmen.
Bereits "Start/Stop" deutet darauf hin, dass Norman jetzt andere Töne anschlägt. Rythmisch komplex und wirklich gelungen läutet das Lied die Platte ein und macht Lust auf mehr. Dabei funktioniert Normans Zusammenspiel mit seinen Hintergrundsängerinnen Emma und Mia Kemppainen (von Le Corps Mince de Françoise) ganz wunderbar. Der verstärkte Einsatz von Percussion und Backgroundstimmen klappt bei "Images" gleichermaßen gut. Doch während diese beiden Lieder mehr von einer leichten Fröhlichkeit gekennzeichnet sind, so schwelgt Norman auch manchmal wieder in Melancholie: Traurige Texte und schwirrende Gitarrenklänge prägen "Smile", während "Landslide" einen Hauch von Country hat. Eine interessante Mischung aus beiden Gefühlslagen bietet "$20", das freudig und doch trübsinnig klingt und bei dem am Ende vermehrt elektronische Klänge untergemischt werden. Dabei singt Norman von Liebe und Vertrautheit, Leere und Traurigkeit, Dinge eben, die im Leben passieren.
Gemächlich ist hingegen "WDYD?", das wieder eine ganz andere Richtung einschlägt und mit Marschtrommeln und Keyboardakkorden daher kommt. Und wenn man nun denkt, dass Normans Experimentierfreudigkeit seine Grenzen erreicht hat, wird man mit "Easy" sofort eines Besseren belehrt: Die interessante Elektropop-Mischung erinnert fast ein bisschen an Filmmusik aus dem Film "Lost in Translation" und der Songtext passt zu diesem Eindruck wie die Faust aufs Auge: "Let's all be friends with the telephone calls / Let's all be friends with the departure halls", singt Norman da und wird dann vom Synthesizer abgelöst – ein Gerät, das bei Palms Debüt "Songs" quasi nie eingesetzt wurde und nun in "Shore to Shore" enorme Bedeutung gewonnen hat. Im Vergleich dazu wirkt "Sleeper" wieder simpel: Hier steht Normans Stimme im Vordergrund, die Gitarre, und ab und zu erklingen auch mal die Rhodes.
Mysteriös klingt hingegen "Phantom Lover", unterlegt mit afrikanisch klingender Percussion und viel Synthesizern, das zum Ende hin mit seinen Dissonanzen fast schon zu dramatisch wird und letztlich in einen gewagten Dancebeat mündet. Für den letzten Track wird Norman dann wieder der Alte und schickt den Hörer mit einem schönen, melodischen "Go to Sleep" in die Welt der Träume. Und man beginnt sich zu fragen, ob es nicht Lieder wie dieses sind, die Norman einfach am besten kann: Schlichten Pop, (fast) ganz ohne Synthesizer, ganz natürlich, ganz einfach.
Fazit
Norman Palms Versuch, sich neu zu erfinden, ist teils geglückt, teils missglückt. Manchmal hat man das Gefühl, dass es jetzt genug ist mit den Experimenten und wünscht sich die Schlichtheit von "Songs" zurück, manchmal aber – vor allem in den Percussion-lastigen Liedern – trifft Norman voll ins Schwarze. Interessant ist das Album aber allemal und der Erfolg ist Norman, der für das Album ab Mitte August 2010 auf Deutschlandtour geht, sicher zu wünschen.
Anspieltipps
Start/Stop
Images
Easy
Go to Sleep
Artistspage
Tracks
1. | Start/Stop | |||
2. | Smile | |||
3. | Images | |||
4. | Landslide | |||
5. | $20 | |||
6. | WDYD? | |||
7. | Easy | |||
8. | Sleeper | |||
9. | Phantom Lover | |||
10. | Go to Sleep |
Maria Gruber - myFanbase
11.08.2010
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 02.07.2010Genre: Pop, Elektro
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