God Willin' & the Creek Don't Rise
Wenn der Schein auch bekanntermaßen oft trügt: hier tut er es nicht. Ein Mann wie ein Baum, der auch noch in welchen wohnt. Ob er sich wahlweise im Wald versteckt oder hinter seinem Bart: Ray LaMontagne, so könnte man meinen, hält von Menschen zuweilen nicht sonderlich viel. Sechs jener Art jedoch scheint er gut aushalten zu können: The Pariah Dogs – sechs Erdenkinder, die man nun auch beim Namen nennen kann und nicht laufend unter dem Schleier "& Band" suchen muss.
Die Band ohne Namen war einmal und auch Ray selbst hat sich verändert. Nicht nur, dass er mittlerweile in Massachusetts wohnt – also genau dort, wo man ihn vermuten würde. Inzwischen Besitzer eines eigenen Studios, in dem auch seine Band Platz findet, hat er seinen nunmehr vierten Longplayer "God Willin' & the Creek Don't Rise" auf eigene Faust produziert. Auch das ist wenig verwunderlich: zu viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Ganz abgesehen davon, dass Ray LaMontagne nicht vieles ferner liegen dürfte, als musikalischen Einheitsbrei zu verzapfen. Die logische Konsequenz also: kräftig in die eigenen Hände spucken – ehe ein anderer in seine Suppe.
Nebst seinen fünf Sangesbrüdern plus -schwester im Geiste (Jay Bellerose, Patrick Warren, Eric Heywood, Greg Leisz, Jennifer Condos) scheint der gute Ray dann und wann doch die eine oder andere weibliche Seele in sein Herz zu schließen. Eins der fragileren Exemplare, darf die auserkorene Herzdame in ihm keinesfalls wüten wie ein Elefant im Porzellanladen. Tut sie es doch, erntet sie möglicherweise einen Song wie "Repo Man" dafür, der sie nicht allzu gut dastehen ließe. Ist sie aber bezaubernd – wie man sie sich eben so vorstellt, wenn gar Ray LaMontagne Gefallen an ihr findet – dann hängt er sein zerbrechliches Herz an sie. Und dann springen vielleicht so sehnsuchtsvolle Herzensbrecher wie "Are We Really Through?" oder "Like Rock N Roll and Radio" für sie heraus – natürlich ungleich besser. In beiden Fällen hätte die Dame Vorlagen für Highlights des Albums geliefert. Doch durch wen auch immer Ray LaMontagne sich für seine Klangperlen inspiriert fühlen mag: seine Musen leisten – ob bewusst oder nicht – 1A-Arbeit.
So grundsolide wie er aussieht, so ist auch seine Musik. Im Flanellhemd im Schaukelstuhl auf der Veranda seines Hauses in Massachussets - so stellt man ihn sich vor. Mit Mundharmonika, die nur hier und da durch das Weinglas am Mund abgelöst wird, welcher sich hinter dem dunkelbraunen Rauschebart verbirgt. Und nur der Mond ist Zeuge? Genau. Und wenn es nicht exakt die Art und Weise ist, wie der Mann seine traurigen Lieder schreibt, da sollte es doch mit dem Teufel zugehen.
Doch auch im erlesenen Kreis der Pariah Dogs lässt es sich offensichtlich außerordentlich gut musizieren. Ray LaMontagne macht es sich leicht und scharte sechs Könner ihres Fachs um seine Person. Sechs, die Melodien wie Melancholien gleichermaßen zu schätzen wissen wie der Meister selbst. Die sich als Gourmets erweisen, wenn es darum geht, gute Musik noch besser zu machen und ihr die richtige Würze zu verleihen. Guten Appetit.
Fazit
Denn was manchmal zum Scheitern verurteilt ist, klappt bei Ray LaMontagne ganz vorzüglich. Sein elegischer Folk klingt dank der Pariah Dogs manchmal weniger elegisch, als er es ist. Stattdessen zaubern sie ihn kraftvoll und treibend. Und manchmal reihen sie sich einfach nahtlos ein ins schmal instrumentierte Klagelied, wie man es von Ray LaMontagne kennt. Er muss sich nicht auf den Kopf stellen, sich nicht neu erfinden, um Aufmerksamkeit ringen. Musik, die gestern gut war, ist auch heute noch gut. Und gute Musik, wie Ray LaMontagne und die Pariah Dogs sie machen, gibt es selten und nie genug.
Anspieltipps
Repo Man
Beg, Steal Or Borrow
Are We Really Through?
Like Rock & Roll And Radio
Artistpage
Tracks
1. | Repo Man | |||
2. | New York's Killing Me | |||
3. | God Willin' & the Creek Don't Rise | |||
4. | Beg, Steal or Borrow | |||
5. | Are We Really Through? | |||
6. | This Love is Over | |||
7. | Old Before Your Time | |||
8. | For The Summer | |||
9. | Like Rock & Roll and Radio | |||
10. | Devil's in the Jukebox |
Aljana Pellny - myFanbase
15.08.2010
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 17.08.2010Veröffentlichungsdatum (DE): 13.08.2010
Genre: Singer-Songwriter, Folk & Country, Akustik
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