Bewertung
Tired Pony

The Place We Ran From

Da lief seit Tagen ein Song im Radio und ich dachte mir: Die Stimme kennst du doch, aber wer soll das sein? Die Stimme entpuppte sich schnell als Gary Lightbody (Snow Patrol), der sich mit Tired Pony eine Art Superband zusammengestellt hat. Darunter befinden sich Mitglieder von R.E.M., Belle & Sebastian und The Minus 5, aber auch illustre Gäste wie Zooey Deschanel und Tom Smith von den Editors.

Foto: Copyright: Fiction Records
© Fiction Records

Trotz der markanten Stimme von Snow Patrol Sänger Gary Lightbody erinnert musikalisch nur wenig an den Rocksound der schottisch/nordirischen Band. Lightbody schrieb Songs abseits des Mainstream- und Alternative-Rocks. Die Stücke orientieren sich sehr am Americana- und Singer/Songwriter-Stil, ja schon fast hinführend zum Country. Das von mir im Radio gehörte Stück hört auf den passenden Namen "Dead American Writers" und ist die erste Single des Albums "The Place We Ran From". Der Song ist sehr eingängig und die Melodie der Gitarren setzt sich schnell im Gehör fest. Die Auskopplung war auf jeden Fall eine richtige Entscheidung. Die größte Stärke des Albums ist, wie nicht anders zu erwarten war, die warme und sympathische Stimme von Gary Lightbody. Schon nach den ersten Tönen des Openers ("Northwestern Skies") fühlt man sich zuhause. Die Clapdrums, die atmosphärische Produktion und die kleinen musikalischen Feinheiten zeigen gleich, dass dieses Projekt ganz sicher kein Reinfall ist. Das folgende "Get On The Road" ist ein sehr stimmiges und emotionales Duett mit Zooey Deschanel (She & Him). Die beiden Hauptakteure ergänzen sich perfekt und spielen den Song voll aus. Das geht tief unter die Haut.

Das sehr ruhige aber hochinteressante "Held In The Arms Of Your Words" baut sich langsam auf und sammelt alle Instrumente für eine besonders schöne zweite Hälfte. Songwriter und Lightbody-Buddy Iain Archer lieh seine Stimme dem von ihm geschriebenen Song "I Am A Landslide". Das Rezept geht auf, Archers etwas höhere Stimme steht dem Sound der Band. Nicht nur bei diesem Song fällt das tolle Gitarrenspiel von R.E.M.-Mastermind Peter Buck auf. Eine Überraschung bringt "The Good Book" mit sich. Denn eine weitere bekannte Stimme erkennt man schon nach wenigen Takten. Tom Smith (Editors) hat sich das Mikrofon von Lightbody geschnappt und interpretiert dessen Song, wie immer, unglaublich gut. Ohne Frage, das Stück gehört zu den Lichtmomenten des Albums.

Ausfälle sind auf dem Album wirklich rar. Lediglich der etwas müde Midtempo-Song "That Silver Necklace" kann das Niveau der restlichen Aufnahmen nicht ganz halten. Dafür endet das Album mit einem grandiosen Stück, das dann doch etwas an Snow Patrol erinnert. Lightbody steckt viel Pathos und die Leichtigkeit seiner Hauptband in "Pieces", dem längsten Stück des Albums. Das letzte drittel des Liedes gilt den Musikern, die sich hier lautstark an ihren Instrumenten austoben dürfen. Wunderbar und erfrischend.

Fazit

Gary Lightbody liefert mit seinem Nebenprojekt Tired Pony ein beachtliches Album ab. Sowohl Fans von Snow Patrol als auch Liebhaber von Singer/Songwritern und Folk werden hier voll auf ihre Kosten kommen. "The Place We Ran From" gehört zu den Überraschungen des Jahres.

Anspieltipps

Get On The Road

Dead American Writers

I Am A Landslide

The Good Book

Artistpage

TiredPony.com

Tracks

1.Northwestern Skies
2.Get On The Road
3.Point Me At Lost Islands
4.Dead American Writers
5.Held In The Arms Of Your Words
6.That Silver Necklace
7.I Am A Landslide
8.The Deepest Ocean There Is
9.The Good Book
10.Pieces

Christian Finck - myFanbase
22.08.2010

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