Bewertung
Hurts

Happiness

Dass man nie auslernt heißt es. Dass man nie aufhören soll zu suchen. Niemals satt sein, mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen – mit allen Sinnen. Und man sucht und man guckt und man hört und ist offen, allzeit bereit zu lernen. Und plötzlich durchfährt es dich wie ein Blitz. Mit spitzen Ohren reißt du die Augen auf. Da hat man sie, diese eine Antwort auf all die vielen Fragen.

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Zum Beispiel auf jene, die der musikalische Rückblick von myFanbase um die Weihnachtszeit herum aufwerfen wird. Den vergangenen Jahreswechsel über grübelte ich, wer meine Ohren 2009 denn gar am meisten verwöhnte und welchen eher zweifelhaften Genuss sie mir nachhaltig übel nahmen (Kolumne: Das Musikjahr 2009). Der Kopf rauchte und irgendwann meinte ich mich ausreichend an zig Platten, Konzerte und Songs erinnert zu haben, um eine entsprechende Auswahl treffen zu können.

In diesem Jahr ist das anders. In diesem Jahr ziehe ich meinen Trumpf und hole zum ultimativen Rundumschlag aus. Und zwar mit dem Joker, den man mühelos jeder Fragestellung unterschieben kann: die nach dem großartigsten Debüt des Jahres, des besten Songs, des anrührendsten Songmoments, des eindrucksvollsten Musikvideos. Sogar für die Kategorie Artwork käme "Happiness" infrage – nicht, weil das Cover über alle Maßen kreativ wäre, aber unheimlich stimmig. Ihre Show in der Kölner Essigfabrik im Oktober zähle ich bereits im August zum engen Favoritenkreis meines Konzertjahres. Auf der Stelle einzuführen wäre darüber hinaus ein Preis für den Sänger mit dem größten Sex-Appeal 2010, den sich der schmucke Theo Hutchcraft natürlich außer Konkurrenz ins Regal stellen dürfte.

Und beantworten besagter Herr Hutchcraft und Adam Anderson aus Manchester auch erst einmal all meine Fragen, so wird doch schließlich auch jene nach dem Wie ihre Berechtigung haben. Durchaus. Ohne die unaufhörlichen 80er-Vergleiche zu bemühen, die sich um Hurts ranken wie die Dornen um Dornröschens Schloss, wird dies allerdings kaum möglich sein. Denn natürlich bedient sich das britische Duo aus gleich mehreren Schubladen jener Zeit. Und ja, möglicherweise schreibt man "Better Than Love" auf Anhieb Depeche Mode zu und möglicherweise meint nicht nur meine Mutter, "Wonderful Life" vor Jahren schon gehört zu haben. Doch es steckt mehr dahinter: "Happiness" ist nicht durchs Pauspapier entstanden. Sich an die Achtziger an- und dabei trotzdem mehr als eine Handbreit aus dem Fenster lehnen: Das Album ist eine Mischung aus pulsierendem Pop, düsteren Dance-Anleihen und vor allem atemberaubenden Arrangements. "Silver Lining" ist einnehmend. "Blood, Tears & Gold" ist glasklar, "Sunday" auf höchstem Niveau verspielt und "Stay" butterweich mit Chor. Es kommt zusammen, was zusammengehört und Theo Hutchcrafts enorme Ausstrahlung und Präsenz klingen auf den zehn Titeln plus Hidden Track durch jeden Ton. Und macht den Briten – seiner vielleicht gar nicht mal so außergewöhnlichen Stimme zum Trotz – zum Goldkehlchen.

Fazit

Ende August wird es endlich warm ums melodieverliebte Herz. Hurts schnüren mit größter Sorgfalt ein Care-Paket für die sehnsuchtsvolle Seele, bestehend aus zwei Dingen: Zum Einen reichlich Salz, um sich selbst sowie Personen seiner Wahl in aller Regelmäßigkeit selbiges in die Wunden zu streuen. Zum Anderen einer Familienpackung Trostpflaster.

Anspieltipps

Silver Lining

Blood, Tears & Gold

Sunday

Stay

Better Than Love

Artistpage

InformationHurts.com

MySpace-Profil

Tracks

1.Silver Lining
2.Wonderful Life
3.Blood, Tears & Gold
4.Sunday
5.Stay
6.Illuminated
7.Evelyn
8.Better Than Love
9.Devotionfeaturing Kylie Minogue
10.Unspoken
11.Water

Aljana Pellny - myFanbase
25.08.2010

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