Bis nach Toulouse
"Küss mich von allen Seiten." Oder "Bleib hier, bis die Nacht anbricht; die Welt die Augen schließt." Oder "Ich hab' die Welt geliebt. Und Dich noch mehr." Oder "Alles, was ich liebe, hat mit Dir zu tun." Wer derartig feinfühlig zu formulieren vermag, was in ihm vorgeht, ist nicht nur überaus fürs Künstlerdasein prädestiniert, sondern im Grunde sogar zu ihm verpflichtet. Verpflichtet, unsereins an einer Alltagspoesie teilhaben zu lassen, die viel zu schön ist, um ihren Ursprungsort niemals zu verlassen.
Unsereins - wir plumpen, bestenfalls unbeholfenen Elefanten im Porzellanladen des Lebens - staunt nicht schlecht, wenn Philipp Poisel das Philosophieren beginnt. Nicht weniger tut er in seinen Liedern, ob gewollt oder nicht. Schnell drängt sich ein Gedanke auf: Selbst sein Einkaufszettel wäre wohl hintergründiger als so ziemlich jedes mühsam erdachte Reim-Dich-Oder-Ich-Fress-Dich-Produkt aus der eigenen Feder. Wenn man gewillt ist, mit diesem Gedanken Freundschaft zu schließen, ist der Grundstein gelegt für den Genuss dieses Albums. "Bis nach Toulouse" heißt es und wunderschön ist es.
Soviel sei bereits vorweggenommen. Was es so wunderschön macht, lässt sich in vielen Worten zusammen fassen oder auch nur in fünf: Es ist von Philipp Poisel. Dessen Debüt "Wo fängt dein Himmel an?" war bereits außergewöhnlich gut, bemerkenswert und besonders. Dieses, so sagt er, habe er für sich geschrieben. Nun weiß er, dass es da draußen Leute gibt, die darauf warten, was er zu sagen hat und herzzerreißend zu singen weiß. Einen gewissen Druck konnte Philipp Poisel der Situation nicht absprechen, doch geschadet hat er keineswegs, wenn dieser ihn dazu befähigt hat, Songs wie "Zünde alle Feuer" oder "Im Garten von Gettis" aufs Papier zu bringen.
Singt Philipp Poisel über die Liebe, kullern schonmal die Tränen. Singt er über all die Orte dieser Erde und seine Leidenschaft zu reisen, so kitzelt seine Stimme das innere Fernweh wach. Und dieses lässt sich bekanntlich ebenso ungern das nimmersatte Maul stopfen wie Erstgenanntes: die Liebe; jene der unerfüllten Sorte erst recht. Sehnsucht wird bei Philipp Poisel groß geschrieben: in Großbuchstaben in Arial Black 72. Unterstrichen und fett markiert. Und weil er es versteht, sich über die Ohren den direkten Weg ins Herz zu suchen, bleibt wohl kaum ein Auge trocken, wenn er die "Liebe seines Lebens" besingt. Die hätte es sicher gut und müsste sich nicht Sorgen um ihr Porzellan. Doch sie weiß nichts von ihrem Glück. Oder - und das wäre ungleich schlimmer - weiß es nicht zu schätzen. Bleibt zu hoffen, dass wenigstens die Person, der das ergreifend schöne "Ich will nur" gewidmet ist, es tut. Allerdings scheint die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich dabei um ein- und dieselbe handeln wird.
Fazit
"Es gibt im Leben viele Zeiten - das hier sind die guten." Es gibt im Leben viele gute Alben und viele gute Typen - mit beidem haben wir es hier zu tun. Nur keine Scheu vor dem einen; dem ganz, ganz großen Gefühl: Vielleicht übertrifft Philipp Poisel mit seinem zweiten Album zum ersten Mal sich selbst. Wenn dem so ist, dann sicher nicht zum letzten.
Anspieltipps
Wie soll ein Mensch das ertragen?
Zünde alle Feuer
Liebe meines Lebens
Ich will nur (live)
Artistpage
Tracks
1. | Wie soll ein Mensch das ertragen? | |||
2. | Für keine Kohle dieser Welt | |||
3. | Im Garten von Gettis | |||
4. | Froh, dabei zu sein | |||
5. | Bis nach Toulouse | |||
6. | Zünde alle Feuer | |||
7. | All die Jahre | |||
8. | Markt und Fluss | |||
9. | Zwischen innen und außen | |||
10. | Liebe meines Lebens | |||
11. | Hab' keine Angst | |||
12. | Ich will nur (live) |
Aljana Pellny - myFanbase
01.09.2010
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 27.08.2010Genre: Singer-Songwriter, Akustik
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