L'ecole des points vitaux

Einen Durchbruch der französischen Musikkultur in Deutschland lässt noch immer auf sich warten, daran wird wohl auch das erste Album der acht Jungs von Sexion d'assaut nichts ändern, auch wenn deren Rapmusik mehr als einfache Plattitüden darstellen. Wenn einem der Name Sexion d'assaut nichts sagt, der sollte einfach seinen Radiosender einschalten oder auf Youtube kurz nachschauen. Schließlich wird deren Hit "Désolé" Tag ein Tag gespielt. Sei es der Edelclub in München oder eine Undergrounddisco in Neukölln, alle sind sie begeistert von dieser Single. Ist dies aber auch das einzige, was die Jungs uns bieten können?

Ich komme nach einem reichlich stressigen Mittag nach Hause und sehe auf meinem Schreibtisch eine CD liege, auf dessen Cover hauptsächlich schwarze Männer zu sehen sind. Da denke ich mir: "Schon wieder etwas aus den USA". Dummerweise trübt mich mein erster Eindruck. Ich stelle fest, dass das ein Album aus Frankreich ist. Ich drehe die Hülle um, und lese einen mir bekannten Titel. Voller Vorfreude wende ich mich meiner Anlage zu. Öffne den DVD-Player, lege die CD ein. Schalte meinen Verstärker ein. Dolby Surround ist ein. Lautstärke? Mehr ist immer gut. Los geht es.

Welch ein Zufall, das Album beginnt mit einem Intro. Wie klassisch. Nein, nicht die Art des Beginns, sondern der Song. Ein typischer Handgriff vieler Rapkünstler. Ich erinnere mich nur an Immortal Technique oder an die Jedi Mind Tricks, welche schon seit Jahren mit dieser Art von Musik sehr erfolgreich sind auf einer gewissen Ebene. Aber auch große Namen wie Eminem oder Dr. Dre kommen ohne solche Verschmelzungen nicht komplett aus. Es scheint, dass je mehr ein Kulturkreis sich der Armutsgrenze nähert, der Weg zur klassischen Musik immer leichter fällt. Aber egal, gut möglich, dass Sexion d'assault damit auch auf einer glatten Schiene fahren. Und wie nicht anders zu erwarten war. Es läuft. "Casquette à l'envers" als auch "Mon gars sûr" schließen sich dem Intro an. Es ist ein guter Ausgleich zwischen genialer Romantik und kongenialer Lyrik. Doch es fängt an langweilig zu werden.

Kurz darauf werde ich aus der Langeweile geweckt. Ich fühle mich in meine Kinderzeit zurückversetzt. Das Stück "Itinéraire d'un chômeur" beginnt einfach so komisch, dass meine Sinne gestärkt werden zuzuhören. Kann es sein, dass die Jungs im Disneyland vorbeigeschaut haben, bevor sie diesen Song geschrieben haben? Wirklich gut. Und da das Lied mich nicht zum sitzen, sondern zum stehen verleitet hat, gehe ich kurz in die Küche. Die nächsten Lieder laufen im Hintergrund, da nicht wirklich etwas verpasst wird. Bis "Tel père tel fils" beginnt. Erinnert mich ein wenig an Sido und Bushido, welche es sich auch nicht nehmen konnten, mal mit einem Kinderchor zu arbeiten. Ein vielversprechendes Stück, auch wenn ich keine Gänsehaut bekommen habe. Also zurück in die Küche. Das Essen ist fertig.

Ich nehme wieder Platz auf meiner Couch, möchte gerade anfangen etwas zu essen, da beginnt die erste und einzige Ballade von Sexion d'assault in diesem Album. Glücklicherweise ist sie sehr ansprechend und schön, dass ich meiner Liebsten eine SMS schicke. Habe ich heute schon den ganzen Tag irgendwie vergessen. "Rien n't'appartient" brennt sich auf meine Haut, und lässt mich einfach nicht los. Die Sonne scheint in mein Zimmer, ich lege mich gemütlich hin, und schaue nach draußen. Beobachte wie sich die gelb-roten Blätter im Wind verlieren, und stelle fest, dass ich mich in diesem Song verliere. Es wäre ein so schönes Finale eines ausgesprochen guten Albums gewesen. Doch Nada. Stattdessen erwache ich im Ostblock. Also in Osteuropa. Was auch nicht weiter schlimm ist. Schließlich habe ich dort meine Wurzeln.

Noch einmal ein kurzer Blick auf die CD-Hülle. Nicht mehr viele Lieder. Ich höre sie durch, und es sind gegen Ende kaum noch Schmuckstücke übrig. Einzig und allein das Finale. Dieses besteht aus ihrem bislang größten Hit "Désolé", was vollkommen verständlich ist, dass sie damit eine Finale einläuten wollen, dass den Beginn ihrer Karriere begünstigt hat. Dummerweise habe ich nach diesem Lied auch Lust heute Abend wegzugehen. Ich rufe meine Freunde an, und verabrede mich. Das Album hole ich aus meinem DVD-Player und nehme es mit in mein Auto. Denn zu Hause darf das Album nicht verrotten.

Fazit

Kein Old School, dafür aber Hip Hop der Extraklasse aus Frankreich. Ein wirklich empfehlenswertes Album mit wirklich vielen Glanzleistungen.

Abspieltipps

Itinéraire d'un chômeur

Tel père tel fils

Rien n't'appartient

Désolé

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Sexiondassaut.de

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