Bewertung
Drapers, The

We No Speak Americano

"Musikalische Genres neu zu erfinden, ist heute nahezu unmöglich. Um modern oder anders zu klingen, bedient man sich bestimmter Stilistiken der letzten 60 Jahre und setzt sie – möglichst in noch nicht dagewesener Kombination – neu zusammen. Jüngstes Beispiel für die Kreation eines äußerst gelungenen und erfolgreichen neuen Genres war We No Speak Americano von Yolanda Be Cool & Dcup."

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Einen Augenblick, auf diesem Album befindet sich sicherlich kein weiteres Lied von Yolanda Be Cool & Dcup außer "We No Speak Americano"? Aus welchem Grund wird dann damit geworben, sich dieses Album zuzulegen? Musikalisch betrachtet aus der Leidenschaft für die selbige Musik und ihrer Neuinterpretationen. Doch nüchtern betrachtet geht es einzig und allein ums Geld, denn nur so kann garantiert werden, dass sich die Drapers auf dem hart umkämpften Musikmarkt durchsetzen können. Ob und für wen es sich überhaupt lohnt sich dieses Album zuzulegen, erfahren sie hier.

Bevor es erst zu einer gemeinsamen Arbeit zwischen The Drapers und Yolanda Be Cool & Dcup kommen konnte, sofern dies eine wirkliche Zusammenarbeit war, hat es einer Sendung im Fernsehen bedurft. Die beiden Gruppen kamen sich in ihrer Liebe zur alten stilistischen Musik des Swings der 30er Jahre näher. Und obwohl der Song "We No Speak Americano" schon seit Monaten in Deutschland zu hören ist, wagten sich "The Drapers" an eine Live-Version mit ihrer eigenen Interpretation. Dadurch erst wurde es ihnen gestattet das "Original" dieses Jahres auf ihr eigenes Album mit zu platzieren. Für diese Entscheidung kann nur gesagt werden, das es ziemlich gewagt ist. Nach jeder Verweildauer tritt eine gewisse Sättigungsgrenze auf, die das vorher geliebte in etwas nerviges und verbrauchtes, altes macht. Dieses Lied dann auch noch zweimal auf einem Album mit lediglich 13 Songs zu haben, verbessert die Situation sicherlich nicht. Aus diesem Grund möchte ich diesen Song, so wunderbar er auch ist, missachten, und mich nur auf die restlichen elf konzentrieren.

Und da beginne ich auch schon mit Vaya con dios' Hit "Nah Neh Nah", welches den Jungs von The Drapers einmalig gelungen neu zu interpretieren, dass die Meinung entstehen könnte, dieser Song ist das Original. Doch dem ist eben nicht so. Damit sollte die Werbeagentur wohl recht behalten, dass es sich hierbei um eine noch nie dagewesene Kombination alter und neuer Lieder handelt. Blöderweise folgt nach der Erkenntnis die Überraschung zugleich. Wir fliegen ganze dreißig Jahre in die Vergangenheit und uns wird "Yakety Yak" neu präsentiert. Neu? Nicht wirklich. Im Vergleich zum Original von The Coasters gibt es einen deutlich erhöhten Bass, eine verbreiterte Schiene der Wiederholung und eine verminderte Schrille der Trompeter. Da höre ich mir doch weiterhin das Original an.

Doch auf jedes Lied möchte ich auch nicht eingehen, vor allem wenn dann auch noch das atemberaubende Stück "Puttin' on the Titz" mit Verlaub nicht zum Besseren neu interpretiert wurde. Aber bleiben wir stehen bei dem Liedtitel "Il pericolo no.1 la donna" wo das "la donna" im Original fehlt und der Witz und Charme des Renato Carosone bei den Drapers fehlt. Es kann ihnen jedoch verziehen werden, denn sie wagten sich an ein altes jüdisches Liebesstück heran, dass 1938 die Andrew Sisters berühmt machte, und den Hit "Bei mir bist du schön" gleich weltberühmt. Zu einem gewaltigen Ruhm werden es die Jungs damit wohl sicherlich nicht schaffen, doch sie beweisen mit diesem Song nach einer großen Durststrecke der Einfallslosigkeit dieses Albums, dass es ihnen doch gelingen kann, wenn sie es denn nur möchte, die Intensität und Trivialität ihrer Zeit und Musikrichtung der heutigen Zielgruppe nahe zu bringen. Gleiches gilt auch für den von Sonny & Cher komponierten Song "The Beat Goes On".

Fazit

Swing for a new generation? Keinesfalls. Vielmehr ist es Swing für eine ältere Generation, deren Hüftknochen noch nicht zu alt sind, um sich aufzurichten und das Tanzbein zu schwingen. Der große Coup mit leidenschaftlichen und imposanten Swings, worauf die verruchte Electro- und Blackmusic-Jugend nur sehnsüchtigst wartet, fällt leider aus.

Artistpage

TheDrapers.cc

Tracks

1.We No Speak Americano (Live Version)
2.Nah Neh Nah
3.Yakety Yak
4.Ain't She Sweet
5.Diga Diga Doo
6.Puttin' on the Ritz
7.Il pericolo no.1 la donna
8.Behold
9.Bei mir bist du schön
10.Million Dollar Baby
11.Dig for Gold
12.The Beat Goes On
13.We No Speak AmericanoYolanda Be Cool & Dcup

Ignat Kress - myFanbase
22.10.2010

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