Bewertung
Paper Aeroplanes

The Day We Ran Into the Sea

Die Mehrheit der Menschheit dürfte sich einig sein: Das Leben sollte einen Soundtrack haben. Und zwar von Anfang an: Die eigene Geburt! Welch freudiger Anlass! Ein Feiertag für alle Beteiligten. Zur Welt gebracht von Mutti, stolz beäugt von Vati – all das besungen von Aretha Franklin. Der erste Tag im Kindergarten, der erste Schultag, der letzte Schultag, die bestandene Führerscheinprüfung – "Oh Happy Day!" Aretha Franklin – die Frau für alle Fälle.

Foto: Copyright: Radikal Records
© Radikal Records

Doch irgendwo zwischen Ein- und Ausschulung tut sich was. Nicht immer ist Aretha Franklin die Richtige, denn nicht alle Days sind "oh so happy". Es kommt die Zeit, in der sich Mädchen weniger für Pferde und Jungs sich weniger für Modellautos interessieren, sondern zunehmend füreinander. Und schon beginnt das Chaos und mindestens eine Partei hat jetzt den Salat.

Nicht immer also schreit das Leben nach glückstrunkenen Hymnen an die Chance des Augenblicks. Manchmal, zwischen zwölf und siebzehn, möchte man sich verstanden fühlen von Gleichaltrigen und wenn die beste Freundin mal wieder doof ist und die Not groß, greift man möglicherweise zum Soundtrack von "High School Musical 2". Kann man machen. Muss man aber nicht. Denn Paper Aeroplanes – auch, wenn es womöglich nicht so beabsichtigt war – können das viel besser. Die erste Liebe einfangen. In zartpastellenen Tönen und Tonfolgen, die die Waliser Richard Llewellyn und Sarah Howells mit weichem Pinselstrich in die sanften Gefühlslandschaften junger Seelen malen. "Holding my breath again/ then something could be happening" – der süße Blonde aus der Parallelklasse hat geguckt! Meinte er mich? Und etwa Julia schräg hinter mir, die ich solange leiden kann, bis er sie leiden kann, denn irgendwo hört die Freundschaft auf.

"I'm ruthless/ I'm a fool/ I think I left my heart at school." Denn dort fängt alles an. Und zieht sich wie ein roter Faden durch all die Jahre, die vergehen müssen, bis der letzte Tag vor der Tür steht. Die Schulzeit ist vorbei. Dass sich nun endlich all die lästigen Liebeswirren, das Zieh-Mich-Stoß-Mich, das Umeinanderherumschleichen um den heißen Brei und diese unsäglichen Missverständnisse zwischen ehemaliger Fans von Pferden und Modellautos mit ihr ein Ende hätten, ist allerdings ein wahrer Trugschluss vor dem Herrn. Denn auch in Herzensangelegenheiten beginnt nun der berühmt-berüchtigte Ernst des Lebens. Nicht jede Streitigkeit mit einem Mädchen wird mit einem Gänseblümchen beigelegt und nicht jedes männliche Geschöpf mit Kirschkernweitspucken zu beeindrucken sein. Der Wind wird rauer auf der See des Lebens und für Aretha Franklin ist zuweilen kein Platz mehr in diesem schäbigen, kleinen Boot, in dem man mit dem einen oder anderen Leidensgenossen festzusitzen scheint.

Macht aber nichts. Die dreizehn verträumten Songs auf dem Debüt "The Day We Ran Into the Sea" sind so luftig leicht, dass sie zu schweben scheinen. Über den Dingen, über der Welt. Fernab jedes Problems. Oder anders: Fernab jedes Problems, dessen Ursprung sich nicht die unerfüllte Liebe auf die Fahne schreiben muss. Und dennoch sind diese Probleme bekanntermaßen oft die schlimmsten. Das Duo von Paper Aeroplanes packt die Sorgen in eine Seifenblase, pustet und singt sie davon. Dabei klingt Sarah Howells verblüffend oft wie Andrea Corr, Lead-Sängerin der irischen Geschwisterbande The Corrs. Zum Verwechseln ähnlich sind sich die Stimmen so manches Mal. Wenig wundert man sich überall ähnlich angelegte Songkonzepte und Arrangements.

Fazit

Sarah Howells und Richard Llewellyn waren vermutlich auch mal jung. Und fanden ihre erste große Liebe möglicherweise ein paar Sitzbänke weiter. Mittlerweile aber fanden sie (zu-)einander. Die beiden machen kein Geheimnis aus ihrer Liebe, sie ziehen ihre musikalische Kreativität aus ihr. Vielleicht ist dies die Zauberformel und ausschlagend dafür, dass ihr Liedgut süß ist wie Zuckerwatte. Ihrer zu viel schlägt sie zuweilen auf den Magen, in Maßen jedoch bekommt sie wohl.

Anspieltipps

Cliché

Lifelight

Pick Me

Not As Old

Dry My Eyes

Anspieltipps

MySpace-Profil

Tracks

1.Cliché
2.Freewheel
3.Lifelight
4.Pick Me
5.Lost
6.Skies on Fire
7.Dancing Every Night
8.Take It Easy
9.Not As Old
10.Newport Beach
11.My First Love
12.Dry My Eyes
13.Make a Wish

Aljana Pellny - myFanbase
28.10.2010

Diskussion zu dieser CD