Bewertung
Ray Charles

Rare Genius: The Undiscovered Masters

Über 50 Jahre dauerte die Musikkarriere des Ray Charles an, während der – wenn man alle Studioalben, Livealben, Best-Of-Alben und Compilations zusammen zählt – sage und schreibe über 100 Alben auf den Markt kamen. Charles ist zweifellos einer der außergewöhnlichsten Musiker des letzten Jahrhunderts und wird nicht umsonst der "Father of Soul" genannt. Doch wie dieses Album beweist, war Charles noch viel mehr als nur ein Soul-Künstler – er fühlte sich auch im Rhythm'n'Blues, Jazz, Pop, Swing, Blues und Country pudelwohl.

Foto: Copyright: Concord Records
© Concord Records

"Rare Genius: The Undiscovered Masters" ist ein Album mit einer sehr interessanten Entstehungsgeschichte. Charles' Produzent John Burk hatte sich 2009 darangesetzt, sämtliche unveröffentlichten Aufnahmen der 2004 verstorbenen Musiklegende durchzuhören und sich die besten herauszusuchen. Dabei hat sich Burk an Aufnahmen aus den 70ern, 80ern und 90ern bedient, diese mit modernster Technik aufgearbeitet und mit zusätzlichen Studioeinspielungen – sei es durch instrumentale oder gesangliche Elemente – veredelt. Das Ergebnis ist ein gelungenes Album, das den Facettenreichtum von Charles eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Gleich zu Beginn wird der Hörer in "Love's Gonna Bite You Back" von der einzigartigen, rauen und doch absolut großartigen Stimme Ray Charles' begrüßt. "Love don't stay away too long" singt Charles da fröhlich und verleiht diesem Song eine unwahrscheinliche Energie und Emotionalität, die ins Ohr und ins Herz gehen. Gemeinsam mit dem nächsten Track, der Blues-Ballade "It Hurts To Be In Love", wird schon zu Beginn der thematische Schwerpunkt der folgenden Lieder und des gesamten Albums klar gemacht: Es geht natürlich um die Liebe, das Auf und Ab, das Hin und Her, das Allein- und Zusammensein, die Freude und den Schmerz.

Noch einen Gang runter schaltet der Song "Wheel of Fortune", der in lockerem Swing daherkommt und bei dem die Big Band lange Zeit im Hintergrund bleibt, bis sie zum Ende hin aufdreht. Eine wunderbare Mischung aus Soul und Rhythm'n'Blues bietet dagegen "I'm Gonna Keep Singin'", ein Song, der unglaublich viel Spaß macht und erneut die wahnsinnige musikalische Vitalität von Charles demonstriert. Nach ein bisschen Blues in "There'll Be Some Changes Made", "Isn't It Wonderful" und "I Don't Want Nobody" wird es in "A Little Bitty Tear" wieder souliger. Bedächtig und nachdenklich, aber gleichzeitig voller Intensität singt Ray Charles hier vom Abschied und dem Ende einer Liebe.

Eine ähnliche Thematik besitzt der vorletzte Song des Albums, "She's Gone", der allerdings wieder deutlich rhythmischer und dynamischer ist. Das Sahnehäubchen dieser ohnehin schon sehr gelungenen Zusammenstellung ist schließlich der finale Song "Why Me Lord?", geschrieben von Kris Kristofferson und gesungen von Ray Charles im Duett mit einer weiteren US-amerikanischen Musiklegende, Johnny Cash. Laut Burk lag diese Aufnahme aus dem Jahr 1981 irgendwo in den Archiven von Sony herum und wurde es jetzt wieder ausgegraben, quasi wie ein verlorener Schatz. Wie nicht anders zu erwarten, ist das Duett eine sehr kraftvolle Ballade, die zwei einzigartige Stimmen zusammenbringt.

Fazit

Mit "Rare Genius: The Undiscovered Masters" hat John Burk eine dem Künstler würdige Platte erschaffen, die erneut die musikalische Mannigfaltigkeit von Ray Charles unter Beweis stellt. Alle zehn Aufnahmen sind eindrucksvoll aufgearbeitet worden und in bester Qualität vorhanden. Schade nur, dass die Platte nach zehn Liedern schon wieder vorbei ist.

Artistpage

RayCharles.com

Tracks

1.Love's Gonna Bite You Back
2.It Hurts To Be In Love
3.Wheel of Fortune
4.I'm Gonna Keep On Singin'
5.There'll Be Some Changes Made
6.Isn't It Wonderful
7.I Don't Want No One But You
8.A Little Bitty Tear
9.She's Gone
10.Why Me Lord?featuring Johnny Cash

Maria Gruber - myFanbase
02.11.2010

Diskussion zu dieser CD