Bewertung
Best Coast

Crazy for You

Sommer. Sonnenschein. Faulenzen. Jungs. Liebe. Jungs. Und Jungs. Das ist die Welt von Best-Coast-Sängerin Beth Cosentino, die sie uns auf ihrem Debütalbum "Crazy For You" vorstellt. Eine einzige große Blubberblase, in der man nicht mal die rosarote Brille benötigt, weil sowieso alles in kitschig-nostalgisches Licht getaucht ist. Die richtigen Worte fürs (Unglücklich-)Verliebtsein sind auch schnell gefunden: Wortpaare wie "crazy / lazy" oder "kiss / miss" sind vielseitig und eigentlich immer einsetzbar, gerne auch in Kombination, auf praktisch jedem Song des Albums. Klingt nach einem Albtraum: Eine Göre, die sich drei Sätze ausdenkt, diese so oft wiederholt, dass der Song annähernd zwei Minuten dauert, beim Reimen so einfallsreich ist wie ein Kleinkind und das Album mit den banalsten Songstrukturen des Jahres veröffentlicht?

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Es verwundert nicht weiter, wenn einem solche Gedanken kommen – die Überraschung folgt jedoch auf dem Fuß: "Crazy for You" entpuppt sich als unglaublich spritziges, charmantes Feelgood-Album, das gerade trotz seiner vermeintlichen Banalität niemals plump wirkt. Best Coast klingen im Grunde wie eine dieser typischen Sixties-Girl-Bands, deren Melodien Sehnsucht nach einer Zeit hervorrufen, die man selbst nicht mal miterlebt hat.

Um aber nicht knietief in der nostalgischen Zuckerwatte zu versinken, haben Beth und ihr Bandkollege Bobb Bruno ein geradezu fantastisches Rezept gefunden: Geschwurbelte Surfer-Rock-Gitarren treffen auf verhaltene Shoegaze-Elemente, hin und wieder wird sogar Punkrock-Energie freigesetzt. Das Ganze dauert niemals mehr als drei Minuten und beschränkt sich wie gesagt auf die einfachen, klaren Dinge des (Teenager-)Lebens: "I wish he was my boyfriend", "I miss you so much", "You make me happy" oder auch "I wish my cat could talk" – mehr als diese Handvoll Sätze braucht Beth nicht, um ihren Songs eine Seele einzuhauchen.

Mehr braucht sie allerdings auch nicht, um das Herz ihrer Hörer für sich zu gewinnen: Man stellt sich ja vielleicht vor, dass gewisse Mädels aus dem Pop-Business genauso texten würden, wenn sie nicht ihre zahlreichen Songwriter-Helferlein an ihrer Seite hätten. Beth Cosentino setzt jedoch ganz bewusst und äußerst charmant diese einfachen Aussagen und Ansichten ein – und ganz ehrlich: Wer will bei Strandmusik und Sixties-Pop-Melodien schon philosophischen Erläuterungen lauschen? Ein einfaches "I'm happy" tut's auch und macht zudem viel fröhlicher.

Die Tatsache, dass sich Best Coast bewusst dieser Klischees bedienen und sie mit einem bunten Genre-Mix verbinden, lässt "Crazy for You" in einem ganz anderen, weit intelligenteren Licht erscheinen. Dass jeder einzelne Song auf dem Album ein unwiderstehlicher, nicht totzukriegender Ohrwurm ist, versteht sich natürlich von selbst.

Fazit

Best Coasts Vision von einer Welt, in der man nur auf der faulen Haut liegt und von der Liebe träumt, ist so ziemlich das Beste, das einem diesen Herbst passieren kann: Von den Sechzigern inspirierter Surfer Rock und nostalgische, zuckersüße Popmelodien versetzen den Hörer wahlweise an einen sonnigen Strand, in die eigene Jugend oder gleich ein paar Jahrzehnte zurück – der Soundtrack bleibt derselbe: Hitverdächtige, melodietrunkene Songs, die auf jedes Gesicht ein Lächeln zaubern.

Anspieltipps

Boyfriend

Summer Mood

When The Sun Don't Shine

Honey

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BestyCoasty.Blogspot.com

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Tracks

1.Boyfriend
2.Crazy for You
3.The End
4.Goodbye
5.Summer Mood
6.Our Deal
7.I Want To
8.When the Sun Don't Shine
9.Bratty B
10.Honey
11.Happy
12.Each and Everyday
13.When I'm With You

Stephanie Stummer - myFanbase
09.11.2010

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