Bewertung
Sea Wolf

White Water, White Bloom

Wer heuer auf seinen Wunschzettel ans Christkind "Ich wünsche mir eine Band, die in ihren dramatischen Momenten wie Arcade Fire, in ihren schnellen wie Wolf Parade und in ihren stillen wie Bright Eyes klingt und deren Sänger auch mit einem Oberst'schen Organ ausgestattet ist" geschrieben hat, der kann nur "White Water, White Bloom" von Sea Wolf unterm Christbaum finden.

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"White Water, White Bloom" ist das zweite Album des Indie-Projekts Sea Wolf und erscheint hierzulande mit einem Jahr Verspätung; als Wiedergutmachung ist es mit zwei Bonustracks ausgestattet. Diese stammen allerdings vom Debüt "Leaves in the River", welches bisher nur als Import erhältlich war und jetzt auch bloß digital erscheint. Besser spät als nie oder sowieso egal, weil eine "Indie"-Band wie die andere klingt?

Sea-Wolf-Chef Alex Brown Church kommt aus Kalifornien, wäre aber liebend gerne irgendwo im Norden aufgewachsen – das hört man jedem Song seines Albums an und deswegen hat er sich für die Aufnahmen auch nach Montreal begeben, übrigens mit Mike Mogis als Produzent an seiner Seite.

Das mag vielleicht mit ein Grund sein, warum der größte Vorwurf (neben den ständigen Vergleichen mit diversen kanadischen Bands) "Der klingt ja wie Conor Oberst!" sein wird – auch wenn Alex Brown Church sich seine Stimme ja wohl kaum aussuchen konnte. Und doch ist die Ähnlichkeit teilweise verblüffend ("Orion & Dog"), der Schmerz und die Intensität von Obersts Gesang sind hier vielleicht nicht ganz so ausgeprägt, aber doch vorhanden.

Besonders die erste Hälfte des Albums kann es durchaus mit den großen "Stars" der Szene aufnehmen: "Wicked Blood", "Dew in the Grass" und "Turn the Dirt Over" sind von einer berührenden Dringlichkeit und fühlen sich trotz des offensichtlichen Einflusses von Arcade Fire & Co absolut ehrlich und echt an. "O Maria" ist ein Wolf-Parade-Stampfer, wie er im Buche steht, inklusive Gejaule à la Spencer Krug. Das Titelstück erinnert gar an die Alaskaner von Port O'Brien und kann genauso wie das folgende "Spirit Horse" die hohe Qualität halten. Dass die Songs häufig mit klassisch anmutenden Streichern unterlegt sind und diesen dann auch relativ viel Freiraum eingeräumt wird, verleiht zudem noch eine eigenständige Note.

Auch wenn das Album gegen Ende hin wieder etwas abfällt, gibt es doch keinen Totalausfall zu vermelden, sondern lediglich etwas Füllmaterial. Die beiden Bonustracks "Winter Windows" und "You're a Wolf" machen dennoch Lust auf das Debüt, weil sie noch etwas ungeschliffener daherkommen.

Fazit

Alex Brown Church mitsamt seiner Band Sea Wolf als bloßen Möchtegern-Conor-Oberst abzutun, wäre zu einfach. Klar gibt es so einige auffallende Parallelen, auch zu Arcade Fire und Co, aber die Musik von Sea Wolf steckt dennoch in keiner leeren, unpersönlichen Hülle, sondern ist ehrlich, mitreißend und ambitioniert. Noch ein paar Nummern mehr wie "Dew in the Grass" und man wird es sich sehr genau überlegen, ob man seine Alben einfach beliebig veröffentlicht.

Anspieltipps

Wicked Blood

Dew in the Grass

Turn the Dirt Over

Spirit Horse

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SeaWolfMusic.com

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Tracks

1.Wicked Blood
2.Dew in the Grass
3.Orion & Dog
4.Turn the Dirt Over
5.O Maria!
6.White Water, White Bloom
7.Spirit Horse
8.The Orchard
9.The Traitor
10.Winter's Heir
11.Winter Windows
12.You're a Wolf

Stephanie Stummer - myFanbase
23.11.2010

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