Fang Island
Es gibt ein Foto von Fang Island, auf dem alle fünf Bandmitglieder als seltsame Krieger mit Hörnern, pelzigem Kopfschmuck und Pflöcken bewaffnet zu sehen sind. Sie traben dem Abendrot entgegen, sodass man nur ihre Silhouetten erkennen kann. - Genau so klingt ihre Musik.
Das Debütalbum der New Yorker ist so vertrackt, verzwickt und vor allem abgefahren, dass man mit dem üblichen "fachlichen" Vokabular genau keinen Schritt weiter kommt. Fang Island haben eindeutig einen starken Math-Rock-Einschlag. Außerdem tendieren sie zum (selten eingesetzten) mehrstimmigen Gesang, wie man ihn von so vielen Ziegenbärtchenbands kennt. Dem zum Trotz lassen sie gleich wieder eine Orgel und Metal-Gitarren über ihre lieblichen Melodien brettern. Soweit die Fakten - vorstellen kann man sich darunter kaum etwas.
Wenn man mit seinem ohnehin sehr mageren Fachlatein am Ende ist, erzählt man am besten von den Bildern, die während der Musik im Kopf entstehen: Das Album beginnt und endet mit den Geräuschen eines Feuerwerks – das dazugehörige Glitzern und Funkeln entsteht dabei schon mal wie von selbst vor dem inneren Auge. Danach wird jede Vorstellungskraft ihre eigenen Wege gehen; meine besuchte zuerst ums Lagerfeuer tanzende Gestalten, die ihr Kriegsheul ausstießen und ihre Waffen schwenkten, machte dann einen Abstecher in eine fremde Phantasiewelt, wo gegen Fabelwesen gekämpft wurde, um schließlich auf einem bunten Jahrmarkt mit wunderlichen Märchengestalten und sich immer rascher drehenden Riesenrädern zu landen.
Die verschiedenen Eindrücke und Bilder prasseln so schnell auf einen nieder, dass einem glatt die Spucke wegbleibt. Schwindlig ist einem sowieso schon längst. Alles ist ständig in Bewegung: Die Gitarren- und Orgelklänge bäumen sich auf, rasen, tanzen und fliegen; es rumpelt und funkelt, und immer, immer ist alles in Bewegung, es entsteht ein übermächtiger Sog, es ist der reinste Wahnsinn – es macht einen sprachlos und es macht einen glücklich.
Fazit
Wer diese halbstündige Irrfahrt von der Kirmesbude bis nach Mittelerde und wieder zurück durchhält, fühlt sich danach vielleicht erschöpft, weiß aber mit Sicherheit eines: Dass er gerade der vermutlich verrücktesten, talentiertesten und innovativsten neuen Band dieses Jahres gelauscht hat.
Anspieltipps
Diese Irrfahrt muss man einfach als Ganzes erlebt haben – möglichst laut und bewusst gehört.
Artistpage
Tracks
1. | Dreams of Dreams | |||
2. | Careful Crossers | |||
3. | Daisy | |||
4. | Life Coach | |||
5. | Sideswiper | |||
6. | The Illinois | |||
7. | Treeton | |||
8. | Davy Crockett | |||
9. | Welcome Wagon | |||
10. | Dorian |
Stephanie Stummer - myFanbase
03.12.2010
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 09.04.2010Genre: Experimental
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