Bewertung
Joe Satriani

Black Swans and Wormhole Wizards

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Joe Satriani zu den einflussreichsten Gitarristen unserer Zeit zählt. Von Hendrix inspiriert brachte er als Lehrer sowohl Flitzefinger wie Metallicas Kirk Hammett, Tom Morello von Rage Against the Machine und Audioslave als auch Steve Vai auf Kurs, die mittlerweile selbst zum Besten gehören, was die Musikwelt zu bieten hat. Und auch als aktiver Gitarrist kann Joe Satriani auf eine weitreichende Historie zurückblicken. So ersetzte er Anfang der Neunziger für ein Jahr Richie Blackmore bei Deep Purple nach dessen Ausstieg, formierte sich mit den Ex-Van-Halen-Mitgliedern Sammy Hagar und Michael Anthony, sowie Red-Hot-Chilli-Peppers-Drummer Chad Smith zur Supergroup Chickenfoot und war auch sonst mit allem auf Tour was Rang und Namen hat. Auch in seinen Soloprojekten gelang es ihm bereits 1987 mit "Surfing with an Alien" neue Maßstäbe zu setzen, und so kommen auch die vielen Grammy-Nominierungen in den folgenden Jahren nicht von ungefähr.

Foto: Copyright: Sony Music International/Epic
© Sony Music International/Epic

Nun steht das neue Album "Black Swans and Wormhole Wizards" in den Läden. Eines sei schon mal vorweggenommen: Das Gitarrenspiel von Satriani ist und bleibt über jeden Zweifel erhaben. Dennoch stellt sich die Frage, welche Eingängigkeit und Innovation ein Instrumental-Album entwickeln kann. Dass dies machbar ist, hat Satriani schon mehrmals bewiesen. Ob es ihm auch diesmal gelungen ist? Nun, wir werden sehen.

Buchstäblich mit einem Glockenschlag eröffnet "Premonition" die Platte. Dem Hörer wird sofort Satrianis unverwechselbarer Leadtone auf einem Silbertablett serviert, der mit wunderschönen Melodien garniert das Thema des Songs wiedergibt und seine Würze durch das hervorragende, zu keiner Zeit überzogene Solospiel vom Großmeister bezieht. Ein echter Ohrwurm und somit ein klasse Opener! "Dream Song" (was für ein innovativer Songname, nebenbei bemerkt) beginnt sehr funky, mit viel Wah Wah. Dieses Riff zieht sich durch den kompletten Song als Loop, der den Leadsound im Hintergrund unterstützt und in einem tollen Tappingsolo gipfelt. "Pyrrhic Victoria" hat erneut Ohrwurmcharakter. Bluesiges, tolles Mainriff, fantastischer Chrorus! So wird atmosphärische Dichte geschaffen! "Light Years Away" ist ein recht typischer Satriani-Song. Joes Gitarre singt zu einem tollen Beat. Das Ding rockt, so einfach kanns gehen!

"Solitude" bildet ohne Band oder viel Schnickschnack im Hintergrund die perfekte Brücke zu "Littleworth Lane". Hier werden ruhige, bluesige Töne angestimmt, was einmal mehr zeigt, wie facettenreich Satrianis Spiel ist. Dieser Song ist fantastisch! Satriani erreicht eine emotionale Tiefe die man nur selten in der heutigen Musikwelt vorfindet und es sei zum Abschluss dieses Songs noch eine Frage erlaubt: Who the f… is Gary Moore? "The Golden Room" und "Two Sides to Every Story" führen die eingeschlagene Stilrichtung weiter fort. Durch sehr orientalisch anmutende, perkussive Klänge in "The Golden Room" und tolle Keyboard-Fills in "Two Sides to Every Story" werden beide Songs ausreichend mit eigenständigem Charakter angereichert, sodass sie sich weder vor dem herausragenden "Littleworth Lane" verstecken müssen, noch kopiert wirken.

Mit "Wormhole Wizards" wird wieder Tempo aufgenommen. Ein klasse Beat bildet Satrianis Spielwiese auf der er sich nach Herzenslust austobt. Und kaum denkt man das wäre der Höhepunkt, bekommt Joe noch ein Keyboardsolo als Spielgefährten, das sich perfekt in den Gesamtkontext einfügt. Die Ballade "Wind in the Trees" hat eine ganz eigene Charakteristik: Schwer, aber doch entspannend, psychedelisch und doch bluesig. Einfach saucool, was Satriani da abliefert! Über "God is Crying" gibt es eigentlich nichts Neues zu berichten. Fantastische Melodien, grandioser Sound, super Solo, und tolle Wah-Wah-Exzesse schließen die Platte würdig ab und zeigen, wie jeder Song dieses Albums, einem Hobby-Aushilfsgitarristen wie mir noch mal die Grenzen des eigenen (Nicht-)Talents auf.

Fazit

Man muss schon mögen, was Joe Satriani da macht und es ist zugegebenermaßen nicht jedermanns Sache sich ein rein instrumentelles Album anzuhören. Lässt man sich aber erst einmal von der Spielweise Satrianis verzaubern, fragt man sich, warum solch überflüssige Dinge wie Gesang überhaupt erfunden wurden. Denn die hier festgehaltenen Gitarren haben mehr Tiefe als die im Albumtitel erwähnten Wurmlöcher, mehr Charakter als alles was sich in den aktuellen Charts sonst noch so tummelt und mehr Emotionen als ein Rudel kreischende Teenies die sich gegenseitig über den Haufen rennen, weil sie bei einer Filmpremiere unbedingt die Kinder eines gewissen, im ShowBISS tätigen Robert P. austragen wollen. Nun sollte man ja nicht jeden Tag Höchstnoten vergeben, aber hey, der Typ hat mehr als einmal bewiesen, wie groß sein musikalisches Talent ist. Also, wer bin ich darüber zu richten?

Anspieltipps

Premonition

Pyrrhic Victoria

Littleworth Lane

God is Crying

Artistpage

Satriani.com

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Tracks

1.Premonition
2.Dream Song
3.Pyrrhic Victoria
4.Light Years Away
5.Solitude
6.Littleworth Lane
7.The Golden Room
8.Two Sides to Every Story
9.Wormhole Wizards
10.Wind in the Trees
11.God is Crying

Benjamin Bohn - myFanbase
30.12.2010

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