Tausend wirre Worte - Lieblingslieder 2002 - 2010

Guten Tag! Mit diesen zwei Worten, verpackt in einen schnellen, rhythmischen, elektronisch aufgeladenen und erfrischend konsum- und gesellschaftskritischen Song wurden Wir Sind Helden im Jahr 2003 zu einer neuen Sensation der Deutschen Popmusik. Wir Sind Helden haben seitdem eine durchaus beeindruckende Karriere hingelegt: Das Debütalbum "Die Reklamation" schaffte es bis auf Platz 2 der deutschen Charts, die folgenden Alben "Von Hier an blind" (2005), "Soundso" (2007) und "Bring mich nach Hause" (2010) fuhren ebenfalls großen Erfolg ein und katapultierten sich teilweise bis auf Platz 1 der Albumcharts hoch. Bei Judith Holofernes, Pola Roy, Jean-Michel Tourette und Mark Tavassol dürften daheim zudem noch mehrere Platin- und Goldauszeichnungen herumliegen, die ihre vier Alben jeweils eingefahren haben.

Nach acht Jahren und vier Alben ist es nun also an der Zeit für ein erstes Best Of der in Berlin ansässigen Band, die – und mit diesem Statement übertreibt man sicher nicht – die deutsche Musikszene insofern revolutionierte, als dass es dank der Helden endlich wieder cool wurde, deutschsprachige Songs zu hören. Zuvor war die deutsche Popmusik mit Bands wie "Echt" zu einem weiblichen Teeniephänomen reduziert worden (ja, auch ich fand sie toll) und irgendwie lag sie dann zwischenzeitlich brach. Wir Sind Helden tauchten genau im richtigen Moment mit den richtigen Beats auf und überzeugten zudem noch mit richtig intelligenten Texten, die von komplexeren Themen wie gesellschaftliche Normen ("Ist das so?", "Die Konkurrenz"), Konsumverhalten ("Guten Tag") oder den verschiedenen Facetten der Liebe handeln, sei es unbeholfene Verliebtheit ("Aurélie"), vergebliches Anhimmeln ("Nur ein Wort"), das Gefühl unendlicher Liebe ("Echolot"), Liebe, für die man alles tut ("Ein Elefant für Dich") oder Liebe, die sich mit der Zeit verändert ("Streichelzoo").

Songschreiberin Holofernes bewegt sich dabei immer geschickt zwischen lyrischer Ausdrucksgewandtheit und dem Versuch, den Texten immer ein wenig Interpretationsfreiheit zu lassen, damit sie ein bisschen undurchsichtig, ein bisschen mysteriös, eben ein bisschen besonders wirken. Dies gelingt ihr vor allem in den Songs, die sie für die beiden ersten Alben "Die Reklamation" und "Von Hier an blind" schrieb, meinen persönlichen Favoriten der Helden-Diskographie. Es spricht aber auch für sich, dass die Mehrheit der Lieder von "Tausend wirre Worte" eben von diesen Alben stammen: Mit "Denkmal", "Guten Tag", "Die Zeit heilt alle Wunder", "Ist das so?", "Müssen nur wollen", "Du erkennst mich nicht wieder" und "Heldenzeit" sind gleich sieben Lieder des Debütalbums dabei (doch wo ist "Aurélie"?), "Wenn es passiert", "Echolot", "Ein Elefant für dich", "Gekommen um zu bleiben", "Nur ein Wort" sowie "Von Hier an blind" repräsentieren hingegen das Zweitalbum.

Von den insgesamt sage und schreibe 40 Songs sind aber natürlich auch aus "Soundso" und "Bring mich nach Hause" einige Lieder dabei, wobei die neueste Platte nur spärlich vertreten ist, schließlich gab es diese ja erst im Vorjahr. Dafür wird die Kollektion mit ein paar ordentlichen B-Sides ergänzt: Zum einen gibt es vier Livelieder, nämlich "Heldenzeit", "Halt Dich an Deiner Liebe fest", "Ausser dir" und "Lass uns verschwinden", die die Livequalität der Band sehr gut eingefangen. Zum anderen beweist Holofernes, dass sie auch auf Französisch, Japanisch und Chinesisch ganz gut klingt, auch wenn die Übertragung der jeweils übersetzten Lyrics auf die auf deutschen Text ausgerichtete Rhythmik manchmal durchaus zu ein paar Holprigkeiten führt. Nichtsdestotrotz machen die zwei französischen Versionen "Panique" ("Endlich ein Grund zur Panik") und "T'es comme ça" ("Soundso") Spaß, und "Von hier an blind" auf Japanisch ("Sâ Itte Miyô") und "Kaputt" auf Chinesisch sind zumindest lustig.

Damit sich das Best Of auch lohnt, gibt es dann noch eine Handvoll Lieder, die man als Helden-Fan vielleicht mal auf einem Konzert gehört hat, die bislang nur im Rahmen von Spezialveröffentlichungen auf den Markt gekommen sind, die bislang noch gar nicht veröffentlicht wurden oder die mit einem neuen Remix-Outfit ausgestattet wurden. Da sind das fast schon minimalistische, aber doch irgendwie faszinierende "In mir drin", das fetzige "Alphamännchen", der Moonbootica-Remix von "Gekommen um zu bleiben" oder auch das an die Anfänge der Band zurückerinnernde "Wenn Dein Herz zu schlagen aufhört" zu nennen.

Fazit

Ob ein Best Of zu diesem Zeitpunkt wirklich nötig gewesen wäre, sei dahingestellt. "Tausend wirre Worte" bietet jedoch einen schönen Querschnitt durch die Bandgeschichte der Helden und taucht mit der zweiten CD ein in neue Klangsphären, die sich zumindest für Helden-Fans lohnen dürften. Wer die Alben hat, braucht das Best Of jedoch nicht unbedingt.

Anspieltipps

Denkmal

Guten Tag

Echolot

Ein Elefant für Dich

Nur ein Wort

Ausser dir (Live 2005)

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