Another War
Breed aus Norwegen haben sich vor nun fast sieben Jahre zusammengefunden um die Welt mit ihrem Dicke-Hose-Metal zu erobern. Da man aber bemüht ist, innovativ zu wirken, nennt man diesen neu erfundenen Sound Groove Metal. Ja, das sind böse Jungs, die aber nie eine gewisse Ironie in ihrer Musik vermissen lassen. Nach dem das Debütalbum in Norwegen einigermaßen erfolgreich war, konnten sie auf Festivals mit anderen tollen Bands wie Dimmu Borgir, Satyricon und Turbonegro auftreten. Daraufhin wurden Killswitch Engage auf sie aufmerksam und sie durften deren Show in Oslo eröffnen. Wer also Interesse an Metal in der Art von Pantera und Black Label Society hat, sollte einmal einen Blick auf das neue Album "Another War" werfen, das seit Ende des letzten Jahres in den Läden steht. Ob es sich hierbei um eine lohnende Investition handelt, oder ob man besser seine Kröten zusammenhält bis sich vernünftige Alternativen ergeben, wird im Folgenden weiter betrachtet.
"Bloodstone", der Opener des Albums, lässt dem Zuhörer durch ein von Geigen getragenes Gitarren-Gefrickel alle Zeit der Welt, um sich schon mal den Haargummi aus dem Pferdeschwanz zu entfernen und die Nackenmuskulatur aufzuwärmen. Denn dann geht's los. Der Titel groovt in bester Pantera-Manier von Anfang bis Ende und gipfelt dann in einem von Dimebag inspirierten Gitarrensolo. Ein starker Beginn und live sicherlich eine Granate, allerdings wird zu keiner Zeit die Klasse der großen Vorbilder erreicht. "Hellride" legt tempomäßig noch mal einen Zahn zu. Coole Blastbeats und ein klasse Chorus würzen den Song mit allem Nötigen, um zu einer richtig vernünftigen Abrissbirne heranzuwachsen. Mit "Fire" folgt nun eine Schema F-Nummer: Pantera-Gitarren, Hardcore-Breaks und ein Sänger, der versucht Phil Anselmo das Wasser zu reichen. Naja, der Versuch ist ja bekanntlich nicht strafbar.
Mit "I Am Not Lost" gibt's dann wieder groovenden Thrashmetal mit Köpfchen. Ein toller Refrain nimmt das Tempo raus, rockt dann weiter wie sau, um in einem clean gesungenen von einer Akustikgitarre getragenen Teil sowohl stimmlich als auch atmosphärisch zur Höchstform aufzulaufen. "Cemetery Gates" lässt grüßen, meine Freunde! Mit "The Tide" folgt die einzige Ballade des Albums, die sich zu Beginn wie eine Blaupause von Panteras "Suicide Note Part I" anhört und auch im weiteren Verlauf einige Inspiration aus "Floods" und im Prinzip der ganzen "Great Southern Trendkill"-Platte bezieht. Und da dachten sich die Jungs wohl, wenn man sich schon aus Klassikern einen Song zusammeninspiriert, könne man das ja auch genreübergreifend weiterführen und so gibt es zum Abschluss des Gitarrensolos und des ganzen Songs noch Gary Moores "Still Got The Blues" auf die Ohren. Ganz ehrlich: Nettes Lied, da gibt es keine Diskussion. Aber es fällt mir doch etwas schwer, das hier verwendete Material augenzwinkernd als Einflüsse stehen zu lassen. Dreist ist das schon, was Breed da machen! Ach so, wenn ich mich schon mal über die hier zugrunde liegenden musikalischen Einflüssen auslasse, sei noch erwähnt, dass der Beginn des folgenden "Prisoner of the Carnage" doch sehr an (Achtung, Augenzwinkern!) "Primal Concrete Sledge" erinnert und ansonsten mit noch nie dagewesenen "Die! Die! Die!"-Shouts aufwartet. Wie nennt man noch mal das Gegenteil von Inspiration? Ach ja, Dieter-Bohlen-Metalcore! Genau so hört sich dieser Song auch an. Man nimmt eingängige Passagen der zuvor ausgerufenen Helden und reichert sie dann mit verschiedenen genreverwandten Stilelementen an, die jeder schon tausendmal und hauptsächlich tausendmal besser gehört hat. So langsam verliert die CD den durchaus positiven Eindruck und wird zur Farce!
Aber erst mal weiter im Text. Mit "Equilibrium" folgt wie auch schon bei "Fire" eine weitere uninspirierte Standardnummer, die sich lediglich durch ein gutes Gitarrensolo von der vorher erwähnten unterscheidet. Und nun scheint man auch noch jedes Gefühl für Melodie und Arrangements über Bord zu werfen. "Inhale Your Life" ist viel zu zerhackt und viel zu bemüht, den progressiven Einschlag in eine einigermaßen erträgliche Form zu bringen, um auch nur ansatzweise zünden zu können. Es wäre wohl besser für das Gesamtbild der Platte gewesen, diesen Song von der Tracklist zu streichen. "Another War" schlägt in eine ähnliche Richtung wie der Opener "Bloodstone" ein, verläuft sich allerdings sehr schnell im Mittelmaß und "End In Slaughter" hinterlässt nichts außer einem müden Gähnen beim Hörer, der spätestens jetzt bemerkt, dass es einen Haufen hochklassige Alternativen zu dieser Platte gegeben hätte.
Fazit
Eigentlich retten nur drei der zehn Songs "Another War" vor dem kompletten Verriss. Derart uninspiriert darf man heutzutage nicht zu Werke gehen! Darüber tröstet auch die druckvolle, sehr gelungene Produktion des Albums nicht hinweg. Welches Potential in Breed steckt, wird viel zu selten deutlich. Lieber versteckt man sich hinter den großen Paten Pantera. Dies merkt man an dem an Dimebag angelehnten Gitarrensound ohne auch nur ansatzweise an dessen Intensität und Präsenz heranreichen zu können, ebenso wie an den zwar gut gesungenen Vocals, die für mich zu sehr Phil Anselmo imitieren wollen und in diesem Vergleich kläglich scheitern. Keiner braucht eine Pantera-Coverband und wirklich niemand braucht Bands die sich bei eigenen Songs an Klassikern der Pantera-Diskographie bedienen. Mit wie viel Augenzwinkern man diese Tatsache bewerten sollte, ist mir ebenso egal wie der sprichwörtliche Sack Reis in China. Ich will nicht mit wehenden Fahnen Majestätsbeleidigung rufen, die Axt wetzen und auf Hexenjagd gehen. Ich erwarte jedoch mehr Eigenständigkeit des präsentierten Songmaterials, hauptsächlich in diesem Genre, das sich doch so sehr auf seine Freiheit von geltenden Konventionen beruft. So bleibt abschließend von „Another War“ nichts anderes zurück als ein fader Nachgeschmack und der Drang, danach sofort "Cowboys From Hell" in den CD-Player zu schieben.
Anspieltipps
Bloodstone
Hellride
I Am Not Lost
Artistpage
Tracks
1. | Bloodstone | |||
2. | Hellride | |||
3. | Fire | |||
4. | I Am Not Lost | |||
5. | The Tide | |||
6. | Prisoner of the Carnage | |||
7. | Equilibrium | |||
8. | Inhale Your Life | |||
9. | Another War | |||
10. | End In Slaughter |
Benjamin Bohn - myFanbase
10.02.2011
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 19.11.2010Genre: Metal
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Aktuelle Kommentare
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