Bewertung
Bright Eyes

The People's Key

Es wird gemunkelt, dass "The People's Key" das letzte Album ist, das unter dem Namen "Bright Eyes" erscheint. Sorgen braucht uns das keine zu bereiten, immerhin hat uns Conor Oberst mit diversen Nebenprojekten und Soloarbeiten bereits bewiesen, dass er auch ohne sein Musikerkollektiv recht gut klarkommt. Für dieses siebte und möglicherweise finale Studioalbum heißt das aber, dass die Erwartungen beinahe ins Unermessliche steigen.

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In erster Linie zeigt "The People's Key" einmal mehr, welch unglaubliche Entwicklung Conor Oberst als Künstler hingelegt hat: Vom unfreiwillig als Wunderknaben gefeierten Jüngling, der so herzzerreißend leiden und greinen konnte, hat er sich in einen reifen, mehr oder weniger in sich ruhenden Musiker verwandelt. Er hat das Einsam-an-der-Gitarre-Jammern hinter sich gelassen und setzt nun lieber aber auf das Bandgefühl, das ihn zu Sätzen wie "every day is a new gift" ("Jejune Stars") verleitet.

Um ehrlich zu sein, gefällt mir der Wunderknabe mit der zitternden Stimme von damals schon um einiges besser; Obersts Entwicklung ist aber durchaus nachvollziehbar und wahrscheinlich auch gesünder. So ist "The People's Key" ein rundes, gut komponiertes Indierock-Album geworden, das genau weiß, was es zu tun hat, um eben nicht einfach als solches abgestempelt zu werden.

Die locker in den Gitarrensound verflochtenen elektronischen Schnipsel ("Digital Ash..." lässt grüßen) schaffen es, den so herrlich eingängigen Melodien einen leicht experimentellen Unterton zu geben. Thematisch kreisen die Songs rund um die Rastafari-Bewegung, Religionen im Allgemeinen und spirituelles Zeugs – dazu passend hat sich Oberst auch einen speziellen "Gast" ins Studio geholt: Denny Brewer, ein New-Age-Schamane aus El Paso, hat quasi eine wiederkehrende Rolle auf "The People's Key" erhalten, die er dazu nutzt, seine Ansichten zu verbreiten.

Zweieinhalb Minuten philosophiert (oder schwafelt?) er über Einstein, Hitler und die vierte Dimension, redet sich regelrecht in Rage, bis man mit "Firewall" endlich ins Album einsteigt. Ein interessanter Beginn ist es allemal – was die geheimnisvolle Inszenierung und Stimmung betrifft, hätte sich an dieser Stelle genauso gut ein wuchtiges Postrock-Stück auftun können. Stattdessen haben wir es zumindest mit dem bemerkenswertesten Song des Albums zu tun: Mehr düsteres Intro als Song marschiert "Firewall" leicht störrisch direkt in ein großes Orchester-Finale.

Denny Brewer gibt noch hin und wieder seinen Senf dazu, abgesehen vom schwermütigen "Ladder Song" wird's aber nie wieder so düster wie zu Beginn. Stattdessen bewegen sich Oberst, Mogis und Walcott geschickt zwischen hinreißenden Ohrwürmern ("Shell Games", "Jejune Stars") und einen in seinen Bann ziehenden Elektronummern ("Approximate Sunlight", "One For You, One For Me"), ohne sich je richtig für die eine oder die andere Richtung zu entscheiden. Das letzte Wort hat, wie könnte es anders sein, der verrückte, alte Kauz, dessen Gelaber man aber irgendwie auf seltsame Art und Weise im Verlauf des Albums lieb gewinnt.

Fazit

Die jetzige Musik der Bright Eyes kann oder sollte man nicht mit Beinahe-Klassikern wie "Lifted …" oder "I'm Wide Awake It's Morning" vergleichen. Für sich betrachtet ist "The People's Key" ein äußerst souveränes und stimmiges Album geworden, das seinen Instrumenten, Melodien und wunderlichen Gastrednern genügend Platz einräumt. Wurscht, ob dies nun das Abschiedsalbum ist oder nicht.

Anspieltipps

Firewall

Shell Games

Jejune Stars

Approximate Sunlight

Ladder Sun

Hörprobe

Hört bei uns alle Lieder des Album "The People's Key". Hier geht es zur Hörprobe.

Artistpage

BrightEyesMusic.de

Tracks

1.Firewall
2.Shell Games
3.Jejune Stars
4.Approximate Sunlight
5.Haile Selassie
6.A Machine Spiritual (The People's Key)
7.Triple Spiral
8.Beginner's Mind
9.Ladder Song
10.One For You, One For Me

Stephanie Stummer - myFanbase
16.02.2011

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