Bewertung
Naked and Famous, The

Passive Me, Aggressive You

Wer zu Jahresbeginn gerne in den Listen stöbert, die die größten Newcomer, Hypes und Talente fürs kommende Jahr prophezeien, der dürfte unter den Nominierten der BBC-"Sound of 2011"-Liste auch auf "The Naked and Famous" gestoßen sein. Als neuseeländische Antwort auf MGMT wird die Truppe um Thom Powers und Alisa Xayalith gehandelt – ein Eindruck, der sich aber nur im Hinblick auf die Singlekandidaten bestätigen lässt.

Foto: Copyright: Fiction Records
© Fiction Records

Mit der blumenbehangenen, verzückt-benebelten Truppe, als die sich MGMT auf ihrem zweiten Album herausstellten, haben The Naked and Famous schon mal gar nichts gemein. Mit "Oracular Spectacular" verbindet sie das relativ nichtssagende Etikett "Elektropop" und die unter diesem Begriff startenden "Sich-an-der-eigenen-Jugend-Berausch"-Nummern. Bei MGMT heißen sie "Time to Pretend" oder "The Youth", die Neuseeländer nennen sie "Young Blood", "All of This" und "Punching In a Dream". Genau diese drei Songs sind dann als Singles in ihrer Heimat erschienen und auch hierzulande wird ihnen wohl dieselbe Ehre zuteil werden.

"Passive Me, Aggressive You" (toller Titel übrigens!) hat aber einiges mehr und vor allem Vielschichtigeres als diese gefälligen Popsongs zu bieten: Harmoniegesänge und kitschige Achtziger-Klänge gibt's zwar weiterhin, wie sie aber zerpflückt, zerhackt und verkehrt herum zusammengesetzt werden, ist bemerkenswert. Fies krachende Gitarrenwände, hohle Drums, rasche Stimmungs- und Tempowechsel und verstörende Elektropunk-Elemente sind wahrscheinlich die Gründe, warum "Passive Me, Aggressive You" auch nach mehreren Versuchen als "Autofahr-CD" stets versagte.

Zu komplex und teilweise anstrengend sind Songs wie "Frayed", "The Sun" oder "Spank", eine gewisse Lautstärke erfordern sie ebenfalls. Nine Inch Nails, Radiohead und Björk lassen als Einflüsse grüßen, der Harmoniegesang von Thom und Alisa kann, was die Dynamik angeht, mit dem von The XX verglichen werden. Sie agieren ähnlich kühl, haben aber den Mut, ihr abgestecktes Revier zu verlassen und sich wandlungsfähiger zu geben.

Fazit

Die Musik von The Naked and Famous als reinen, gefälligen Elektropop abzustempeln, wäre unfair. Diese Quote erfüllen die Neuseeländer mit einer Handvoll Nummern zwar durchaus, auf ihrem Debüt warten aber auch einige interessant aufgebaute, an Industrial und Noise geschulte Nummern darauf, entdeckt zu werden.

Anspieltipps

Frayed

The Sun

Young Blood

Artistpage

TheNakedAndFamous.com

MySpace-Profil

Tracks

1.All of This
2.Punching In a Dream
3.Frayed
4.The Source
5.The Sun
6.Eyes
7.Young Blood
8.No Way
9.Spank
10.Jilted Lover
11.A Wolf In Geek's Clothing
12.The Ends
13.Girls Like You

Stephanie Stummer - myFanbase
08.04.2011

Diskussion zu dieser CD