Helplessness Blues

Es scheint sich immer etwas zu tun in der Musikszene von Seattle. Genauergesagt beim Label Sub Pop, einst die Entdecker von Nirvana und Soundgarden. Aktuell sind dem Indieohr geläufige Bands wie The Shins ("Wincing The Night Away"), Wolf Parade ("Expo 86"), The Head and the Heart und eben auch die Fleet Foxes bei diesem Label zu Hause. Seit 2008 läuft der Plattenvertrag mit Sub Pop nun schon und zwei Alben später lässt sich sagen: Sub Pop hat mal wieder eine hervorragende Intuition bewiesen und mit dieser Band alles richtig gemacht.

Denn auch das zweite Album der Fleet Foxes entführt einen in wundervoll harmonische Sphären, in nahezu verzauberte Welten: Die Reise beginnt in "Montezuma", einem Gänsehaut erregenden Song, der in Melancholie und Nachdenklichkeit schwebt und mit einer bezaubernden Liedzeile beginnt: "Now I am older / Than my mother and father / When they had their daughter / Now what does that say about me?". Wir fahren weiter in die Wüste, zu den Nomaden mit dem "Bedouin Dress", einem musikalisch gesehen glücklichen Ort voller frischer Mandolinenklänge und mehrstimmigen Gesängen über eine mysteriöse Figur in einem leuchtend weißen Kleid; mit "Sim Sala Bim" bleiben wir eine Weile im Orient.

Sehr kraftvoll geht es weiter mit "Battery Kinzie", dessen Thematik über einen vor Einsamkeit sterbenden Mann in scheinbarem Kontrast mit den fröhlich wirkenden Klängen des Liedes steht. Doch die Reise führt uns nun in die Weiten von "The Plains/The Bitter Dancer", einem von zwei Doppelliedern der Platte. Die sich langsam aufbauende Spannung der ersten Minuten endet letztlich nicht in einem Fortissimo, sondern in einem delikaten Gitarrensolo und dem traumhaften Gesang der Foxes. Nach ein bisschen Schnee in "Helplessness Blues" machen wir Halt bei den Wasserfällen von "The Cascades", einem Instrumentalsong, der sehr stark folkloristische Elemente einsetzt. Wir besuchen "Lorelai" und "Someone You'd Admire", nur um dann einen alten Schrein zu besichtigen, in dem immerwährend die Sonne scheint. Und ja, "The Shrine" – der erste Teil von "The Shrine/An Argument" – erwärmt das Herz: "Sunlight over me no matter what I do / Apples in the Summer are golden sweet / Everyday a passing complete." Das über acht Minuten lange Lied endet schließlich in einem wirklichen Streit, einer experimentellen Dissonanz verschiedenster Instrumente, die musikalisch die Idee von Unfrieden und Unruhe interessant umsetzt.

Doch der Streit währt nicht lange. Das stille, philosophisch anmutende Lied "Blue-Spotted Tail" führt uns in die Endlichkeit des Seins und die Sphären des Schicksals, und schließlich endet unsere Reise am Meer: "Grown Ocean" evoziert in einem wahrlich das Bild unendlichen Blaus, erfrischend, schwungvoll, energiegeladen. Und hier erscheint uns wieder der "wide-eyed walker", der uns bereits in den Liedzeilen von "Battery Kinzie" über den Weg gelaufen ist, und verabschiedet sich von uns: "Wide-eyed walker / Don't betray me / I will wake one day / Don't delay me / Wide-eyed leaver / always going."

Fazit

Der Titel des Albums, "Helplessness Blues", ist so wunderschön schwermutig, wie es auch die Platte selbst ist. Die Reise, die der Zuhörer von Montezuma bis hin zum großen Meer unternimmt, zeigt einem ganz neue, ungeahnte Klangwelten auf und bietet eine Hörerfahrung, die nicht nur Fans der Band gefallen wird.

Anspieltipps

Bedouin Dress

The Plains/The Bitter Dancer

Helplessness Blues

Someone You'd Admire

Blue-Spotted Tail

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