The R. In R&B Greatest Hits Collection: Volume 1

Es sei vorweggenommen, dass man mit einer Greatest Hits-Platte nicht viel falsch machen kann. Nicht als ein R. Kelly, nicht nach über einer Dekade Erfolg. Im Juni 2002 allerdings sollten schwere Anschuldigungen des Hangs zur Kinderpornographie seine Sonnenschein-Jahre überschatten, es wurde ruhig um R. Fernsehsender verwehren seinen Songs die Ausstrahlung, Radiostationen das Airplay. Überall auf der Welt wenden sich Anhänger kopfschüttelnd von ihrem großen Star ab. Von so einem Fan sein? Nie.

Doch noch im selben Jahr gelingt Kelly das Comeback: "The World's Greatest" schlägt ein wie eine Bombe und streckt Kritikern, Zweiflern und den Abtrünnigen frech die Zunge raus. 2003 versteht man dann sein "Ignition Remix" in den Clubs der Welt als eine mehr als deutliche Aufforderung, den Dancefloor zu stürmen. Der Song läuft rauf und runter, die Gäste jubeln - die Clubbesitzer auch. Und die treulosen Fan-Tomaten? Sitzen in der Ecke, schämen sich und nicken heimlich, still und leise zum Takt der Musik.

Leider hatte es sich nach eben dieser Nummer auch ganz schnell ausgejubelt, denn R. Kellys "Chocolate Factory" floppte. Grund genug, sich mit einer Greatest Hits-LP zurückzumelden, um die ausgebliebenen Einnahmen nun doch noch einfahren zu können. Ganz nach dem Motto: Minimaler Aufwand, maximaler Nutzen.

Und in der Tat, was uns Herr Robert Kelly da mit auf den Weg bzw. auf die Ohren gibt, kann sich überaus gut hören lassen. Gleich in den ersten drei Titeln "Bump N' Grind", "Your Body's Callin'" und "Sex Me (Part I)" macht der olle Schwerenöter seinen Standpunkt deutlich und bittet die schönen Damen dieser Welt zum Matratzensport: "I don't wanna hurt nobody/ but there is something that I must confess to you/ I don't see nothing wrong/ with a little bump 'n grind." Ja, wir haben verstanden.

Weiter geht's. Und zwar mit "Gotham City", dem Riesenhit aus "Batman". Mit "The World's Greatest" und "I Believe I Can Fly" bietet Soundtrack-Spezialist Kelly zweimal mehr hausgemachte Filmmusik, was allerdings sein grandioses "Bad Man" aus "Shaft" schmerzlich vermissen lässt. Auch "Did You Ever Think" (mit Nas) sowie "Satisfy You" (mit Puff Daddy) hätte die CD liebend gern bereichern dürfen.

Frisch drüber hinweg – und reingehört in "Thoia Thoing", welches jeden Clubber mit Geschmack erneut zum Zappelphilipp macht und die Tanzfläche rappelvoll. Wer sich nun noch bewegen kann und in der Menge nicht zu Ersticken droht, den nehmen die treibenden Beats bei der Hand und geben keine Ruhe, ehe deine Füße schmerzen und um Gnade winseln.

Und ihre Rufe werden tatsächlich erhört, denn von nun an überwiegt Schmusig-Sanftes. Etwas ähnlich Tanzbares wie "Thoia Thoing" findet man jetzt nur noch auf der beigefügten Bonus-Disc mit Remixen, fünf an der Zahl. Richtig glänzten kann hier allerdings nur das aufgemotzte "Fiesta". Die Füße dürfen also hochgelegt und die Arme in die Luft gestreckt werden. "I Wish", "Ghetto Religion" (mit Wyclef Jean) und "The Storm Is Over Now" bereiten perfekt vor auf die großen Hymnen.

Bei Knallern wie "I Believe I Can Fly", "I'm Your Angel" (mit Celine Dion) und besonders bei "If I Could Turn Back The Hands Of Time" sollte man ein Feuerzeug zur Hand haben. Oder seine(n) Freund(in). Oder wenigstens ein Taschentuch.

Anspieltipps

Gotham City

Ignition Remix

I Wish

If I Could Turn Back The Hands Of Time

The Storm Is Over Now

I Believe I Can Fly

Album jetzt bei Amazon.de
bestellen