Bewertung
Tim Bendzko

Wenn Worte meine Sprache wären

Es ist fast schon erfrischend, einen 26-jährigen Musiker kennen zu lernen, der gerade erst sein Soloalbum herausgebracht hat und nicht via DSDS oder anderen Castingshows im Musikbusiness landete - aber dennoch Karriere macht. Tim Brendzko ist ein Solcher, der schon früh seine Liebe zur Musik entdeckte, aber erst einmal dem Fussball und dem Studium in evangelischer Theologie mehr Zeit einräumte. Damit ist aber nun vorbei und Brendzko startet durch. Seine Solotour für November ist schon jetzt fast ausverkauft. Wir dürfen also gespannt sein, wie es mit dem Musiker weitergehen wird.

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Dabei ist es vor allem der eingängige Text seiner ersten Single-Auskopplung "Nur noch schnell die Welt retten", dem er dies zu verdanken hat. Der Song mit dem eingängigen, intelligenten Text, mit einem mitgehenden Beat und die Stimme von Brendzko schaffen es, dass man im Radio schnell mehr hören mochte, von dem talentierten Musiker. Schon beim Hören dieses Songs ist klar, Brendzko nimmt sich nicht ernst, er spielt mit Worten und er zeigt Humor – selbst beim Songschreiben. Dabei verleugnet er jedoch niemals, dass er eigentlich nichts anderes als Popmusik macht – nur eben ein bisschen anders. Er singt deutsch und versucht so gar nicht erst zu den "coolen" der Musikszene zu gehören.

Und jeder der mit Vorbehalten und Vorurteilen an dieses Album geht und eh nicht daran zu glauben scheint, dass ein Popmusiker aus Berlin gute, berührende und mitreißende Musik machen kann, wird gleich mit dem ersten Song "Auf den ersten Blick" vom Gegenteil überzeugt. Der Song, der mit seinen Jazz-Elementen ein bisschen an die Musik von Roger Cicero erinnert, jedoch eindeutig poppiger daherkommt, ist direkt ein Mitreißer. Und ja, auch hier gibt es – gerade weil er es schafft die Worte einfach perfekt zu kombinieren – die ersten Gänsehautmomente und man möchte auch hier nur weiterhören. Der zweite Song "Sag einfach ja" ist etwas beschwingter und überzeugt doch auf ganzer Linie. Auch "Mehr davon" ist ein solcher Song, der von Liebeslust und Sehnsucht handelt. "Du warst noch nie hier" ist ein Song über Chance, die nicht genutzt worden und Einsamkeit. Er ist melancholisch, wunderschön und überzeugt erneut mit großer Intensität, wie man sie von einem deutschen Künstler schon lange nicht mehr erlebt hat.

In dem Titelgeber zum Album "Wenn Worte meine Sprachen wären" erzählt Brendzko von der Liebe zu einer unbekannten und dem fehlenden Selbstbewusstsein, was Brendzos persönliche Erinnerungen auch wiederspiegeln. Auch aus Angst, hatte er im Teenageralter nicht den Mut gehabt, sein Talent für die Musik umzusetzen und etwas daraus zu machen. Er schrieb im Stillen und ließ nur wenige Leute daran teilhaben. Zum Glück änderte sich dies und so werden uns auch Songs wie "Das letzte Mal" oder "Ich kenn alles" geschenkt. Sein bekanntester Song "Nur mal kurz die Welt retten" zeigt einmal mehr, wie Bürgernah der Berliner ist, wie viel ihm die Menschen bedeutet und doch, dass er über sich und seine Umgebung schreibt. Er belehrt nicht, er erzählt und es ist ein wunderbares Erlebnis ihm zuzuhören.

Obwohl mit großartiger Stimme ausgestattet, ist das wirklich erstaunliche an diesem Album die Worte, die Brenzko für die Songs nutzt. Obwohl es deutsche Texte sind, entdeckt man auch nach mehrmaligen Hören neue Feinheiten, Anspielungen und Pointen. Dazu die Melodien, die Beats und die stets jazzigen Elemente in diesem Pop.

Fazit

Endlich mal wieder etwas Deutsches, das es sich zu hören lohnt. Mit jazzigem Pop, mitreißenden Texten und einer wunderschönen Stimme ist Tim Brenzko ganz verständlich eines der neuen deutschen Jungtalente – und das ganz ohne Bohlen und Co.

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TimBendzko.de

Tracks

1.Auf den ersten Blick
2.Sag einfach Ja
3.Mehr davon
4.Du warst noch nie hier
5.Wenn Worte meine Sprache wären
6.Das letzte Mal
7.Ich kann alles sehen
8.Nur noch kurz die Welt retten
9.Es kommt zurück
10.Ich laufe
11.Schall & Rauch
12.Ich hör nicht auf
13.Keine Zeit

Eva Klose - myFanbase
24.07.2011

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