Tears of St. Lawrence
Die Schweiz ist stolz auf ihre musikalischen Exportschlager. Und das nicht zu Unrecht, wenn man an großartige Künstler wie Sophie Hunger oder so ausgefeilte Alben wie "Interruptions" von Mañana denkt. In ihrer Heimat als "next big thing" gehandelt, schicken sich nun die Indie-Rocker Alvin Zealot aus Luzern an, dem zunehmend positiven Ruf der Schweizer Musik-Szene gerecht zu werden.
Schon mit dem Opener "Bricks Over Bricks" geben die jungen Nachwuchsrocker für das gesamte Album die Richtung vor. Ohrwurmmelodien und geradlinige Rhythmen werden wie Ziegelsteine aufeinander gestapelt, während ansteckende Gitarrenriffs den Mörtel bilden, der die Songs zusammenhält. Das rockt ganz schön und macht auch Spaß, verliert aber im Laufe der Zeit zunehmend seinen Reiz. Denn je länger man der Platte lauscht, desto mehr vermisst man ein wenig Abwechslung, Experimentierfreude und den Mut, musikalisch auch mal aus der Reihe zu tanzen.
Dementsprechend sind die Albumhighlights auch relativ schnell ausgemacht, denn nur sehr wenige Songs stechen aus der durchaus angenehm anzuhörenden, aber insgesamt schlicht zu homogenen Uptempo-Rock-Masse heraus. "Timeline & Glasses" und "He Swerves" kommen beide angenehm gelassen, nahezu verträumt daher und verzichten weitestgehend auf sonst so allgegenwärtige und manchmal fast schon penetrante Gitarrensoli. "Dust and His Massive Chaos" wartet nicht nur mit dem interessantesten Songtitel auf, sondern stellt ausnahmsweise auch mal die Akustikgitarre in den Vordergrund. Noch dazu wandelt der Song rhythmisch wie gesanglich auf recht ungewöhnlichen Pfaden, weshalb er sich mit jedem Hören zunehmend zum heimlichen Hit der Platte mausert.
Hits im klassischeren Sinne sind dagegen "Straight Ahead Johnnie!", das mit seinen quengeligen Riffs zwar teilweise ein klein wenig anstrengend anmutet, aber unwiderstehliche Gesangsmelodien zu bieten hat, sowie "De Jalouse", bei dem garantiert kein Tanzbein ungeschwungen bleibt. "When Flood Crosses Light" punktet durch lässige, erfrischend funkige Strophen, verliert sich mit der Zeit aber wieder im bewährten Schema F, und das untypisch dynamische "Gravitation's Fool" bildet einen netten Gegensatz zu den teils zu hektisch und überladen wirkenden Songs, in denen mit Hooks und Gitarrensoli nur so um sich geworfen wird. Letztlich ist genau dieser Übermut von Alvin Zealot, gepaart mit der chronischen Eingängigkeit ihrer Songs, verantwortlich dafür, dass man beim Hören von "Tears of St. Lawrence" zwar stets gut unterhalten wird, aber kein einziges Mal auch nur annähernd in Begeisterungsstürme ausbricht.
Fazit
Auch wenn Alvin Zealot schon bald ganz groß rauskommen sollten, so wird man wohl nie einen Song von ihnen im Radio hören und sofort begeistert wissen, welche Band da gerade spielt. Zu verwechselbar ist nämlich ihr Sound, zu frappierend die klangliche Verwandtschaft zu etablierten Indie-Rock-Bands wie Mando Diao, Franz Ferdinand oder auch den Arctic Monkeys. Aber Alvin Zealot sind noch jung, so dass Hoffnung besteht, dass die Jungs mit ihrem nächsten Album zu ihrem ganz eigenen Stil finden. Das Potential dazu haben sie allemal.
Anspieltipps
Bricks Over Bricks
The Dust and His Massive Chaos
De Jalouse
Artistpage
Tracks
1. | Bricks Over Bricks | |||
2. | Straight Ahead Johnnie! | |||
3. | Timeline & Glasses | |||
4. | The Dust and His Massive Chaos | |||
5. | No Vibration | |||
6. | It Is All Mine | |||
7. | Sweet Frankie | |||
8. | When Flood Crosses Light | |||
9. | He Swerves | |||
10. | De Jalouse | |||
11. | Gravitation's Fool | |||
12. | Friend Or Foe | |||
13. | Around, Around and Inside |
Paulina Banaszek - myFanbase
14.09.2011
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 16.09.2011Genre: Rock, Independent, Alternativ
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Aktuelle Kommentare
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