Thees Uhlmann

Mächtige Promotouren, das bedeutet, mit allem, was Rang und Namen hat, zu sprechen, sich in jedem Medium von jetzt.de bis zum Musikexpress zu verkaufen. Dabei war alles zu erfahren, was man über den Alleingang Uhlmanns wissen muss: Inspiriert wurde er hauptsächlich von seinem Heimatdorf Hemmoor in Niedersachsen. Er telefoniert jetzt öfter mit seiner Mutter als je zuvor, bringt seine kleine Tochter oft von seiner Wahlheimat Berlin zu ihrer Großmutter. Und reflektiert dabei. Über sein Leben "on the road" mit Tomte, als einer der Chefs vom Grand Hotel van Cleef, als Sprachrohr von Indie-Deutschland.

"Thees Uhlmann" unterscheidet sich deutlich von allen bisherigen Tomte-Alben. Für den Nicht-Kenner allerdings auch erst auf den zweiten Blick: "Die Nacht war kurz (ich stehe früh auf)" beschäftigt sich mit Thees' Lieblingsthematik – wenig zu schlafen, bekannt aus "Du bringst die Stories (und ich bring den Wein)" - und in "Paris im Herbst" vergleicht er eine schöne Stadt mit einem Menschen, den er liebt (das kennen wir aus "New York").

Doch alleine die Melodien sind auffallend anders. Wo in Tomte das Piano noch kräftig geschlagen wurde, ist das Klavier durchgängig klimpernd, selbst in der ersten Single "Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf", wo sich der Höhepunkt des Songs heftig steigert. Auch die wie immer Oasis-reifen Gitarrenriffs wirken fröhlicher, es fehlen die dunklen, depressiven Momente gänzlich. Das Album wirkt wie eine Hommage an den Spätsommer, perfekt also der Veröffentlichungstermin. Gut also, dass ein Song wie "Sommer in der Stadt" auf dem Album gelandet ist, der sich irgendwo zwischen Westerngitarre und leisem Gesang anhört wie ein Tag unter der schweren, heißen Sonne.

Das Cover ziert Thees Uhlmann, mit dem Rücken zu uns, die Gitarre auf selbigen geschnallt. Dass das ein Fingerzeig zu Bruce Springsteen ist, hat Uhlmann nicht dementiert. Und auch, wenn es die Springsteen'schen Classic-Rock-Momente gibt, ist Thees auf seinem ersten Soloalbum innovativer wie je zuvor. "Vom Delta bis zur Quelle" ist durch seine leicht elektronischen Momente äußerst mitreißend und tanzbar. Auf "& Jay-Z singt uns ein Lied" rappt der von allen genannte "Retter des deutschen Hip-Hops", Casper.

Ja, er mag auf "Das Mädchen von Kasse 2" erstmals eine Geschichte erzählen, wie er es bei Tomte nie konnte. Aber er schreibt noch immer hinreißende Liebeslieder ("Römer am Ende Roms": "Triff mich an der Kirche, denn ich habe Lust zu schwören, dass wir für den Rest zusammen gehören.") und weiß es, wie sonst keiner, sein Leben zu summieren ("17 Worte": "Ich habe ein Kind zu erziehen, dir einen Brief zu schrieben und ein Fußball Team zu supporten.").

Fazit

Es ist schwer über eine Platte zu schreiben, auf die man seit gefühlt einem Jahr gewartet hat. Noch schwerer, wenn sie in der Stadt aufgenommen wurde, in der man lebt – München. Ja, das ist Tomte-untypisch, das ist nicht Hamburg oder Berlin. Aber "Thees Uhlmann" ist auch ein wenig Tomte-untypisch. Es ist die logische Fortführung von "Buchstaben über der Stadt" und "Heureka" – man ist ausgezogen, hat Grenzen überschritten, Regeln gebrochen. Und nun reflektiert man sein neues, erwachsenes Leben. Somit ist die Platte mit seinem Hörer mitgewachsen. Und das ist genau das, was man im Spätsommer benötigt.

Anspieltipps

Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf (ja, Thees, du hattest Recht – es nervt den Musikjournalisten sehr, diesen Titel zu tippen und dennoch ist er sehr gut!)

& Jay-Z singt uns ein Lied

Das Mädchen von Kasse 2

Vom Delta bis zur Quelle

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