Wish You Were Here (Remastered)

"Wish You Were Here" ist in seinem Kern eine Kritik an der Musikindustrie und ein Tribut an das ehemalige Bandmitglied Syd Barrett. Barrett war lange Zeit Pink Floyds Gallionsfigur und die treibende Kraft hinter ihrem Debütalbum "The Piper at the Gates of Dawn". Auch am 1968 veröffentlichten Zweitalbum "A Saucerful of Secrets" hatte er einen kleinen Anteil, musste die Band aber wegen seiner Drogensucht und seiner immer mehr aus der Spur geratenden psychischen Probleme verlassen. Während der Aufnahmen von "Wish You Were Here" soll er das Studio besucht und dank seines körperlichen Verfalls von den Bandmitgliedern zunächst nicht einmal mehr wiedererkannt worden sein.

Obwohl "Wish You Were Here" eine sehr melodische Platte ist, ist das Album auf den ersten Blick sehr radio- und käuferfeindlich – nur vier Songs, von denen keiner kürzer als fünf Minuten ist. Das sage und schreibe 26-minütige „Shine on You Crazy Diamond“ ist auf zwei Tracks aufgeteilt.

Doch das Album ist von der ersten bis zur letzten Sekunde ein Meisterwerk, eine Elegie voller atmosphärischer Dichte. "Shine on You Crazy Diamond" gehört zu den besten und bekanntesten Pink-Floyd-Songs und kann sich musikalisch mit allen Meisterstücken der Moderne messen. "Diamond" weist auf Barretts musikalisches Genie hin, ist aber auch eine Anspielung auf dessen LSD-Konsum, von den Beatles bereits als solche bei ihrem Song "Lucy in the Sky with Diamonds" eingesetzt. Die psychedelischen Synthie-Klänge von Rick Wright, David Gilmours bluesig klingende Gitarre, Roger Waters' gesangliches Tribut und die Saxofoneinlagen von Sessionmusiker Dick Parry tragen das stellenweise fast schon meditative Stück.

"Welcome to the Machine" zeigt Pink Floyd von einer sehr progressiven Seite und ist mit seiner Paranoia versprühenden Grundstimmung fast gruselig. Mit seinen mechanischen Synthies und seinem sterilen Gitarrensound kritisiert es das nur auf Profit ausgerichtete Denken in der Musikindustrie. "Have a Cigar" befasst sich mit dem gleichen Thema, hat allerdings eher einen Funk-Rock-Sound. Gut kommt hier Roger Waters' satirische Ader zum Ausdruck ("Oh by the way which one's Pink?").

Der Folk-Song "Wish You Were Here" gehört zu den schönsten Balladen Pink Floyds und ist hauptsächlich an Barrett adressiert, geht allerdings auch auf die Orientierungslosigkeit innerhalb der Band ein ("We're just two lost souls swimming in a fish bowl / Year after year/Running over the same old ground / What have we found / The same old fears."). Er besticht vor allem durch seine fabelhaften Lyrics und David Gilmours Vocals, die durch Mark und Bein gehen.

Fazit

"Wish You Were Here" ist ein Meisterwerk, das in keinem CD-Regal fehlen sollte und mit normalen Bewertungsmaßstäben überhaupt nicht messbar ist. Wer es besitzt, besitzt auch gleichzeitig ein Stück Musikgeschichte. Das Remastering hat sich gelohnt, die Soundqualität ist extrem hochwertig, was gerade bei Pink Floyd von Relevanz ist, da die Band in ihre Werke auch kleinere Effekte einbaut, die in minderer Qualität nicht so einfach zu hören sind.

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