Bewertung
Kasabian

Velociraptor!

Kasabian haben sich 1999 gegründet – seitdem ist viel passiert. Vier Studioalben, der Tod des Indierocks, der Einzug elektronischer Effekte im Rock. Damit müssen sie auf "Velociraptor!" versuchen, klarzukommen.

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© Columbia Records

Bands mit den Beatles zu vergleichen hat immer etwas von Blasphemie. In diesem Fall geht es aber nur deswegen in Ordnung, weil Sänger Tom Meighan ein so großes Ego hat, das er diesem Vergleich auch gerecht werden kann. Also: "Let's Roll Just Like We Used To" erinnert an ein sehr experimentelles Beatles-Lied. Es ist ein großer Klangteppich, ausgebreitet von Gitarrist Sergio Pizzorno, Bassist Chris Edwards, Schlagzeuger Ian Matthews und der zweite Gitarrist Jay Mehler, und überlagert von Meighans englischem Akzent.

Und eine Sache kann man den Jungs auch lassen: Sie sind die letzte große Britrockband. Aber das setzt es eben auch voraus, dass es diese Musikrichtung nicht mehr gibt. Die letzten Alben von The Kooks und den Rolling-Stones-Listen-Alikes Mando Diao konnten kaum noch jemanden zur Ekstase treiben, Oasis gibt es nicht mehr und die beiden Lager der Gallagher-Brüder können auch keinen mehr verzücken.

Deswegen orientieren sie sich mit "Days Are Forgotten", der ersten Single, auch lieber an den Gorillaz. So klingt zumindest das Intro des Songs. Anstatt jetzt auf die Zeichentrickaffen auf dem Cover hinzuweisen, sei gesagt, dass sich der Song zu einer Mint-Royale-Reminizenz wandelt und einfach sehr cool klingt.

"Goodbye Kiss" geht ziemlich unspektakulär an einem vorüber, während für das ruhige "La Fée Verte" wieder die "Uh"-Chöre auspackt werden und es sich durch ein starkes Schlagzeugspiel definiert. Titelsong "Velociraptor!" kann sich nicht entscheiden, ob es Punk, eine Nationalhymne eines geheimen Landes oder ein Computerspiel ist. Live kann man sich das Ganze allerdings ganz gut vorstellen.

Und das ist ja das Problem: Ein ruhiges Lied wie "Acid Turkish Bath (Shelter From The Storm)" berührt einen nicht sofort. Es hat aber einen untergründigen, treibenden Beat, irgendwo unter der ganzen Mystik. Und live könnte man sich dazu bestimmt super in Trance tanzen. Ansonsten sitzt man aber mit einem Fragezeichen im Gesicht davor. Weil das Lied sich immer wieder in einen Höhepunkt steigert und wieder zurückrudert.

Das ist dann nämlich das andere Problem – die Längen der Stücke. Außer dem Titelstück kann keines in drei Minuten auf den Punkt bringen, was es eigentlich sagen will. Das konnte man sich früher in den 70ern erlauben. Im Facebook-Zeitalter können aber nicht mal die elektronischen Features den Song "I Hear Voices" zeitweiliger machen.

Um das nicht falsch rüberzubringen – musikalisch ist alles gut gemacht. "Re-Wired" wäre beispielsweise ein okayer Radiosong. Aber der künstlerische Anspruch verlängerte das Lied auf fast fünf Minuten. Und soviel Aufmerksamkeitsspanne kann man nur vom echten Fan erwarten.

Und dann hat "Man of Simple Pleasures" wieder diesen Gorillaz-Beigeschmack und "Neon Noon" ist wieder so absolut weggetreten in seine eigene Welt. Aber wenigstens ist das Elektrogewitter bei "Switchblade Smiles" ganz schön - bis Meighan das Schreien anfängt. Es ist eigentlich kein Wunder, dass "The Mighty Boosh"-Star Noel Fielding ein großer Fan dieser Band ist. Er spielte sogar im "Vlad The Impaler"-Video mit und verehrt diese Band. Bei all der Psychodelic überrascht das wirklich nicht.

Fazit

Live hört sich das Ganze bestimmt super an. Da will man dann tanzen und ausflippen, ganz bestimmt. Aber auf Platte scheint das Genre dadurch einfach nicht wiederbelebt. Bleibt die Tour im Herbst abzuwarten. Dann weiß man auch, ob die ganzen Beatles-Vergleiche sich lohnen.

Anspieltipps

Days Are Forgotten

Velociraptor!

Man of Simple Pleasures

Neon Noon

Artistpage

Kasabian.co.uk

Tracks

1.Let's Roll Just Like We Used To
2.Days Are Forgotten
3.Goodbye Kiss
4.La Fée Verte
5.Velociraptor!
6.Acid Turkish Bath (Shelter from the Storm)
7.I Hear Voices
8.Re-Wired
9.Man of Simple Pleasures
10.Switchblade Smiles
11.Neon Noon

Simone Bauer - myFanbase
16.10.2011

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