Bewertung
Cymbals Eat Guitars

Lenses Alien

Nach ihrem von Kritikern gefeierten Debütalbum "Why There Are Mountains" legen Cymbals Eat Guitars nun mit "Lenses Alien" nach – einer Platte, die schnell deutlich macht, dass die New Yorker Band mit dem grandiosen lautmalerischen Namen in den letzten zwei Jahren keinen Gedanken daran verschwendet hat, ihren Sound auch nur annähernd massentauglicher zu gestalten.

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Es gibt Alben, die wollen scheinbar einfach nicht gemocht werden. Die wehren sich mit Händen und Füßen gegen eingängige Melodien und Hooklines, die ihren Hörern womöglich einen Ohrwurm ins Hirn pflanzen könnten, sträuben sich vor allzu emotionalen Momenten und wollen auf keinen Fall mitgesungen werden, geschweige denn dazu anregen, Tanzflächen zu stürmen. "Lenses Alien" ist genau so ein Album, das allen üblichen musikalischen Konventionen trotzt, indem es auf traditionelle Songstrukturen gänzlich verzichtet, so dass es mangels wiederkehrender Refrains völlig undenkbar scheint, einen der zehn Songs jemals im Radio zu hören.

Durchzogen von weitschweifigen, zwar durchaus poetischen, aber äußerst kryptischen Lyrics, die befremdlicher kaum sein könnten, mutet der extrem eigensinnige Noise-Rock der Band bereits im monströsen Opener "Rifle Eyesight (Proper Name)" an wie eine wilde Achterbahnfahrt in totaler Dunkelheit. Denn als Hörer weiß man nie, wohin einen der epische Achteinhalbminüter als nächstes führt, weil stetige Tempo- und Stimmungswechsel zum denkbar undenkbarsten Zeitpunkt für eine völlig unvorhersehbare Dynamik sorgen. So wird das noch sehr melodische Intro bald von minutenlangem psychedelischen Geflicker abgelöst, bevor der Song nach einem kurzen, überraschend peppigen Intermezzo schließlich in düstere Melancholie verfällt, bis aus der Stille plötzlich eine gellende Noise-Passage entspringt.

Dass eine derart anarchisch anmutende Melange aus Shoegaze, Noise, Post-Punk und lebendigem Indie-Rock, wie Cymbals Eat Guitars sie in etwas komprimierter Form auch auf den restlichen Songs des Albums zum Besten geben, garantiert nicht jedem bekommt, versteht sich von selbst. So wie Adrenalin-Junkies jedoch den Nervenkitzel beim Achterbahnfahren lieben, haben auch musikalisch Abenteuerlustige an "Lenses Alien" sicherlich ihren Spaß. Denn wenn man sich auf den verwegenen Sound der Band einlässt und sich einfach von Joseph D'Agostinos einnehmender Stimme und den mitreißenden, obgleich unberechenbaren Gitarren-Riffs treiben lässt, lernt man das hitzige Temperament der Songs schnell zu schätzen. Gewöhnliche Musik mit Strophen, Bridges und Refrains gibt's schließlich jeden Tag im Radio zu hören. Außergewöhnlicher Indierock mit Ecken und Kanten, Persönlichkeit und Macken wird hingegen immer seltener. Und somit auch kostbarer.

Fazit

Cymbals Eat Guitars scheren sich auf "Lenses Alien" genauso wenig um Gefälligkeit wie schon auf dem Vorgänger. Wagemutig bleiben sie ihren musikalischen Idealen treu und weiden sich hörbar daran, anders zu klingen. Dementsprechend ist das Album für die breite Masse zweifellos zu anstrengend geraten. Fans unkonventionellen Indierocks werden jedoch sicher ihre Freude daran haben.

Anspieltipps

Rifle Eyesight (Proper Name)

Plainclothes

Definite Darkness

Artistpage

CymbalsEatGuitars.com

Tracks

1.Rifle Eyesight (Proper Name)
2.Shore Points
3.Keep Me Waiting
4.Plainclothes
5.Definite Darkness
6.Another Tunguska
7.The Current
8.Wavelenghts
9.Secret Family
10.Gary Condit

Paulina Banaszek - myFanbase
30.11.2011

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