Bewertung
H2O

Don't Forget Your Roots

Coveralben sind ja immer ein beliebtes Streitthema. Besonders deren oftmals nicht vorhandene Daseinsberechtigung. Nach 16 Jahren und fünf Studioalben veröffentlichen nun auch die New Yorker Hardcore-Punks um Toby Morse ein ebensolches Coveralbum.

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© Bridge Nine Records

"Don't Forget Your Roots" so der Titel des 15 Song starken Tonträgers, enthält nach Aussagen der Band Coverversionen der Bands die H2O nachhaltig beeinflusst haben und das Spektrum an Bands reicht von den üblichen Verdächtigen wie den Ramones und Social Distortion zu Bands wie den Mighty Mighty Bosstones, Madball oder Warzone, deren Einfluss man H2O eher weniger anhört.

Den Anfang macht ein recht geklungenes Cover von "The Attiude" im Original von der D.C.-Hardcore-Legende Bad Brains. Im Vergleich zum Original ist der Song zwar etwas melodischer und natürlich auch besser produziert, aber wirklich großartig etwas geändert oder arrangiert haben die New Yorker nicht. Im Vergleich zu H.R. fällt auch Toby Morses Stimme gewaltig ab. Zugegeben, der Mann hatte nicht das beste Organ, für die Musik, die er spielt reicht es aber. Vergleicht man ihn dann aber mit anderen Sängern, wie eben H.R. Wird das mangelnde Stimmvolumen aber deutlich hörbar.

Und damit wären wir auch beim größten Problem der Scheibe: Morse kann kaum einem der Originale das Wasser reichen, gerade wenn man Songs covert, welche im Original von Sängern wie Walter Schreifels (Gorilla Biscuits), Lou Koller (Sick of It All) oder Mike Ness (Social Distortion) gesungen werden, sollte man stimmlich etwas mehr auf dem Kasten haben. Und so geraten die H2O Versionen von "Cats and Dogs" (Gorilla Biscuits) und "Sick Boy" (Social Distortion) zwar recht nett, können den Originalen aber bei weitem nicht das Wasser reichen. Und auch das Cover von Sick of It Alls "Friends Like You" gerät extrem handzahm, besonders wenn man es mit der kürzlich neu aufgenommenen Version von Sick of It All vergleicht. Da haben selbst Rise Against damals mit ihrer Version von "Built to Last" Besseres abgeliefert.

So knüppeln sich die Jungs dann durch 15 Songs, die allesamt extrem gleichförmig, uninspiriert und haargenau wie alle anderen H2O-Songs auch klingen. Wüsste ich nicht, dass es sich hier um ein Coveralbum handelt, hätte ich es glatt für neues H2O-Material gehalten. Das ist nett und für Fans von H2O sicher interessant, Fans der Originale sollten aber definitiv nicht zu viel erwarten.

Gelungen hingegen ist das Booklet, das zu mindestens die LP in digitaler Form begleitet, in dem die Band erklärt, was die Songs und Künstler ihnen bedeuten. Darüber hinaus gibt es nette Anekdoten aus dem Leben der Band. Die Aussage, dass Rancid die beste amerikanische Punkband sei, kommt einem angesichts der Tatsache, dass sich auf dem Album auch Songs von Größen wie den Ramones, Social Distortion oder den Descendents befinden allerdings sehr befremdlich vor.

Fazit

Mit "Don't Forget Your Roots" liefern H2O ein grundsolides, aber wenig inspiriertes Coveralbum vor, dass vor allem Fans der Band gefallen dürfte und auch für eben diese gedacht ist. Fans von Hardcore und/oder Punk im allgemeinen sollten vor dem Kauf reinhören, da viele der Versionen zwar gut sind, den Originalen aber nie das Wasser reichen können.

Anspieltipps

Attitude (Bad Brains Cover)

Artistpage

H2OGo.com

Tracks

1.Attitude (Bad Brains Cover)
2.Satyagraha (7 Seconds Cover)
3.Pride (Madball Cover)
4.Get the Time (Descendents Cover)
5.Said Gun (Embrace Cover)
6.I Wanna Live (Ramones Cover)
7.Cats and Dogs (Gorilla Biscuits Cover)
8.Someday I Suppose (The Mighty Mighty Bosstones Cover)
9.Journey to the End of the East Bay (Rancid Cover)
10.Safe (Dag Nasty Cover)
11.Sick Boy (Social Distortion Cover)
12.Friends Like You (Sick of It All Cover)
13.Train in Vain (The Clash Cover)
14.Scared (Verbal Assault Cover)
15.Don’t Forget the Struggle, Don’t Forget the Streets... (Warzone Cover)

Mark Jürgens - myFanbase
08.12.2011

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