Bewertung
Michael W. Smith

Glory

Nachdem manch einer (ich) seiner letzten Veröffentlichung den Titel "sein schlechtestes Album in 15 Jahren" gab, führte die Information, dass Michael W. Smiths nächste Produktion rein instrumental sein würde, wieder zu freudigen Gedanken. Denn der Instrumental-Erstling "Freedom" des in den USA sehr erfolgreichen Popsängers gilt mit seinen pompös orchestrierten, irisch leidenschaftlichen und zart gefühlvollen Stücken als ein kleines Meisterwerk. Elf Jahre später gibt es nun den Nachfolger – abermals mit zwölf Titeln, nun aber mit elf Minuten mehr.

Foto: Copyright: Reunion/Gerth Medien
© Reunion/Gerth Medien

Der keltische Touch des vergoldeten "Freedom" fehlt diesmal, was "Glory" eigenständig und zudem homogener macht. Oft scheint es gar so, als gingen die Stücke ineinander über und seien ein 51-minütiger Opus... beziehungsweise Filmscore, denn an solche erinnert Smith durchgängig. "Patriot" und "Heroes" sind mit marschierenden Trommeln und Trompetern starke und andächtige Inszenierungen, die Sieg und Stolz, aber auch ehrenhaftes Enden vermitteln. An das monströse Titellied des Vorgängers reichen sie nicht heran, eingängig ist aber vor allem das erstgenannte Stück.

Nicht seinem Vaterland, sondern seiner Familie huldigt der 54-Jährige in drei anderen Nummern. So hat er "Forever" und "The Romance" für Debbie, seit über 30 Jahren die Frau an seiner Seite, geschrieben. "Forever" ist nach den zwei patriotischen Kompositionen angenehm leise, verspielt und einfach nicht so schwergewichtig, während "The Romance" später jedes Paar zum Tanzen auffordern dürfte.

Das herausragendste Kunstwerk der Platte dürfte "Whitaker's Wonder" sein, zu dem Michael von seinem (titelgebenden) Enkel angeregt wurde. So klingt es auch nach dem Eintauchen in die Fantasiewelt eines Kindes, nach Ballettdrehungen und Weihnachten (Tschaikowskis "Nussknacker" lässt deutlich grüßen). Auch in der Overtüre des Albums klimpert und raschelt es stellenweise wie in Smiths Weihnachtsprojekt-Trio.

Vier Stücke bilden einen Zyklus, der von der biblischen Geschichte um Jesu Tod und Auferstehung inspiriert wurde, den man sich aber auch ganz persönlich auslegen kann. Am Anfang steht "Joy Follows Suffering", das mit Klavier, Streichern und Gitarrensolo eine elegante eingängige Melodie dreifach präsentiert und dabei zugleich traurig und hoffnungsvoll wirkt. "Glory Battle" macht seinem Namen alle Ehre, indem es imposant aufgebaut einen Kampf vertont. In "Atonement" singt dann Gabrielle Lesters Violine vor einem wundervoll traurigem Pianospiel, während "Redemption" mit klassischem Klavier beginnt, dann frühlingshaft aufzuwirbeln beginnt, um zum Ende hin in die beruhigende Klänge des Erwachens oder eines Sonnenaufgangs zu gleiten. Ganz großes Kino.

Auch mit "The Blessing" hat der in Nashville residierende Musiker ganz Arbeit geleistet: Titelgemäß fühlen sich diese Minuten einfach gut an und versetzen in eine beruhigende Stimmung. Ähnlich will das Abschlussstück wirken, das aus Zweien besteht: "The Tribute" hat der Republikaner zur 60. Hochzeitsfeier von George und Barbara Bush geschrieben und "Agnus Dei" ist eins seiner bekanntesten Lieder. Hier als Instrumental kann es (auf mich), eben weil es nicht neu ist, nicht so gut und intensiv wirken wie die restlichen elf Kompositionen.

Fazit

Nichts desto trotz war es von Michael W. Smith goldrichtig, nach "Wonder" an seinen eigenen Liebling "Freedom" anzuknüpfen. Sein 23. Schaffenswerk demonstriert eindrucksvoll Smittys kreativen Geist und sein enormes Talent als Komponist, Arrangeur und ebenso als Pianist. Denn das Klavier ist trotz allgegenwärtigem 65-köpfigem Sinfonieorchester der Erzähler und Navigator dieser Platte. Die Stücke sprechen ohne Texte, nehmen mit an fremde Orte, erinnern an Gefühle und Menschen. So reiht sich endlich wieder eine Veröffentlichung des arbeitswütigen Künstlers in die oberen Level seiner Leistungen ein und dürfte alte und neue Fans genauso beglücken wie Freunde von romantischen Melodien aus "Tatsächlich Liebe", Festtagsstimmung aus "Kevin - Allein zu Haus" oder großem Bombast wie "Braveheart" ihn bot.

Anspieltipps

Patriot

Whitaker's Wonder

Joy Follows Suffering

Atonement

Artistpage

MichaelWSmith.com

Tracks

1.Glory Overture
2.Patriot
3.Heroes
4.Forever
5.The Blessing
6.Whitaker's Wonder
7.Joy Follows Suffering
8.Glory Battle
9.Atonement
10.Redemption
11.The Romance
12.The Tribute/ Agnus Dei

Micha S. - myFanbase
12.01.2012

Diskussion zu dieser CD