Bewertung
Lail Arad

Someone New

Die 27-jährige Londonerin Lail Arad hatte in ihrer Jugend schon immer einen anderen Musikgeschmack und konnte mit dem Pop der 90er Jahre nichts anfangen. Lieber hörte sie "Simon & Garfunkel", "Joni Mitchell" oder "The Kinks". Mit "Someone New" hat sie am 20. April 2012 in Deutschland ihr erstes Album veröffentlicht und macht damit sehr positiv auf sich aufmerksam.

Foto: Lail Arad - "Someone New" - Copyright: Minor Music
Lail Arad - "Someone New"
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Die Songwriterin beweist gleich auf ihrem ersten Album, welch unglaubliches Potenzial in ihr schlummert. Ihre Songs sind allesamt kurzweilig, musikalisch verspielt und durchdacht, die erzählerischen Texte haben höchste Poesie und man spürt sofort den Unterschied zum Einheitsbrei der Popsongs, in den große Gefühle vorgegaukelt werden. Lail Arad aber ist authentisch. Jedem Song merkt man an, dass ihr die Texte auf der Seele brennen, dass sie diese Gedanken wirklich beschäftigen und so das Bedürfnis hat, sich mit ihren Melodien mitzuteilen. Manchmal erinnert sie stilistisch dabei an Kate Nash, wirkt aber nie nachahmend sondern immer eigenständig.

Der Einstieg ins Album "Over My Head" ist gleich ein gelungenes Beispiel für die Qualitäten der Lail Arad. "The universe is way over my head, stars we see they are already dead, does that mean we cannot move ahead?" Geschickt wird auch im Rest des Songs dargestellt, wie komplex und undurchschaubar die Welt geworden ist und wie man in solch einer Welt den Menschen für sein Leben finden soll. Melodisch ist der Song sehr einprägend und in sich abwechslungsreich, sei es die Strophe, die Bridge oder eben der Refrain. Andere würden hieraus vier mittelmäßig Songs machen, Lail Arad macht einen richtig guten.

Das Pulver ist aber noch längst nicht verschossen. Es soll problemlos für die restlichen elf Songs reichen. "Winter" erzählt wunderbar von einem Liebespaar im Winter ohne die altbekannten Phrasen zu nutzen. Selbst eine Erkältung kann da im Mittelpunkt stehen. Das Klavier begleitet wunderbar schneeflockenartig die Szenerie. "Everyone Is Moving to Berlin" klingt schon wie eine Reise und stellt die Stadt als Mittelpunkt für viele Künstler dar. "Mm Mm" hat dann ein paar Country-Elemente integriert und kann melodisch voll überzeugen. Auch hier kommt die Freude an der Musik so sehr zum Ausdruck, dass sich das automatisch auf die Freude am Hören überträgt.

"Reminds Me of You" ist ein frecher und ebenfalls sehr eingängiger Song, der auch von Soundtrack aus "Juno" stammen könnte. Der Text ist ebenso verspielt und nicht immer geradlinig, so wie Erinnerungen eben auch manchmal mehrere Stufen haben. Die durchgängige Konsequenz, mit der Text, Inhalt und Musik passend umgesetzt werden, lässt jeden Song irgendwie für sich allein schon herausragen. "The Magic" ist ein ruhiger, von Gitarre begleiteter, Song, der erzählt, wie man die magischen Momente sucht. Und während man der Melodie lauscht und die Zeile "So we're looking for the magic, trying not to panic, hoping it won't make us wait to long" hört, hat man schon einen kleinen magischen Moment wieder erreicht. "Let the magic take us by suprise". Das könnten schon meine Abschlussworte für diesen Text sein, denn dieses Debütalbum hat diese Überraschung geschafft. Aber wir sind erst bei der Hälfte angekommen. Weitere Goldstücke erwarten uns.

"Had It Harder" ist sehr nachdenklich. Was wäre, wenn man es schwerer im Leben gehabt hätte. Uns wird oft eine schöne, heile Welt vorgegaukelt. "If I had it harder, maybe I'd be prouder". "Who am I" erzählt von einem Mädchen, das sich selbst in der Welt finden muss, ihre Gefühle, ihr Aussehen und ihre Taten reflektieren will, um herauszufinden, wer sie eigentlich ist. Der Song ist eher durchwachsen, zeigt aber schön, wie vielfältig Gedanken sein können. "The Pay You Have to Price" ist wieder frech und offenbart das komödiantische Potenzial, das Lail Arad hat. Außerdem drückt es wieder die ganze Freude aus, die Lail Arad beim Musizieren hat. Es folgt der Titelsong "Someone New", ein wirklich trauriger Song, weil es darum geht, dass der Mensch, mit dem man zusammen ist, doch nicht zu einem passt. "I need someone new, but it's not you". Auch die politische Ebene des Songs in Form einer Aufzählung von Problemen der Welt wird hier gut integriert. Die Hoffnung ist, dass man nicht in diese Situation kommt, wenn aber, dann hat man hier einen wunderbaren Song, mit dem man seine Verzweiflung teilen kann.

Das Ende des Albums ist immer noch abwechslungsreich und somit kurzweilig. "Captcha" ist im Vergleich zwar fast etwas fad, gehört also nicht zu den Höhepunkten des Albums, macht für sich allein aber immer noch einen sehr guten Eindruck. "The Q Song" ist noch mal ein ruhiger Abschluss über ein Person, die sich auf einer Party allein fühlt, weil man immerzu an jemanden denken muss. Auch dieser Song überzeugt durch den schönen Text und Lail Arads eingängige Melodien, die ohne aufdringlich zu wirken die Emotionen transportieren.

Fazit

Lail Arad ist ein unglaublich starkes Debütalbum gelungen, das von der ersten bis zur letzten Minute musikalisch wie inhaltlich überzeugt. Frech und selbstbewusst stürzt sie sich auf den Musikmarkt und hinterlässt einen tiefen Eindruck, der dafür sorgt, dass man die CD regelmäßig wieder von vorn spielen will.

Anspieltipps

Over My Head

Reminds Me of You

The Magic

Someone New

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Tracks

1.Over My Head
2.Winter
3.Everyone Is Moving to Berlin
4.Mm Mm
5.Reminds Me of You
6.The Magic
7.Had It Harder
8.Who Am I
9.The Pay You Have to Price
10.Someone New
11.Captcha
12.The Q Song

Emil Groth - myFanbase
28.04.2012

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