Bewertung
John Mayer

Born and Raised

Es war schon ein Schock für die Fans, als John Mayer im September 2011 bekannt gab, dass zwei Geschwüre in seinem Hals entdeckt wurden, die sich direkt neben den Stimmbändern befinden. Zum Glück konnten diese jedoch vorerst behandelt und entfernt werden. Dennoch war es für einen Vollblutmusiker wie Mayer natürlich besonders schlimm, monatelang nicht singen zu können. Nach diversen Terminverschiebungen kam im Mai 2012 (anstatt, wie ursprünglich geplant, im Oktober 2011) schließlich sein fünftes Studioalbum "Born and Raised" heraus – und markiert einen neuen Stilwechsel in Mayers Musik.

Foto: John Mayer - "Born and Raised" - Copyright: Sony Music International/Columbia Records
John Mayer - "Born and Raised"
© Sony Music International/Columbia Records

Keine Frage, die Zeiten, in denen der Anfang-20-jährige John Mayer mit verträumten Augen die schönsten Akustiksongs von sich gab, sind schon lange vorbei. Aber das ist auch in Ordnung so, schließlich ist Mayer mittlerweile auch schon 34 Jahre alt und kann auf eine enorm erfolgreiche Karriere als Solokünstler blicken, die hoffentlich auch noch eine Weile andauern wird. Nach seinem recht Pop-lastigen, aber großartigen Sound des Vorgängeralbums "Battle Studies" scheint Mayer – wie allein schon der Titel andeutet – mit "Born and Raised" zu seinen Wurzeln zurückkehren zu wollen und offenbart dem Hörer dabei ganz neue Klänge.

Dass in Mayer eine Liebe für Country und Blues-Rock schlummert, dürfte den Kennern seiner Musik sicherlich schon bekannt sein, denn nicht nur live, sondern auch auf seinen Platten schimmerten immer wieder Country- und Bluesnuancen durch. Doch mit "Born and Raised" könnte sich Mayer direkt als Vertreter des Genres etablieren. "Queen of California" birgt viele Anleihen des Country-Pop, während etwa "Something Like Olivia" im Blues verankert ist. Doch trotz diesem Genremix aus Country, Blues, Folk und Pop wirkt das Album über seine Laufzeit von etwas mehr als 45 Minuten nicht wie ein Werk, das mit herausragenden Singles hervorstechen kann, sondern vielmehr wie ein Brei aus all diesen Stilrichtungen, der aus vielen netten Songs besteht, aber keine Topsongs vorweist, wie es bei Mayers vorherigen Alben der Fall war.

So ist "Born and Raised" ein Album, das einen zu Beginn überhaupt nicht vom Hocker reißt, das man aber immer lieber mag, je öfter man reinhört. Das Album ist kohärent und strukturiert, bleibt seinem Stil treu, ist aus diesem Grund aber auch unspektakulär. Mayer ist mit dem Entwicklungsschritt zum Country/Blues kein Risiko eingegangen und hat dadurch eine kommerziell wertvolle Platte geschaffen, leider aber keine artistisch überragende. Natürlich finden sich aber auch tolle Lieder unter den 12 Songs: "A Face to Call Home" ist ein wunderbares Lied, das ganz an alte Zeiten erinnert, genauso wie "If I Ever Get Around To Living" und "Love Is a Verb" Mayers Pop-Hochphase wachrufen. Und auch das titelgebende "Born and Raised" ist ein schöner, tiefgründer Countryfolksong. Nur der ganze große Coup, der bleibt Mayer diesmal leider verwehrt.

Fazit

"Born and Raised" ist ein Album, das einen Genrewechsel in Mayers Musik markiert und daher als ein Zwischenstadium auf seiner Entwicklung anzusehen ist. Es ist kein herausragendes Album und bei weitem kein Meisterwerk, entfaltet aber einen wohligen, angenehmen und immer wieder hörbaren Country-Blues-Sound. Man darf daher gespannt sein, was Mayer nach seinem Sabbatical und seiner hoffentlich bald vollständigen Genesung als nächstes vorhat und ob "Born and Raised" womöglich den Grundstein legt für das nächste Superalbum.

Anspieltipps

Born and Raised

If I Ever Get Around To Living

Love Is A Verb

A Face to Call Home

Artistpage

JohnMayer.com

Tracks

1.Queen of California
2.The Age of Worry
3.Shadow Days
4.Speak For Me
5.Something Like Olivia
6.Born and Raised
7.If I Ever Get Around To Living
8.Love Is a Verb
9.Walt Grace's Submarine Test, January 1967
10.Whiskey, Whiskey, Whiskey
11.A Face To Call Home
12.Born and Raised (Reprise)

Maria Gruber - myFanbase
11.06.2012

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