Projekt Seerosenteich (Live)

Um eines braucht sich Philipp Poisel ganz bestimmt nicht zu sorgen: Den stetigen Zuwachs ihm zu Füßen liegender Mädchenherzen. Seit seinem Debütalbum und der gleichnamigen Single "Wo fängt dein Himmel an" wünschen sie sich reihenweise, sie könnten die Eine sein, die der junge Schwabe in fast all seinen lyrischen Texten besingt und in den schönsten Farben beschreibt. Die Eine, die sich getragen fühlen darf von den zartesten Worten, feinsten Melodien und der herzzerreißendsten Bildersprache; die sich fallen lassen darf, in ein paar Arme so voller Liebe und Ehrlichkeit.

Denn genauso geht Poisels Musikkonzept eben auf: Er trifft mit jedem Ton und jeder Silbe direkt ins Herz seiner Hörer, die sich an seiner jugendlichen, jede Pore erfüllende Verliebtheit einfach anstecken müssen und ein klein wenig selbst zum verliebten Teenager mutieren – falls sie es nicht bereits sind. Dieser direkte Draht funktioniert live natürlich besonders gut - ohne die Barrieren eines perfekt inszenierten Studioauftritts kommt man dem Singer-Songwriter noch ein Stück näher. Zugunsten dieser gesteigerten Intimität stört es dann auch fast gar nicht, dass Poisels berühmt-berüchtigte nuschelnde Aussprache sich ebenso verstärkt. Gegen das Gefühl, vor lauter Emotionalität zu platzen, hilft dann nur, laut mitzugröhlen "Halt mich, wie wenn das jetzt für immer so bleibt" mit den Fans, die sich glücklich schätzen durften, Teil der ausverkauften Tour im Frühling 2012 gewesen zu sein und mitzutanzen "als gäb's kein Morgen mehr".

Während die Konzerte selbst dank einzigartigen Bühnenbildern und Artistikeinlagen zu einer einmaligen künstlerischen Inszenierung der Poisel-Werke wurden, bleiben die Überraschungen auf der CD leider aus. Größtenteils haben es genau jene Songs hierher geschafft, von denen es auch zu erwarten war, weil sie von den Fans ohnehin stets am lautesten mitgesungen werden oder bereits als Single-Veröffentlichungen vorliegen. Zwar gibt es hier und da akustische Abweichungen zwischen den Arrangements der Studio- und Live-Versionen, die insbesondere durch die Engelsstimme von Alin Coen ("Wer bist du?")und ein Streichquartett entstehen, deren Zauber verwischt aber leider, wenn man sie dazu nicht sehen, sondern nur im Hintergrund erahnen kann.

Fazit

Wahrscheinlich ist es ohnehin eine Prinzipfrage nach dem Nutzen eines Live-Albums, das oftmals doch nur Lückenfüller sein kann. Ohne Zweifel präsentiert Philipp Poisel hier einen besonders schönen Lückenfüller, der gleichzeitig intimes Erinnerungsstück eine unvergleichliche Tour für alle Konzertbesucher und Best-Of für diejenigen ist, die den Lyriker schon immer genauer kennen lernen wollten. Alle anderen müssen wohl warten – bis zur nächsten Tour oder zur Veröffentlichung der Live-DVD zum Projekt Seerosenteich, damit sie sich tatsächlich als Teil dessen fühlen können, statt nur mal daran zu schnuppern.

Anspieltipps

Halt mich

Seerosenteich

Als gäb's kein Morgen mehr

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Philipp-Poisel.de

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