Bewertung
Best Coast

The Only Place

Vorletzten Sommer war es, dass ein paar junge Bands in Kalifornien an Land gespült wurden, denen man das Prädikat "neuer Surf-Rock" auf die Gitarren klebte. Eine davon ist uns besonders gut im Gedächtnis geblieben: Best Coast – das waren die mit der lustigen Katze auf dem Cover und der Sängerin, die gerne so tat, als könne sie nicht bis drei zählen. Diesen Sommer haben Best Coast ihr Nachfolgealbum zu "Crazy for You" veröffentlicht. Hat sich groß was geändert? Naja, anstelle der lustigen Katze gibt’s nun einen lustigen Bären. Und Beth Cosentino tut immer noch so, als könne sie nicht bis drei zählen – nur klingt sie diesmal dabei ein bisschen trauriger.

Foto: Best Coast - "The Only Place" - Copyright: Mexican Summer Records
Best Coast - "The Only Place"
© Mexican Summer Records

Das Tolle am Best-Coast-Debüt war ja der Mix aus naivem Gesang mit noch naiveren Texten und den herrlich geschwurbelten Surf-Gitarren. An Ersterem hat sich abgesehen von den thematischen Schwerpunkten nicht viel geändert, zum Glück, muss man sagen. Musikalisch gehen Beth Cosentino und Bobb Bruno diesmal allerdings wesentlich poppiger zur Sache: Der Sixties-Girlie-Pop, der sich zuletzt kokett hinter dem Gitarren-Geschrammel versteckte, steht diesmal blankpoliert im Vordergrund. Wäre keine allzu schlechte Sache – gepaart mit Cosentinos blauäugigen Texten laufen aber besonders die langsameren Songs Gefahr, ungewollt auf Schlagerniveau zu sinken.

War auf "Crazy for You" für Beth noch alles voll Zuckerwatte und Honig und Sternchen, so plagt sie sich diesmal mit Trennungen und Selbstzweifeln herum: "I used to believe in you and me / But now I believe in nothing", erklärt sie in "Last Year", das wie die meisten Stücke dennoch relativ zackig daherkommt. "You seem to think you know everything", wirft sie ihrem Verflossenen in "Why I Cry" vor, bekennt aber "there's no one like you" und fragt letztendlich "Do you love me like you used to?". – Bewusst setzt sie wieder auf einfache Songstrukturen, flirtet dabei mit dem Dummerchen-Image, weiß aber bei jedem Ton genau, was sie tut.

Ihren besten Moment haben Best Coast ganz am Ende ihres Albums: Mit "Up All Night" haben sie eine feine, melancholische Hymne geschrieben, die den Spagat zwischen Schmalz und Ernsthaftigkeit genau richtig hinbekommt und mit einer Dauer von fast fünf Minuten auch der deutlich längste Song der Platte ist – Best Coast, die erwachsene Variante, sozusagen.

Um aber noch mal den lustigen Bären ins Spiel zu bringen: Was er da auf dem Cover mehr oder weniger liebevoll knuddelt, ist die heißgeliebte Heimat der Band – dieser ist natürlich das Titel- und gleichzeitig neben dem eben erwähnten "Up All Night" beste Stück der Platte gewidmet: "The Only Place" ist eine coole, überschwengliche Liebeserklärung an Kalifornien. "We were born with sun in our teeth and in our hair", triumphiert Cosentino gleich zu Beginn und fährt fort: "Why would you live anywhere else? We've got the ocean, got the babes / Got the sun, we've got the waves" – Da kann man ihr nun nicht wirklich was dagegenhalten.

Fazit

Weniger Surf-, weniger Punkrock-Elemente – ein bisschen Charme haben Best Coast schon verloren: Insgesamt glatter klingen sie auf "The Only Place". Die Fähigkeit, einem fiese Ohrwürmer ins Ohr zu setzen, die einen vom Arbeiten abhalten, weil man ständig von Sonne, Strand und Meer träumt, haben sie aber zum Glück nicht eingebüßt.

Anspieltipps

The Only Place

Last Year

Dreaming My Life Away

Up All Night

Artistpage

BestCoast.us

Tracks

1.The Only Place
2.Why I Cry
3.Last Year
4.My Life
5.No One Like You
6.How They Want Me to Be
7.Better Girl
8.Do You Love Me Like You Used To
9.Dreaming My Life Away
10.Let's Go Home
11.Up All Night

Stephanie Stummer - myFanbase
17.09.2012

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