We're All Dying to Live
Eigentlich braucht dieser Mann keine großen Einleitungsworte, denn seine Musik spricht für sich selbst. Und dennoch ein paar Worte über diesen unglaublich interessanten Künstler, der hoffentlich bald die ganze Welt erobern wird: Rich Aucoin ist de facto einer der talentiertesten, kreativsten und faszinierendsten Musiker derzeit, dessen Debütalbum nicht mehr und nicht weniger ist als eine Ode an das Leben.
Wer schon einmal die Ehre hatte, Rich Aucoin live zu sehen, der weiß, was das für eine wahnwitzige Angelegenheit das ist. Aucoin ist der geborene Performer, der einfach mal zweieinhalb Stunden lang die Menge zum Mittanzen, -springen, -schreien und -singen animiert und dabei keinerlei Kontakt scheut, sondern in die Masse hüpft, den Arm um seine Fans schlingt und sich unter das feiernde Volk mischt. Diese pure Lebensenergie hat Aucoin nun nach fünfjähriger Arbeit und einer Reise quer durch Kanada in ein Album umgewandelt, bei dem nichts dem Zufall überlassen wurde und das ein in sich geschlossenes, perfekt durchorganisiertes Epos darstellt.
Ein Großteil des Albums besteht dabei nicht einmal wirklich aus einzelnen Songs, sondern vielmehr aus orchestralen, rhythmischen Intros und Outros, die von einer "eclectic morning overture" bis hin zu einem Nachsinnen über Tod und Leben reichen. Aucoins Sound schafft es dabei, etwas wirklich Neues zu erschaffen und sich eigenständig zu entwickeln, ist experimentierfreudig und abwechslungsreich und in sich dennoch stimmig. Er vermischt Synthie-Pop mit choralen Klängen, schnelle Rhythmen mit rockiger Gitarre und erzählt mit jedem seiner Tracks eine eigene Geschichte, die oft nur durch den Titel angedeutet ist, weniger durch die Lyrics. Diese sind zwar simpel und repetitiv, aber keinesfalls von geistiger Einfachheit – "We're All Dying to Live" erhebt vielmehr den Anspruch, philosophische Fragen auszuloten, besingt das Leben, die Freude, die Suche nach dem alles umfassenden und alles erklärenden "it".
Und bei all dieser Vielschichtigkeit, die man gut und gerne mit der Epik von Aucoins kanadischen Kollegen Arcade Fire vergleichen kann (deren Debütalbum "Funeral" einem hier in den Sinn kommt), macht diese Platte einfach nur Spaß. Sie ist so energetisch und impulsiv wie ihr Erschaffer, sie ist kreativ, aufgeweckt, gewagt und zelebriert die Freude am Leben. Und sie zeigt, dass es da draußen immer noch unglaublich phantasievolle Menschen gibt, die Musik machen, um Musik zu machen und für nichts anderes.
Fazit
Das Fazit ist ganz einfach: Holt euch diese Platte. Legt sie in den CD-Player, versammelt alle eure Freunde und tanzt los. "We're All Dying to Live" ist ein wirklich großartiges Debütalbum, das Rich Aucoin hoffentlich zum verdienten Erfolg katapultieren und auf eine Welttournee schicken wird, damit jeder die Chance bekommt, diesen Mann einmal live zu erleben. Bis dahin gibt es ja die Repeat-Taste.
Anspieltipps
Brian Wilson is ALIVE (All Living Instantly Vanquish Everything)
It
We Must Imagine Sisyphus/Ourselves Happy
Undead Pt.1 – Estrangement
Artistpage
Tracks
1. | The Morning Becomes Eclectic Overture | |||
2. | All You Cannot Live Without | |||
3. | Being in Need of Something | |||
4. | Even If All Your Friends Abandon You, SMILE | |||
5. | Brian Wilson is ALIVE (All Living Instantly Vanquish Everything) | |||
6. | We're All Slaves to the Two-Four | |||
7. | The Little Creatures Know | |||
8. | It | |||
9. | The Greatest Secret in the World | |||
10. | Watching Ice Station Zebra for the 15th Time | |||
11. | P:U:S:H | |||
12. | We Must Imagine Sysiphus/Ourselves Happy | |||
13. | 1929-1971 | |||
14. | Watching, Wishing, Waiting | |||
15. | Please Give This to Seymour Stein | |||
16. | Hope For the Flowers | |||
17. | Undead Pt.1 - Estrangement | |||
18. | Undead Pt.2 - Reconciliation | |||
19. | Watching Herzog and Listening to THE IDIOT | |||
20. | Living to Die | |||
21. | Dying to Live | |||
22. | 500 People Talking |
Maria Gruber - myFanbase
29.09.2012
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 28.09.2012Genre: Pop, Independent, Experimental, Elektro, Dance-Pop, Dance
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