Bewertung
Cro

Raop (Premium Edition)

"Hi Kids, ich bin Carlo, werft den Arm hoch und gebt mit ein "Hallo"!" So begrüßt Carlo, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Cro, die Fans in seinem Lied "Hi Kids". Und auch wenn es jenes Lied nicht auf das Erstlingswerk "Raop" – betitelt nach der Eigendefinition seines Musikstils als eine Mischung aus Rap und Pop – geschafft hat, so gibt es doch die Richtung vor, die das gesamte Album einschlägt. Cro bleibt seiner Linie aus einfacher Gute-Laune-Musik und witzigen Beats also treu. Trotzdem – oder gerade deshalb – bleibt "Raop" nur ein solides Popalbum, dass für laue Sommernächte gut geeignet ist, aber darüber hinaus nicht viel Neues zu bieten hat.

Foto: Cro - "Raop" - Copyright: Chimperator
Cro - "Raop"
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Wohl kein Album ist in 2012 so mit Spannung erwartet worden wie das Debüt des jungen Stuttgarters, der sich mit seinem Song "Easy" in die Herzen der YouTube-Nutzer gesungen hat. Eben jener Song hat bei der Internetplattform mittlerweile mehr als 25 Millionen Klicks. Das Geheimnis hinter seinem Erfolg ist nicht nur die markante Pandamaske, die er sich zwecks Anonymität bei jedem seiner Auftritte überzieht, sondern auch sein unvergleichlicher Stil. Seine Lieder zeichnen sich durch lockere Beats aus, wobei er häufig auch Aufnahmen von anderen Künstlern benutzt und sein eigenes Werk daraus macht, wie zum Beispiel bei seiner ersten Nummer "Easy", deren Melodie von Bobby Hepps "Sunny" stammt. Ein weiteres gelungenes Sample ist das Lied "Kein Benz" indem sich Cro instrumental und melodisch bei The Ceasars und ihrem Lied "Jerk It Out" bedient. Leider ist auch diese Lied wie "Hi Kids" nicht auf dem Album vertreten und kann deshalb nur im Rahmen seines Mixtapes auf YouTube angehört werden.

Darüber hinaus sind es vor allem die humorvollen Texte und die lässige, entspannte Art die Cro zu etwas Besonderem machen. Auch wenn zu erkennen ist, dass Cro noch nicht die Sicherheit im Texten besitzt die z.B. Rapper wie Prinz Pi haben, so ist dennoch zu sehen, dass Cro durchaus ein Talent dafür hat, mit Worten zu spielen und den ein oder anderen Wortwitz zu liefern. Dass "Raop" dennoch hinter den Erwartungen zurückbleibt, liegt weniger an Cro selbst, der vor Originalität und Sympathie nur so sprüht, sondern mehr daran, dass "Raop" keine Überraschungen bietet. Stattdessen wirkt es eher als habe man versucht an den tollen Erfolg von "Easy" anzuknüpfen und deshalb lieber auf Nummer sicher zu gehen und Lieder zu kreieren, die mehr oder weniger Ähnlichkeiten zum Erfolgshit aufweisen. Mal gelingt dies besser mal schlechter.

Mit "Intro" schafft Cro auf jeden Fall einen passablen Einstieg. Der Beat ist neu und frisch und Cros schneller Sprechgesang in diesem Lied zeigt erstmals, dass es sich bei Cros Musik in der Tat um eine Mischung aus Rap und Pop handelt. Bis dato wirkten die Songs auf mich eher wie normale Popnummern mit geringem Rapanteil. Nichtsdestotrotz kann auch das Intro nicht vollends überzeugen, denn der Text ist, wie von Cro nicht anders gewohnt, zwar humorvoll, aber dreht sich, nach "Easy" und "Hi Kids", ein weiteres Mal um Cro selbst und seinem plötzlichen Erfolg.

Neben "Intro" und "Easy" gelingt Cro auch in "Einmal um die Welt", "King of Raop" und "Du" die Hörer von seinem Talent zu überzeugen. Besonders letzteres ist ein wirklich tolles Liebeslied, indem Cro von einer Frau singt, die ihm sehr viel bedeutet und glücklicher macht als alles andere auf der Welt. Während "Du" also durch seinen Text überzeugen kann, sind "Einmal um die Welt" und "King of Raop" eher einfachere Lieder mit Ohrwurmcharakter. Vor allem in "Einmal um die Welt" ist so gut wie kein Rapelement zu erkennen. Dennoch kann das Lied durch seine Einfachheit und seinen Flow den Hörer für sich gewinnen.

Die restlichen Lieder des Albums bleiben leider im Mittelmaß stecken und können kaum überzeugen. Ein Beispiel dafür ist der Track "Wie ich bin". Der Text ist okay, jedoch nichts Neues. Cro beschreibt, wie der Titel schon erahnen lässt, seine eigene Persönlichkeit. Keine schlechte Idee, jedoch fehlt dem Song textlich gesehen, wie vielen anderen Songs auf dem Album, die Tiefe. Hinzukommt, dass die Beats wenig Abwechselung bieten. "Wie ich bin" ist keinesfalls ein schlechter Song, aber kann deshalb nicht überzeugen, weil er belanglos erscheint und sich nicht von den anderen Songs abhebt. Insgesamt ist jedes Lied so wie man es von Cro erwartet hätte, aber doch irgendwie zu wenig, um vollends den Hörer für sich zu gewinnen. Bei all der Guten-Laune-Musik fällt es schwer, Cro seine Texte abzukaufen. Es mangelnd eben an Authentizität und Abwechslung. Stattdessen läuft man Gefahr, dass Album schon nach einmaligen Hören in die Ecke zu legen.

Ein Lichtblick sind auf jeden Fall die Bonus Tracks "Hässlich" und "Papa schüttelt seinen Kopf" auf der Premium Version der Platte. Besonders letzteres ist zwar instrumental sehr einfach, aber diesmal weiß Cro lyrisch zu überzeugen. Der Chorus erinnert ein wenig an Kraftklubs "Zu jung" und bietet im Hinblick auf den Rest des Albums wirklich mal etwas Anderes.

Fazit

Cros Erstwerk "Raop" ist ein solides Popalbum mit wenigen Rapelementen und weiß in diesem Sinne durchaus für sich zu gewinnen. Jedoch fehlt dem Album das ein oder andere herausragende Lied, welches das Album zu etwas Besonderem gemacht hätte. So kreiert Cro zwar eine Gute-Laune-Platte für die Sommerzeit, schafft es darüber hinaus aber nicht den Hörer zu überraschen und Neues an ihm zu entdecken. Alles in allem erfüllt "Raop" aber wohl die Erwartungen des vor allem jungen Publikums an ein Popalbum, welches darauf angelegt war, die breite Masse zu überzeugen ohne zu viel zu riskieren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Anspieltipps

Easy

Du

Einmal um die Welt

Papa schüttelt seinen Kopf

Artistpage

CroMusik.info

Tracks

CD 11.Intro
2.King of Raop
3.Easy
4.Geile Welt
5.Du
6.Wie ich bin
7.Meine Zeit
8.Nie mehr
9.Jeder Tag
10.Genauso
11.Einmal um die Welt
12.Wir waren hier
13.Ein Teil
14.Hässlich (Bonustrack)
15.Papa schüttelt seinen Kopf (Bonustrack)
16.Meine Zeit (Jopez-Remix, Bonustrack)
17.Easy (Guido-Craveiro-Reggae-Remix, Bonustrack)
18.Wir waren hier (Budget-Remix, Bonustrack)
19.Meine Zeit (Kaas-, Maeckes- und Peerless-Remix, Bonustrack)
CD 21.Road To Raop (DVD)

Constanze L. - myFanbase
14.10.2012

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