Coexist
An The XX war bisher und ist immer noch so vieles erstaunlich, dass einen im Endeffekt gar nichts mehr erstaunt: Es ist erstaunlich, dass sie eine der ganz wenigen Hypebands sind, auf die sich wirklich alle einigen können. Es war erstaunlich, wie vor drei Jahren ihr Debütalbum aus dem Nichts einschlug und mit einer ganz eigenen Stilrichtung überraschte. Es war erstaunlich, dass dies einer Handvoll 19-jähriger Teenager gelang. Es war noch erstaunlicher, dass eben diese Teenager mit minimalistischer Instrumentierung und unterkühlter Elektronik Songs erschufen, die trotz dieser Rahmenbedingungen unglaublich unter die Haut gingen und intensiver und authentischer waren, als die meisten anderen Veröffentlichungen im Jahr 2009.
Dass sie nun mit "Coexist" ein Album nachlegen, das nicht nur den immens hohen Erwartungen gerecht wird, sondern schon wieder eine der besten Platten dieses Jahres wird, ist dann eigentlich nur mehr eine logische Schlussfolgerung. Ein paar Scherzbolde oder vielleicht auch die Band selbst hatten das Gerücht in die Welt gesetzt, dass das zweite Album der Engländer eine Danceplatte werden würde. Alle waren ganz aufgeregt – im Endeffekt entpuppt sich "Coexist" als noch ruhiger und reduzierter als das Debüt.
Es gibt keine so offensichtlichen Hits wie "Crystalised", dafür unzählige Zeilen über vorhandene und verlorene Nähe, von denen man jede einzelne zitieren möchte. Noch mehr im Zentrum stehen dieses Mal die Stimmen von Romy Madley Croft und Oliver Sim und ihr perfekt harmonierender, klarer Gesang, dem sich zwei, drei zerbrechliche Instrumente mit ihren Melodien unterordnen.
Die Songs heißen "Chained" und "Reunion" und "Missing" und hier wie da genügt diese Schlichtheit, und trotzdem ist alles und viel mehr gesagt. Womit wir wieder beim Thema "erstaunlich" wären: Während andere in dem Alter noch viel zu dick auftragen und in der panischen Suche nach ihrem künstlerischen Selbst so einiges falsch anpacken, sind The XX schon ganz bei sich. Und das mit einer Selbstverständlichkeit, die fast unheimlich anmutet, wenn man bedenkt, dass sie die wichtigsten und prägendsten Jahre ihres Erwachsen-Werdens im Tour-Trubel verbracht haben und dennoch so reife und abgeklärte Songs schreiben können.
Lernen kann man viel von den Gerade-kaum-nicht-mehr-Teenagern: Dass gerade die Kühle und Zurückhaltung ihrer Musik auf eine entrückte Art und Weise weit mehr berührt als vor Pathos triefende Songs. Und: Weniger ist oft mehr und oft ist nichts am besten – und zwar dann, wenn nur Romy und Olivers Stimmen zu hören sind und alle Instrumente sowie der Hörer andächtig schweigen. Richtig offensiv geht es selten auf der Platte zu – die Stimmung ist noch introvertierter und behutsamer, lediglich eine Handvoll Songs wie "Sunset" oder "Tides" gehen mit der Zeit ein Stückchen aus sich heraus, "Swept Away" darf gar vorsichtig als "lebendigster" Song bezeichnet werden.
Fazit
"Coexist" braucht Lautstärke und Raum, damit es so groß werden kann, wie es wirklich ist. Dann wird es zu einem intensiven, berührenden Hörerlebnis – oder, um es ganz einfach zu sagen: Es ist erstaunlich.
Anspieltipps
Chained
Sunset
Tides
Swept Away
Artistpage
Tracks
1. | Angels | |||
2. | Chained | |||
3. | Fiction | |||
4. | Try | |||
5. | Reunion | |||
6. | Sunset | |||
7. | Missing | |||
8. | Tides | |||
9. | Unfold | |||
10. | Swept Away | |||
11. | Our Song |
Stephanie Stummer - myFanbase
29.10.2012
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 07.09.2012Genre: Independent, Elektro
Jetzt bestellen
Album jetzt bei Amazon.de
bestellen
Aktuelle Kommentare
22.11.2024 21:56 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Hat schon jemand reingeschaut? Bin akutell bei Folge 1... mehr
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr