Fire It Up
Einen Mann, der seit knapp 50 Jahren im Geschäft ist, braucht man sicher nicht mehr vorstellen. Man kennt Joe Cocker, schätzt ihn und wenn man "Hard Knocks", sein Album von vor zwei Jahren kennt, weiß man, was einen auf seinem 23. Studioalbum erwartet. Nachdem er 2010 nun endlich mal die deutschen Charts der Longplayer anführte und mehr als 200.000 Exemplare verkaufte, holte er sich für den Nachfolger die genau gleichen Musiker und den selben Produzenten ins Studio. Das winning team wurde also nicht verändert.
Geändert wurde nur eins: Nach nur zwei Songs, die vor "Hard Knocks" von Anderen gesungen wurden, gibt es auf "Fire It Up" mehr davon. Der bluesig-rockende Titelsong, gleichzeitig auch erste Singleauskopplung, zum Beispiel stammt von dem vor allem in Kanada berühmten Countrysänger Johnny Reid. Im Gegensatz zu ihm bringen Cocker und sein Backgroundchor fünf Mal so viel Druck und Kraft in den Titel, allerdings nicht so viel wie in die zwei Eröffnungstracks von "Hard Knocks". Gleiches gilt für "I Come In Peace", eigentlich von dem Australier Ross Wilson aufgenommen. Joes kratzig powernde Stimme hebt auch hier die weichgespülte Produktion bis dann gegen Ende coole Klaviertupfer weitere Akzente setzen.
Die Coverversionen "You Don't Need a Million Dollars" und "I'll Walk in the Sunshine Again" funktionieren besser, gehören aber halt auch in die weiche und ruhige Ecke. Während letztgenannter Song von Keith Urban im Original furchtbar schmalzig wirkt, wird der Titel hier dezent mit 80s-Keyboard-Klängen angereichert, was eine willkommene Abwechslung in die Platte bringt. Der Song mit den Dollars ist im Original von Rob Giles, der übrigens der Ehemann von Caterina Scorsone und Produzent von Sara Ramirez ist, bereits wunderschön. John Robert Cocker bringt die Ballade weniger akustisch, aber ebenfalls zart und leise. Anders als "You Love Me Back" und "Younger" (eigentlich von Gary Burr & Shawn Colvin), die sich kaum in den Gehörgängen festsetzen können, ist "You Don't Know What You're Doing to Me" eine weitere eindrückliche Ballade. Geschrieben wurde sie von "One Tree Hill"-Schauspieler/Sänger Tyler Hilton für sich selbst mit dem Anliegen, mal wie Joe Cocker zu klingen – nun fühlt er sich "like the coolest person ever", dass jene Legende sie für sich würdig fand.
Keine Geringere als Joss Stone ("The Soul Sessions Vol. 2") hat an "The Letting Go" mitgeschrieben. Hätte sie mitgesungen, hätte das den Song wohl zum Albumhighlight werden lassen, aber auch so beeindruckt der Sänger aus Sheffield mit seinem souligsten Gesang auf der Platte. Seine Stimme ist es auch, die "Eye on the Prize" und "I'll Be Your Doctor" hörenswert macht. Gemeinsam mit Chor-Ladies wie Toto-Tourmitglied Mabvuto Carpenter oder Julia & Maxime Waters, die schon für die Supremes sangen, groovt und funkt der Engländer, als gäbe es keinen Halt mehr. Der Text von "I'll Be Your Doctor" will zwar nicht so ganz zu Cocker passen, aber ansonsten gilt: Genau so will man ihn hören!
Anders als auf "Hard Knocks" ragen hier nicht drei, vier Lieder heraus, sondern einzig und allein die Stimme des Sängers. Ob das Absicht war, bleibt zu bezweifeln und für Album Nr. 24 daher zu wünschen, dass (noch) bessere Songs ausgewählt werden. Vielleicht sollte sich der 68-Jährige nicht nur in den Country-, sondern auch mal wieder in den Soul- und Blues-Liederbüchern umschauen...
Fazit
Auch wenn Joe Cocker seine Mannschaft genauso wenig änderte wie ich den ersten Satz meiner Einleitung, so ist "Fire It Up" dennoch kein Abklatsch, sondern ein eigenständiges Album von einer der größten Stimmen, die es derzeit gibt. Tiefe Emotionen bringt der Brite ebenso souverän und eindrücklich rüber wie energiegeladene Lieder für den Hintergrund einer Feier oder Autofahrt. Die elf Songs sind kein Übermaß an Innovation und Preisverdächtigkeit, aber dennoch anspruchsvolle Musik im Genre des erwachsenen Pop, der hier und da eine rauere Produktion gut getan hätte und deren Daseinsberechtigung letztlich allein Cockers Organ darstellt.
Anspieltipps
Fire It Up
I'll Be Your Doctor
You Don't Need a Million Dollars
You Don't Know What You're Doing to Me
Artistpage
Tracks
1. | Fire It Up | |||
2. | I'll Be Your Doctor | |||
3. | You Love Me Back | |||
4. | I Come In Peace | |||
5. | You Don't Need a Million Dollars | |||
6. | Eye on the Prize | |||
7. | Younger | |||
8. | You Don't Know What You're Doing to Me | |||
9. | The Letting Go | |||
10. | I'll Walk In the Sunshine Again | |||
11. | Weight of the World |
Micha S. - myFanbase
18.01.2013
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 16.11.2012Genre: Soul, Pop, Blues
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Aktuelle Kommentare
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