Quentin Tarantino's Django Unchained: Original Motion Picture Soundtrack
"[...] - a lot of these came from my personal vinyl collection. Instead of having the record companies give me new digitally cleaned up versions of these recordings from the 60's and 70's. I wanted to use the vinyl I've been listening to for years – complete with all the pops and cracks. [...] I wanted people's experience to be the same as mine when they hear the soundtrack for the first time." - Quentin Tarantino
Quentin Tarantino versteht es wie kein anderer, die Musik in seinen Filmen nicht als bloßes Hintergrundgedudel einzusetzen, sondern sie zu einem treibenden, stilprägenden Charakter zu machen. Mit beeindruckenden Genrekenntnissen, schlafwandlerischer Sicherheit und viel Liebe zum Detail erschafft er Film für Film Sequenzen, die ausnahmsweise zu Recht das Prädikat "Kult" verdienen und tatsächlich in Windeseile zum sogenannten "Kulturgut" werden.
Plötzlich tanzen die Teenies auf den Partys wieder Twist – und tun es damit Mia Wallace und Vincent Vega beim "Jack Rabbits Slims Twist Contest" gleich. "Stuck in the Middle With You" ist nicht der Song von One-Hit-Wonder Stealers Wheel, sondern der Song, zu dem Mr. Blonde tänzelt und singt, während er einem Polizisten das Ohr abschneidet. Wer es zudem noch schafft, dass eine im Grunde bekloppte Truppe wie die George Baker Selection wie der geilste Scheiß klingt, und eine etwas in die Jahre gekommene Musikrichtung nicht mehr als "Surfrock", sondern als "Pulp-Fiction-Musik" gesehen wird, dann hat dieser Jemand alles richtig gemacht, was man richtig machen kann.
Ein neuer Film von Tarantino bietet immer auch etwas Spannendes für die Ohren – über "Django Unchained" selbst, was ihn anders und speziell macht, wurde ja schon viel gesagt: Wir haben als heikles Thema die Sklaverei, einen Schwarzen als Helden eines Western und erneut brillierende, mit Genuss agierende Schauspieler. Beim Soundtrack selbst gibt es nun auch einige Premieren zu vermelden: Neben dem im Eingangszitat erwähnten Songmaterial, das inklusive Rauschen und Knacken aus Tarantinos eigener Vinylsammlung stammt, wurden auch erstmals Exklusivaufnahmen für den Film verwendet.
Anthony Hamilton & Elayna Boynton ("Freedom"), John Legend (”Who Did That to You?”), Rick Ross (”100 Black Coffins”) und Elisa & Ennio Morricone ("Ancora Qui") haben Tarantino ihre Songs zu Verfügung gestellt. Besonders den letzten beiden Nennungen gebührt Aufmerksamkeit: "100 Black Coffins", übrigens produziert von Jamie Foxx, ist ein stampfender Rap-Song der wieder einmal beweist, wie herrlich Tarantino auf alle Konventionen pfeift, solange der Vibe stimmt. Setting und Jahreszahlen halten ihn kein bisschen davon ab, Hip-Hop neben Funk oder Folk in seinem Film zu spielen – hier trifft ein 2Pac/James-Brown-Remix wie selbstverständlich auf alte Spaghetti-Western-Instrumentals oder eine hippieske Nummer von Jim Croce ("I Got a Name"); nicht auf dem Soundtrack vertreten, aber ebenso originell im Film war die Verwendung von Richie Havens‘ Woodstock-Performance von "Freedom".
Die zweite oben angeführte "besondere" Exklusivaufnahme ist das von Ennio Morricone komponierte und von Elisa gesungene "Ancora Qui" – ein unter die Haut gehender Song, mit dem bestimmt ein Traum von Tarantino in Erfüllung gegangen ist. Die italienische Komponistenlegende findet man sowieso ständig auf Tarantinos Soundtracks (auch auf "Django – Unchained" tummeln sich noch ein paar "geborgte" Morricone-Stücke) – ein persönlich beigesteuerter Beitrag vom Meister, der zudem noch den Begriff "Spaghetti-Western" zutiefst verabscheut, kommt da schon einer besonderen Ehre gleich.
Wie üblich werden zwischen die einzelnen Tracks stets Dialogfetzen aus dem Film gestreut, um praktisch auf den nächsten Song-Knüller vorzubereiten – und immer wieder muss man Tarantinos Geschmackssicherheit betonen: Obwohl er sich bei den unterschiedlichsten Genres bedient und eine Menge Musik aus alten Western (beispielsweise den Theme-Song vom "echten" Django) mit neu komponierten Stücken mischt, wirkt der Soundtrack wie aus einem Guss.
Fazit
Der Film selbst und auch der dazugehörige Soundtrack können den hohen Erwartungen standhalten – wieder einmal beweist Tarantino, dass er nicht nur einen exquisiten Musikgeschmack hat, sondern diesen auch überaus geschickt einzusetzen weiß. Sein bunter Mix aus alten Western-Nummern, Geheimtipps und neuem Material funktioniert auch ohne Film sehr gut – und lädt zudem dazu ein, ein wenig über den musikalischen Tellerrand zu blicken.
Anspieltipps
Django (Main Theme)
Freedom
I Got a Name
100 Black Coffins
Who Did That to You?
Webseite
Tracks
1. | Winged | James Russo | ||
2. | Django | Rocky Roberts & Luis Bacalov | ||
3. | The Braying Mule | Ennio Morricone | ||
4. | In that Case Django, After You... | Christoph Waltz & Jamie Foxx | ||
5. | His Name Was King | Luis Bacalov | ||
6. | Freedom | Anthony Hamilton & Elayna Boynton | ||
7. | Five-Thousand-Dollar Nigga's and Gummy Mouth Bitches | Don Johnson & Christoph Waltz | ||
8. | La Corsa (2nd Version) | Luis Bacalov | ||
9. | Sneaky Schultz and the Demise of Sharp | Don Stroud | ||
10. | I Got a Name | Jim Croce | ||
11. | I Giorni Dell'ira (Days of Anger) | Riz Ortolani | ||
12. | 100 Black Coffins | Rick Ross | ||
13. | Nicaragua | Jerry Goldsmith featuring Pat Metheny | ||
14. | Hildi's Hot Box | Samuel L. Jackson & Leonardo DiCaprio | ||
15. | Sister Sara's Theme | Ennio Morricone | ||
16. | Ancora Qui | Ennio Morricone & Elisa | ||
17. | Unchained (The Payback/Untouchable) | James Brown & 2Pac | ||
18. | Who Did That To You? | John Legend | ||
19. | Too Old to Die Young | Brother Dege | ||
20. | Stephen the Poker Player | Samuel L. Jackson | ||
21. | Un Monumento | Ennio Morricone | ||
22. | Six Shots Two Guns | Samuel L. Jackson & Jamie Foxx | ||
23. | Trinity (Titoli) | Franco Micalizzi & Annibale mit I Cantori Moderni di Alessandroni |
Stephanie Stummer - myFanbase
31.01.2013
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 18.12.2012Veröffentlichungsdatum (DE): 18.01.2013
Genre: Soundtrack
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